Noch betreibt die Stadt Albstadt die Bodenaushubdeponie Schönbuch auf dem Neuweiler – doch die Übernahme durch den Kreis ist beschlossene Sache. Foto: Kistner

22 Jahre war Betrieb auf Neuweiler Sache der Stadt - jetzt gibt sie ihn wieder ab.

Albstadt-Tailfingen - 22 Jahre lang hat die Stadt Albstadt die Erddeponie "Schönbuch" auf dem Neuweiler betrieben – jetzt gibt sie sie an den Landkreis zurück, von dem sie sie im Frühjahr 1996 übernahm. Im Sommer soll es so weit sein.

Gemäß einem Kreistagsbeschluss vom 23. Oktober wird es im Zollernalbkreis künftig zwei Bauschuttdeponien geben, nämlich auf der Balinger Erddeponie "Hölderle" und auf dem Tailfinger Neuweiler. Diese Entscheidung, mit welcher der Landkreis Abhilfe gegen den chronischen Mangel an Deponieflächen schafft, war die Voraussetzung für den nächsten Schritt – der Albstädter Gemeinderat hat ihn Anfang Februar vollzogen: Er gibt die Verantwortung für die Bodenaushubdeponie "Schönbuch" an den Landkreis zurück.

Damit sind die Albstädter ein Groschengrab los: 1996, als sie die Erddeponie vom Kreis übernahmen, war die Annahme von Bodenaushub noch eine lukrative Angelegenheit. Die Vorschriften waren andere, man konnte noch manches zur Erddeponie bringen, was heute aus ökologischen und Sicherheitsgründen nie und nimmer angenommen werden würde – und außerdem gab es jede Menge Dreck in Albstadt, der entsorgt sein wollte, denn es wurden Tunnel gebaut, erst in Laufen und später in Ebingen: 168 000 Tonnen Erdaushub nahm die 1982 eröffnete Deponie "Schönbuch" im besonders fetten Jahr 2001 an. Das reichte allemal für schwarze Zahlen.

Misslicherweise blieb es so nicht. Schaut man sich die Kurve nach dem Jahr 2004 an, in dem der Ebinger Tunnel eingeweiht wurde, dann stellt man fest, dass sie die Weltkonjunktur mehr oder weniger authentisch nachbildet: tiefes Tief 2005, ein kleines Hoch 2007, wieder ein Tief 2009, danach ging’s wieder ein Stück hoch – und nach 2014, damit endet die Kongruenz zur Konjunktur, nur noch bergab. Der Grund: Zuvor hatte man wenigstens noch den Bauschutt annehmen dürfen, den man anschließend zum Straßen- und Wegebau wiederverwendete, doch als die Staatsanwaltschaft begann, sich für Erddeponien zu interessieren, da ging man in Albstadt auf Nummer sicher und nahm nur noch garantiert unbelasteten Humus an. 2016 war das Erdaufkommen auf knapp 17 000 Tonnen geschrumpft, ein Zehntel der Menge von 2001. Die Kosten fürs Personal waren dagegen gleich geblieben – Geld lässt sich so nicht verdienen.

Neue Bauschuttdeponie auf neun Hektar Fläche

Aus diesem Grund strebte die Stadt Albstadt seit längerem eine Aufrüstung von "Schönbuch" zur sogenannten DK1-Deponie an. Unter die Deponieklasse 1 fällt unbeprobter Bauschutt, der eventuell Asphalt enthalten oder leicht mit organischem Material kontaminiert sein könnte, ohne deshalb schon unter die Kategorie Hausmüll zu fallen. Mit ihm lässt sich die Annahmemenge merklich erhöhen. Die Intentionen der Albstädter trafen sich mit denen des Kreises, der seinerseits potenzielle DK1-Standorte suchte; am Ende einigte man sich – wie zuvor in Balingen – auf einen Handel, mit dem die Albstädter recht gut leben können: Der Kreis übernimmt "Schönbuch" und baut die neun Hektar große westliche Erweiterungs zur DK1-Deponie mit lehm- und folienversiegeltem, drainiertem Untergrund aus. Auf eigene Kosten wohlgemerkt – die Stadt hätte ungern an die zwei Millionen Euro investiert; sie hat genug andere Baustellen. Dafür darf sie womöglich Pacht kassieren, denn das Gelände bleibt ihr Eigentum.

Bis die Laster mit Bauschutt kommen können, wird allerdings noch einige Zeit vergehen – allein das Planfeststellungsverfahren dürfte Jahre dauern. Ein Detail am Rande: Die beiden Mitarbeiter auf dem Neuweiler, verspricht Albstadts Baubürgermeister Udo Hollauer, müssen, was immer kommt, keine betriebsbedingten Kündigungen fürchten.