Weiß in Liederbüchern zu lesen und ihren Inhalt umzusetzen: Der Singkreis Kasten gestaltete die Vernissage. Fotos: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Sammlung Jehle zeigt interessante Liederbücher im Stauffenberg-Schloss / Hommage an Martin Friedrich Jehle

Von Sabine Miller Albstadt-Lautlingen. Anlässlich des 100. Geburtstags von Martin Friedrich Jehle am 3. Januar zeigt die Sonderschau "Liederbücher ab 1800" im Stauffenberg-Schloss die ganze Bandbreite schriftlich überlieferten Liedguts aus 200 Jahren. Die 300 ausgestellten Exponate stammen durchweg aus der von Martin Friedrich Jehle gegründeten Musikhistorischen Sammlung Jehle.

"Ursula Eppler und Volker Jehle, die beiden Kinder von Martin Friedrich Jehle, haben eine Vielzahl von Liederbüchern zusammengetragen, die staunen lässt", sagte Albstadts Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow bei der Vernissage im Festsaal des Schlosses. Da gebe es Bücher mit Volksliedern, Kunstliedern, Liedern für Schüler und Kammersänger, für den Schwäbischen Albverein, für Jungschar und Heilsarmee, Turner, Radfahrer und Kegler, Pilger und Jäger. "Singen ist nicht nur gesund, Singen verbindet auch. Singen ist schöpferisch, Singen ist gefühlvoll, Singen ist Leben", pries der Oberbürgermeister die Vorzüge des gesanglichen Ausdrucks und brachte damit den thematischen Inhalt der Schau auf den Punkt.

Bester Beweis für seine Worte waren die Darbietungen des Singkreises Kasten, der den Abend musikalisch umrahmte. Da erklang das "Traufganglied" genauso beschwingt und innig wie "In meiner Heimat, ja da blühen die Rosen", "Gold und Silber" und "A Weihnacht wie’s früher war". Erhard Herter beeindruckte mit seiner singenden und klingenden Säge – famos, was der Musiker an Tönen aus dem Stück Metall herauslockte.

Ein Buch für Klangkörper dieser Art findet sich in der Schau zwar nicht, dafür aber ein 1925 erschienener Band mit dem Titel "Des deutschen Keglers Liederschatz". "Für mich das Glanzlicht, der Formulierung wegen", bekannte Volker Jehle in seiner Ansprache.

Der Kurator erörterte detailliert und anschaulich eine Auswahl der in der Sonderschau gezeigten Exemplare, umriss die Hintergründe, auch die weniger schönen, denn allzu oft haben Liederschöpfer ihre Werke ideologisch eingefärbt und aufgeladen – Lieder erschallten gar in höherer Mission oder als Träger einer klaren Botschaft: "Singend zog die Blüte Deutschlands in den Kampf. Singend folgten die Väter", steht als Vorwort in einer Liedersammlung für Soldaten. "Oh weh, man sieht sie gehen, aber nicht wiederkommen", fügte Volker Jehle dem Kommentar zu dieser Publikation eine Brise Ironie hinzu.

Jehles Vortrag endete mit einer Kurzbiografie seines Vaters Martin Friedrich Jehle – bis zu seinem Tod habe er die Musikhistorische Sammlung betreut, darüber hinaus das Musikhaus Jehle geleitet, Klaviere und Flügel gebaut, den Chor der Friedenskirche geleitet und zahlreiche Konzerte veranstaltet.

Ursula Eppler führte die Gäste danach durch die Ausstellung, Vitrine für Vitrine erzählte sie teilweise sehr persönliche Histörchen aus Ebingen und Umgebung. Manches zustimmende Nicken gab es da. Und so sei der bibliophile Liederschatz im Stauffenberg-Schloss auch ein "Beleg für Zeitgeschichte", wie die Kuratorin selbst es nannte.