Das Erdbeben wird zwischen Onstmettingen und Bisingen in einer Tiefe von zehn Kilometern verortet. Foto: SED / www.seismo.ethz.ch

Über 200 kleine Erschütterungen am Montag. Steht erneut große Katastrophe wie 1978 bevor?

Albstadt - Am späten Montagabend hatte in Albstadt, genauer zwischen Onstmettingen und Thanheim, die Erde gebebt. Wie der Landeserdbebendienst am Dienstag mitteilte, war das die Spitze eines Erdbebenschwarms von über 200 Kleinstbeben. Wird Albstadt also bald wieder eine große Katastrophe, wie im Jahr 1978, erreichen?

Stefan Stange, Direktor des Landeserdbebendienstes Südwest in Freiburg, kann diese Frage nicht beantworten, denn "Erdbeben sind nicht vorhersehbar". Allerdings erklärt Stange, wie die Ereignisse am Montag gedeutet werden können.

Über 200 kleine Erdbeben

Am Montag habe es ab den frühen Morgenstunden einen Erdbebenschwarm in der Region Albstadt gegeben. Von einem Schwarm sprechen Seismologen immer dann, wenn es viele sehr kleine Erdbeben im selben Stärkebereich gibt, erklärt Stange. Im Fall Albstadt waren das rund 200 Erschütterungen mit einer Magnitude von maximal 2,0 auf der Richterskala. Erste Angaben die am Montag im Internet kursierten und von lediglich 20 Beben berichten, würden sich dabei auf die Beben zwischen Magnitude 1,0 und 2,0 beziehen.

Den Höhepunkt dieses Schwarms und gleichzeitig auch das Ende, bildete das schwerere Beben um 23.05 Uhr. Mit einer Stärke von 3,5 auf der Richterskala wurde das Beben in einer Tiefe von zehn Kilometern in der Nähe des Zollersteighofs gemessen. Das Besondere: in Albstadt und der näheren Umgebung war das Erdbeben kaum zu spüren. Grund dafür sei laut Stange die Tiefe. Im Vergleich zum Erdbeben am 4. November 2019, dass mit einer Tiefe von vier Kilometern eher flach und direkt zu spüren war, zog sich das erneute Beben in einen größeren Umkreis und zeigte sich am stärksten im Raum Balingen.

Nach dem stärkeren Beben flaute der Schwarm ab. Seit dem war es nur noch zu vereinzelten kleinen Nachbeben gekommen. Unter anderem um 6.09 Uhr am Dienstagmorgen.

25 Kilometer sind realistisch

Beim Landeserdbebendienst wird von einer "häufigen Spürbarkeit" von rund 25 Kilometern gesprochen. In diesem Radius zwischen Albstadt und Tübingen sei das Beben fast überall spürbar gewesen. Vereinzelt seien Meldungen jedoch auch aus dem Raum Stuttgart eingegangen. Die entfernteste Meldung verortet Stange somit in rund 80 Kilometer Entfernung des Epizentrums.

Wieso die Stuttgarter noch vom Wackeln betroffen waren, ergebe sich laut Stange durch das Großstadt-Flair: Hochhäuser sind anfällig für kleinere Beben. Da Stuttgart sich damit von der ländlichen Region um Albstadt abhebt, seien die Meldungen aus Sicht der Seismologen verständlich.

Im Internet viel diskutiert

Bereits wenige Minuten nach dem Beben meldeten diverse Facebook-Seiten verschiedene Informationen. Grund dafür sei, dass die Beben vorerst nur geschätzt werden können, heißt es vom Landeserdbebendienst Südwest. Als genaue Angabe zählt das Ergebnis erst, wenn die Messung manuell überprüft und bestätigt wurde, was bei den hier genannten Ergebnissen der Fall ist.

Sogenannte "Shakemaps", also Karten, auf denen das Ausmaß der Erschütterungen abgebildet ist, seien jedoch mit Vorsicht zu genießen. Diese Stimmen zwar meistens, können jedoch zu Verwirrungen führen: Auf einer Karte von www.erdbebennews.de wird Balingen mit einer Stärke von 4,2 angegeben, wobei es sich jedoch lediglich um die Intensität der Erschütterung handelt und nicht um die tatsächliche Stärke.

Schäden wurden der Polizei und dem Landeserdbebendienst am Dienstag keine mitgeteilt. Bei der Polizei hätte es lediglich den Anruf eines besorgten Anwohners gegeben, der wissen wollte, was hinter dem nächtlichen Grollen steckt.

Bereits 2019 gab es eine Erdbebenserie bei Albstadt: