Besinnlichkeit und gute Laute schließen einander nicht aus – man konnte es im Café "Qué Vivas" erleben. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Heiliger Abend: In Ebingen und Tailfingen konnte man auch "aushäusig" feiern

Sowohl in Ebingen als in Tailfingen hatten diejenigen, die den Heiligen Abend nicht allein daheim verbringen oder lieber mit anderen, Gleichgesinnten und -gestimmten, feiern wollten, wieder Gelegenheit dazu.

Albstadt-Ebingen/-Tailfingen. Es ist längst Tradition, dass die evangelische Kirche in Ebingen Menschen, die den Heiligabend andernfalls allein verbracht hätten, ins Gemeindehaus Spitalhof einlädt. Auch in diesem Jahr warteten dort auf die Gäste festlich gedeckte Tische und ein hell erleuchteter Weihnachtsbaum. Das Essen bildete zwar den Mittelpunkt der Feier, doch waren die Saitenwürste und der schmackhafte Kartoffelsalat nicht die einzigen Leckerbissen des Abends.

Hatte eingangs bei der Deutung eines Bildes, das in der Mitte das Christkind und ringsherum sich teils abwendende, teils verharrende Füße zeigte, noch die Nachdenklichkeit dominiert, wurde es im Laufe des Abends immer lustiger. Pfarrer Walter Schwaiger richtete, damit man sich kennenlernte, zwölf Fragen an die Runde, und erfuhr so, dass außer Ebingern auch noch einige Frauen aus Meßstetten gekommen und dass neun der Versammelten erstmals dabei waren. Doch, einige hatten zu Hause Christbaum und Krippe stehen, alle sangen gerne Weihnachtslieder, und niemand trauerte dem geschmolzenen Schnee hinterher. Und wer schaut sich gerne das "Traumschiff" an? Hier outete sich der Pfarrer – auch er geht gerne auf mediale Kreuzfahrt.

Marlies Haist kündete mit ernster Miene das "Weihnachtsevangelium nach Markus" an, doch der Schalk blitzte ihr aus den Augen – es gibt nur das nach Lukas. Ihre Geschichte handelte denn auch von einem Vater, der seinem vierjährigen Sohn die Weihnachtsgeschichte erzählt – und dabei immer wieder schwierige Fragen beantworten muss. "Warum sind Maria und Josef nicht mit dem Flugzeug nach Bethlehem geflogen?" Später hört er, wie sein Sohn dem Teddybären die Geschichte weitergibt – verworren erzählt, doch das Wesentliche bleibt erhalten: Das Christkind ist für alle Menschen auf die Welt gekommen und schenkt ihnen seine Liebe.

Natürlich wurden viele Weihnachtslieder gesungen – und auch angehört: Walter Schwaiger veranstaltete ein Liederquiz, bei dem die jeweiligen Anfangstakte gespielt wurden und die Gäste dann das Lied erraten mussten – einige erwiesen sich als Experten. Andreas Kind spielte Weihnachtliches auf dem Klavier; den Gesang hatte zuvor Brigitte Konzelmann begleitet. Ihnen und den Helfern, die alles vorbereitet hatten, galt der Dank von Schwaiger und Haist, ehe sie ihre Gäste mit je einer Tüte mit weihnachtlichen Gaben in die Nacht entließen. Beiden merkte man an: Sie waren mit vollem Herzen und nicht nur aus Pflichterfüllung bei der Sache gewesen.

Auch in Tailfingen wurde traditionsgemäß Weihnachten für jedermann gefeiert, und zwar zum dritten Mal von der katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus – diesmal aber nicht im Gemeindesaal, sondern im Café "Qué Vivas". Auch hier wurde ein einfaches Essen serviert; Elisabeth Pfaff hatte Weihnachtsgebäck und Wilhelmine Lorenz Apfelbrot gebacken. Christian Verrufen chauffierte sowohl Gäste als auch Getränke in die Lenau-straße 1 und las später auch die Weihnachtsgeschichte vor – diesmal nach Lukas!

Klaus Marcks, der Mann von Inhaberin Victorina Vivas, begleitete die Weihnachtslieder auf der Gitarre und erzählte die Geschichte von den "drei besonderen Königen", von denen zwei besondere Geschenke – im Grunde sich selbst! – mitbringen und der Dritte nur scheinbar mit leeren Händen dasteht. Er erhält seinerseits von Josef einen Strohhalm als Geschenk, ein Symbol für das Kind, das gekommen ist, die Menschen zu erlösen – ein Strohhalm, an den sich jeder klammern darf.

Folgerichtig hieß das nächste Gedicht "Der kleine Strohhalm" – und alle Gäste erhielten Strohhalme. Und von Victorina Vivas Weihnachtsgeschenke – im Namen der Kirchengemeinde.