Nach dem Start in Margrethausen (unten rechts) und dem tierischen Stau auf der Silvretta-Hochstraße (links) sind Walter Pudritzki und Hans Schreyeck froh, den Reschensee (oben) erreicht zu haben. Fotos: Raab Foto: Schwarzwälder Bote

Alpentour: Walter Pudritzki und Hans Schreyeck aus Margrethausen fahren mit dem Traktor nach Südtirol

Walter Pudritzki und Hans Schreyeck aus Margrethausen, 69 und 72 Jahre alt, fahren nach Südtirol – das tun um diese Jahreszeit viele andere Leute auch. Den Unterschied macht das Verkehrsmittel: Die beiden sind auf Traktoren unterwegs.

Albstadt-Margrethausen. Schon öfters waren Walter Pudritzki und Hans Schreyeck mit ihren Schleppern im Ausland, meist mit Freunden aus dem Verein der Traktorfreunde Eyachtal. Fast immer ging es in die Alpen: Silvretta, Stilfserjoch, Timmelsjoch, St. Leonhard – alles bestens bekannte Gefilde.

2009 und 2013 war Schreyeck in den Hohen Tauern im Salzkammergut – bei der Traktorenweltmeisterschaft unter dem Großglocknermassiv belegte er einen zweiten Platz.

Aber diesmal ist alles etwas anders: In früheren Jahren wurden die Traktoren immer per Sattelzug oder auf dem Anhänger transportiert – diesmal haben sich Pudritzki und Schreyeck fürs "Abenteuer pur" entschieden. Die Traktoren sind selbst das Transportmittel und bringen ihre beiden betagten Piloten von der Haustür bis nach Meran und wieder zurück. Zehn Tage haben sie für die 750 Kilometer kalkuliert, davon sieben Fahrtage; drei weitere sind als Puffer für unvorhergesehene Ereignisse eingeplant – sei es schlechtes Wetter, eine Reparatur oder die Notwendigkeit, einen Zwischenaufenthalt auszudehnen, weil er halt so schön ist.

Am vergangenen Montag waren die beiden aufgebrochen; ihr erstes Etappenziel, Dornbirn, hatten sie gegen 15.30 Uhr erreicht. Ihre Logis, die sie wie alle Unterkünfte zwei Tage im voraus online gebucht hatten, erwies sich als Veggie-Hotel – da die beiden als Wegzehrung Leberkäswecken zu sich genommen hatten, fiel ihnen der Verzicht auf Wurst zum Frühstück nicht weiter schwer.

Anderntags ging es über Damüls und Bludenz weiter ins Montafon – die Silvretta-Hochstraße mit rund 30 Haarnadelkurven war eine echte Herausforderung für die Traktoren und der Nebel auf 1800 Metern Höhe so dicht, dass die Sicht nur noch 20 Meter betrug. Also runter vom Gas – gelegentlich besteht selbst auf dem Traktor die Gefahr, dass man zum Raser wird. Eine unwiderstehliche Bremswirkung übten auch die Kühe aus, die immer wieder die Straße bevölkern. Höchster Punkt der Etappe war die Bieler Höhe mit 2032 Metern; allerdings war die Sicht schlecht und das gegenüber liegende Ufer des Silvretta-Stausees nicht zu erkennen. Das Etappenziel hieß an diesem Tag Galtür und wurde nach sechs Stunden reiner Fahrtzeit erreicht.

Am nächsten Tag ging es weiter zum Stilfser Joch – zuerst das Paznauntal hinunter nach Landeck und dann hinauf zum Reschenpass. Pudritzki und Schreyeck kennen einen Schleichweg und gingen dem Verkehr auf der Passstraße aus dem Weg – das bedeutete weniger Stress für alle Beteiligten. Kurz nach 13 Uhr war die Passhöhe erreicht; unten im Tal glänzte türkisfarben der Reschensee mit dem berühmten aus dem Wasser ragenden Kirchturm – man war in Südtirol.

In Prad am Stilfserjoch machten die Margrethausener kurz Halt und besuchten einen alten Bekannten; danach war es nicht mehr weit bis Stilfs. Vier Etappen lagen noch vor den Traktorfahrern; die Ziele heißen St. Leonhard in Passeier, Imst, Wangen im Allgäu und schließlich – Margrethausen.

Warum tut man sich so etwas mit 69 respektive 72 an? Walter Pudritzki und Hans Schreyeck finden, dass man mit 25 Stundenkilometern Durchschnittsgeschwindigkeit eine andere Sicht auf Dörfer, Städte und Landschaften hat als vom Auto aus, in dem man alles nur aus dem Augenwinkel wahrnimmt. Schlechtes Wetter? Die beiden halten es mit der alten Pfadfinderweisheit, dass es so etwas nicht gibt – nur unpassende Bekleidung! Und der Verkehr? Die beiden sind zum größten Teil auf Nebenstrecken und landwirtschaftlichen Wegen unterwegs – kein Grund für Schnellfahrer, die Fäuste zu schwingen.