Am 6. November brannte die Firma Carl Meiser auf Langenwand. Foto: Kistner

Acht Wochen nach Brandkatastrophe bei Firma Meiser läuft Produktion wieder zu 100 Prozent.

Albstadt-Tailfingen - Am 6. November brannte die Firma Carl Meiser auf Langenwand; es entstand Sachschaden in Millionenhöhe. Doch schon am 25. November begannen die Räder, sich wieder zu drehen, und nun, zum Jahresende, läuft die Produktion rund – zwar beengt und gehandicapt, aber dennoch auf Hochtouren.

Die mit Abstand größte Gefahr, die einem mittelständischen Industriebetrieb und ganz besonders einem Zulieferer der großen Automobilhersteller, nach einer Katastrophe wie dem Tailfinger Brand droht, ist der Kundenverlust. Für Jens Meiser, den Chef der Firma "Carl Meiser", ging es im November also nicht um die Perspektive, irgendwann wieder produzieren zu können, sondern darum, so schnell wie möglich wieder anfangen zu können. Er musste im Geschäft bleiben.

Das hat er geschafft, dank dem gewaltigen Einsatz der eigenen Mitarbeiter, die in Sonderschichten den Flurschaden bereinigten, dank externer Dienstleister und nicht zuletzt dank der Stadt, die die nötigen Provisorien in höchstmöglichem Tempo prüfte und genehmigte. Meiser hat die Arbeitsstunden gezählt, die die "Reanimierung" erforderte: 17 000. "Das geht nur mit Leuten, mit denen man über Jahre zusammengearbeitet hat."

Indes muss man auch Glück haben: Hätten die Flammen nicht restituierbare Firmendaten oder den Maschinenpark zerstört, dann wäre die Katastrophe vollkommen gewesen. Aber genau das war nicht der Fall. Gebrannt hatten vor allem der sogenannte Infrastrukturtrakt, Teile des Lagers und die Verwaltung – und damit war das hinüber, was sich notfalls ersetzen ließ: die Energiezentrale mit ihren Kesselhäusern, die Druckluftanlage, die Wasseraufbereitung, die Entwicklungs- und Qualitätslabore, die Photovoltaik auf dem Dach und die Spiegelanlage, die Prozesswärme erzeugte. Gewiss, in der Verwaltung hatte es etliche Rechner erwischt, aber noch während des Löscheinsatzes hatte die Feuerwehr alle Server geborgen, die ihr als betriebswichtig bezeichnet worden waren – die Wehrmänner sind dank mehrmaligen Übungen und einem vorausschauenden Brandschutz bestens "gebrieft" – , und die wichtigsten Daten saßen ohnehin auf externen Servern, schwebten also, hoch über dem Flammeninferno, auf der "Cloud". Sie waren intakt und standen zur Verfügung.

Aber natürlich nicht auf Fingerschnippen. Die Maschinen von Carl Meiser, die zu einem großen Teil maßgefertigte Eigenentwicklungen sind, waren vom Feuer verschont blieben, aber nicht von Ruß und Löschschaum. Sie mussten vom Lieferanten so schnell wie möglich gesäubert und flottgemacht werden – hätten sie neu geliefert werden müssen, dann hätten wohl allein die Wiederbeschaffungszeiten Meiser das Genick gebrochen. Parallel dazu stellten Datenfachleute, die bereits am Tag zwei nach dem Brand die Arbeit aufgenommen hatten, die Datennetze wieder her: "Industrie 4.0" ist bei Carl Meiser weder Vision noch Drohszenario, sondern längst Realität; daher wäre der finale Datenverlust auch so verhängnisvoll gewesen.

All diese Instandsetzungsarbeiten gingen hinter verschlossenen Türen oder andernorts über die Bühne – sichtbar vollzog sich vor allem die Montage der provisorischen Energiezentrale, die mitten auf der Langenwandstraße aufgestellt wurde und dort wohl noch eine ganze Weile bleiben wird. Das gilt auch für die Verwaltung: Ihr Exilort ist die ehemalige Lehrwerkstatt der Firma Küfner in der Seidelbaststraße – Jens Meiser muss nur aus dem Fenster schauen, dann sieht er seine Produktionshallen. Und dahinter die Brandruine seiner früheren Verwaltung.

Und nun? Seit Mitte Dezember läuft die Produktion wieder zu 100 Prozent, die Lieferzusagen an die Kundschaft konnten allesamt eingehalten werden, nirgendwo stand auch nur eine Fertigungsstraße still – und für die Zukunft hat Jens Meiser ehrgeizige Pläne: Er sucht neue Mitarbeiter, will aufstocken, investieren, zusätzlichen Schwung aus dem Rückschlag gewinnen. "Wir haben interessante neue Produkte in der Pipeline. Und uns viel vorgenommen."