Sigrun Schumacher in Bestform, Beefy nur dank der Beleuchtung blau, das Haus voll, die Gäste gut gelaunt und ein tolles Debüt von Sidney, dem Sohn des Gitarristen, am Piano: Es war ein gelungener Abend im Margrethausener "Juwel". Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: In Albstadts größtem Wohnzimmer hat das "Trio Cajon" richtig viel Platz zum Glänzen

Zum ersten Mal hat das Trio Cajon mit Sigrun Schumacher, Gerhard "Beefy" Wurst und Andy Schoy im "Juwel" gespielt. Aber – die Begeisterung des Publikums ist Indiz dafür – hoffentlich nicht zum letzten Mal.

 

Albstadt-Margrethausen. "He’s got to be perfect." Wenn das nicht perfekt passt zu einem Abend, der wiederum perfekt passt zum ersten Advent. Der Adventskranz steht, der Samstagseinkauf ist erledigt. Jetzt runterkommen im "Juwel", das sich zu einem coolen Riesenlokal, zu Albstadts größtem Wohnzimmer, gewandelt hat. Möbel, Trödel und Antikes gibt es zwar immer noch zu kaufen, doch der Raum ist offener und somit geräumiger geworden, die Sofas so arrangiert, dass alle freien Blick haben zur kleinen Bühne, hinter der Louis Armstrong in die Trompete stößt und eine nackte Schönheit einen Kontrabass streichelt.

Andy Schoy streichelt nicht ganz so zart

Nicht ganz so zart streichelt Andy Schoy seine Drums, hat den Becken mit einem Muschelkränzchen einen neuen Sound verpasst. Stolz wie Bolle zupft Beefy daneben sein strombetriebenes Saiteninstrument, denn sein Sohn Sidney hat vorher, zum Warmwerden, einen so astreinen Auftritt am Solopiano hingelegt, dass manchen wohl richtig warm geworden ist, und zwar nicht vom Glühwein.

Sigrun Schumacher ist nicht nur gesangstechnisch schon zu Beginn in Bestform, sondern auch an der Elektro-Geige, und ihre Stimme atemberaubend, dass man mitsingen möchte: "Every Breath You take". In einem eigenen Song erzählt sie vom ganz normalen Alltag, den es mit drei Kindern eigentlich gar nicht gibt. Entsprechend turbulent ist das Stück – der Schlagzeuger hat gut zu tun, und die Sängerin flötet auf einem Kinderspielzeug: "Ein ganz normaler Tag".

"Ironic" von Alanis Morissette ist ein Song, der ein Stück weit mit dafür verantwortlich ist, dass Sigrun Schumacher Sängerin werden wollte, und sie singt ihn fast noch besser: sanfter im Einstieg, rockig im Abgang.

Was besonders Spaß macht am Trio Cajon ist, dass sie sich so gut und fast blind verstehen, auf jede Situation, jeden Wink, jede Laune souverän reagieren können. Spürbar wird die Spielfreude der drei Profis vor allem dann, wenn sie sich zusammenrotten und miteinander flirten, die Musik- als Balz-Instrumente im Einsatz.

Exakt um 22.07 Uhr singt Sigrun Schumacher "Es ist noch nicht zu spät, ich bin sicher, dass was geht". Im Publikum sowieso: Die ersten tanzen, am Platz oder auf der Mini-Tanzfläche vor der Bühne. Dann wieder drücken sie sich noch etwas tiefer in die Sofas, und die Sängerin gießt einen Schluck Weichspüler in die Stimme: "If You leave me now". Beim Refrain den Verstärker runterdrehen – und plötzlich singt alles mit.

Jetzt muss nur noch die Tanzfläche voller werden. Vielleicht mit dem flotten "She moves"? Verblüffend, dass Sigrun Shumacher wirklich zu jedem Song die passende Farbe in ihrem Stimmkasten hat: rockig, soulig, bluesig, schmusig – eben genau das Richtige für einen ersten Advent, wenn draußen die Schwedenfeuer lodern und drinnen Musik erklingt, die schmeckt wie Premium-Glühwein: vollmundig, ein bisschen süß – und sie macht schön warm von innen raus.   Das nächste Konzert im "Juwel" ist am Samstag, 9. Dezember, ab 20 Uhr mit dem "Trio Infernale".