Links der E-Bike-Cubus, rechts Winfried Hermann. Er fuhr danach auf dem E-Bike zum nächsten Termin in Bisingen. Foto: Kistner

Firma Ulrich Alber weiht im Beisein von Minister Winfried Hermann eine E-Bike-Garage ein.

Albstadt-Tailfingen - Die Tailfinger Firma Ulrich Alber hat gestern auf Lichtenbol ihren "E-Bike-Cubus" eingeweiht, eine würfelförmige E-Bike-Garage mit integrierter Stromtankstelle. Ehrengast des Festakts war Winfried Hermann, der Landesverkehrsminister.

Fünf Meter beträgt die Seitenlänge des Würfels aus Kunstharz und Sperrholz, den die Firma Alber vor ihrem Domizil am Weißen Stein errichtet hat; 40 E-Bikes finden, senkrecht an der Wand aufgebockt, in seinem Inneren Platz. Die Garage, die sich Alber rund 40 000 Euro hat kosten lassen, soll, wie Geschäftsführer Ralf Ledda in seiner Festansprache erklärte, zum einen vor Regen, Hagelschlag und Dieben schützen – immerhin kostet ein brauchbares E-Bike rund 2500 Euro –, zum anderen ein Signal setzen: Ulrich Alber setzt auf nachhaltige Mobilität und auf eine Geschäftsidee, die ihr Kunden diesseits des vergleichsweise kleinen Kreises von Hochbetagten und Gehbehinderten erschließt, dem sie mit ihren High-Tech-Gehhilfen und Rollstuhlantrieben zu mehr Mobilität verhilft.

Die Kundschaft ist naturgemäß klein

Den Hintergrund der Neuausrichtung hatte Ledda dem Gast aus Stuttgart bei der vorangegangenen Betriebsbesichtigung erläutert: Die naturgemäß kleine Kundschaft von Ulrich Alber wird künftig trotz demographischer Verschiebung kaum im großen Stil wachsen, denn die Menschen in den Industrieländern werden zwar immer älter, bleiben aber auch länger rüstig – Wilfried Hermann, der kürzlich an der Tour de Ländle teilgenommen hatte, konnte das bestätigen: "Ich war, glaube ich, einer von den Jüngeren im Feld – dabei bin ich auch schon über 60."

Allerdings hat auch der rüstige Endsechziger nicht immer den Ehrgeiz, Bergwertungen zu gewinnen, und so erfreut sich das E-Bike wachsender Beliebtheit. Ulrich Alber trägt dem Trend mit einem neuen Produkt Rechnung, dem getriebelosen Hinterrad-Nabenantrieb "Neodrives", der umstands- und geräuschlos ein "Pedelec" samt dem darauf sitzenden Fahrer auf zusätzliche Touren bringt. Die gesetzlich vorgegebene Leistung des Elektroantriebs beträgt 250 Watt, die zulässige Höchstgeschwindigkeit 25 Stundenkilometer – laut Ledda wären technisch 33 drin, aber die sind nicht erlaubt.

Winfried Hermann bekannte in seiner Rede, dass auch er anfangs Reserven gegen die elektrische Verdopplung der Muskelkraft hatte – "So alt bin ich noch nicht!" –, aber sich vor der Landtagswahl eines Besseren belehren ließ. "Ein Händler lieh es uns für den Wahlkampf und stellte mir frei, es danach zu kaufen oder nicht. Ich hab's gekauft."

Mittlerweile hat das Verkehrsministerium einen eigenen E-Bike-Fuhrpark. Aufs Elektromobil setzt Hermann so oder so – "Baden-Württemberg lebt davon, dass die ganze Welt mobil ist; das geht aber nur, wenn wir dabei den Planeten nicht ruinieren" – ; allerdings ist Ralf Leddas Perspektive hier eine andere: Ganz gleich ob Verbrennungs- oder Elektromotor – es sei Unfug, zwei Tonnen zu bewegen, nur damit 80 Kilogramm von einem Ort zum anderen gelangten. "Mobilität muss leicht sein."

Eine leidige und unendliche Geschichte

Doch solange sie das nicht ist, legt auch Ledda Wert darauf, dass die Infrastruktur für die Vieltonner stimmt: Kein Albstädter Unternehmer wird es versäumen, gegenüber einem Verkehrsminister die Elektrifizierung der Zollernbahn und die B 27 anzusprechen. In der ersten Sache weiß sich Hermann einig mit den Albstädtern, in der zweiten konzediert er, dass diese "unendliche Geschichte" leidig sei. "Aber was in 50 Jahren vor mir nicht finanziert wurde, lässt sich jetzt nicht auf die Schnelle richten." Er für seinen Teil lehne werbewirksame Spatenstiche, denen mangels Mitteln keine weiteren Taten folgten, ab: "Damit beleidigen wir die Leute nur."