Musikalisches Dreierlei der Extraklasse: Im "Gleis 4" haben "432 Heartz" (oben), "DNA: LaDUDA" (unten links) und "Meister Chang" sicher manchen Gast überrascht. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Gleis 4: Balinger Bands zeigen beim musikalischen Dreierlei: Etwas Eigenes ist durch nichts zu überbieten

Drei Bands aus der Nachbarschaft, die nicht covern, sondern selbst komponieren und mit ihren Texten eine ganze Menge zu sagen haben: Zum bunten Dreierlei ins "Gleis 4" am Bahnhof zu kommen, hat sich wirklich gelohnt.

Albstadt-Ebingen. Wenn Bands wie diese für die Balinger Musikszene repräsentativ sind, dann ist die Kreishauptstadt gut dran: "432 Heartz", "DNA: LaDUDA" und "Meister Chang" haben das im "Gleis 4", dem jungen Szene-Lokal am Bahnhof Ebingen, eindrucksvoll gezeigt.

Eine unglaublich starke Stimme zerreißt die Stille, ab der ersten Sekunde eindrücklich, eigensinnig, alles andere als Mainstream. Sie gehört Katrin Sewina, der zierlichen Frontfrau von "432 Heartz". Dass der Name an 432 Hertz angelehnt ist, jene Grundschwingung, die den Körper und die Seele besonders positiv berührt, ist kein Zufall. Zwar sind die Kompositionen des Trios mit Markus Foelsch an Gitarre und Keyboard sowie Thomas Thiel am Schlagzeug mit fetten Beats durchzogen, die das Mobiliar vibrieren machen – die Texte aber sind um so feinfühliger, erzählen von Menschen in schwebenden Zuständen, vereinen Poesie und originelle Wortspiele. Das sind veritable Sprachschatztruhen. "Hang Me Up To Dry" (Häng’ mich auf zum Trocknen), "Homemady Dynamite" (hausgemachtes Dynamit) und "Social Climb" – schon solche Titel machen den Mund wässrig für das, was da von teils kosmischen, meist aber rockigen Klängen – irgendwo zwischen Alanis Morissette und Donna Summer – transportiert wird.

Auch "DNA: LaDUDA" wartet mit einer starken Stimme auf, ein paar Farbtöne heller. Die Songs des Quartetts: eine Spur straighter, härter. Manches weckt Erinnerungen an die Neue Deutsche Welle, und instrumental sind die Vier ganz eigen unterwegs. Drummerin U.Schi steht wie eine Soldatin hinter zwei Trommeln, Gitarrist "Dr. Dude" hat sein Instrument auf die Oberschenkel gelegt und eine Zither daraus gemacht. Sein Pendent Daniel Schandock zupft und schrammelt cool wie einst Richie Blackmore bei Deep Purple, und Sängerin Andrea Grupp röhrt mit Verve auf Deutsch und Englisch, singt von "Orange", "Blau" und "Revolution/Solution" – solch revolutionäre Musik kann die Lösung sein.

Als Duo gegründet – und mittlerweile doch ein veritables Trio

Zu guter Letzt heißt es "Bühne frei" für "Meister Chang", die sich als Duo gegründet haben, das auch bleiben wollten und trotzdem jetzt zu dritt sind. Ihre Musik ist außen mit Wums, innen mit Seele – und Gitarrenriffs, die reinschneiden. Gekleidet in Pechschwarz sind Sänger Adam Schwenger, Bassist Erik Biscalchin und Drummer Andreas Walter – die instrumentale Kombi sucht ihresgleichen – melancholisch gestimmt, da kann der Bassist noch so sehr headbangen und seine üppige Lockenmähne schütteln. Ihre Songs drücken ein Lebensgefühl aus – mal "Verloren", mal mit "Feuer in der Blutbahn". Die Liebe hat darin genauso Platz wie die Wut.

Das Gegenteil von Wut beschleicht nach gut drei Stunden all jene, die den Weg ins "Gleis 4" gefunden haben: Handgemachte Musik vom Feinsten, von der ersten bis zur letzten Minute, mit viel Hirnschmalz verfasst und mit Schmackes serviert. Nicht immer kommt – siehe Kreistag – so viel Gutes aus Balingen.