Armin Bachmayer, Kreisvorsitzender der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Zollernalbkreis (links), freut sich mit Leopold Weipert vom Verein für gemeindenahe Psychiatrie Zollernalbkreis, Diana Schrade-Geckeler, Geschäftsführerin der Diakonischen Bezirksstelle Balingen (hinten von rechts), Elisa Alber, Sozialarbeiterin bei der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau, und Margit Reinhardt, Sozialpädagogin von der Diakonischen Bezirksstelle Balingen (vorne von rechts) über den Besuch von Wolfgang Edlinger, Vorsitzender der Saarländischen Armutskonferenz (hinten, links) mit den porträtierten Uwe Hein, Beate Philippi und Jürgen Thiele (vorne, Zweiter, Dritte und Vierter von link). Foto: Merk Foto: Schwarzwälder Bote

Martinskirche: Seit Montag ist die Fotoausstellung "Auf Augenhöhe – Gesichter der Armut" zu sehen

Armut hat viele Gesichter – das macht die Fotoausstellung in der Ebinger Martinskirche deutlich. Anlässlich der landesweiten Aktionswoche gegen Armut wird sie bis zum 28. Oktober dort von der Liga der freien Wohlfahrtspflege präsentiert.

Albstadt-Ebingen. Zwei Jahre dauerte es, bis das Projekt vollendet war: zwei Jahre, in denen sich bedürftige Menschen von Fotograf Pasquale D’Angiolillo abbilden ließen, um der Armut in Deutschland ein Gesicht zu geben – ihres.

"Es gibt viele Menschen hierzulande, die immer noch denken ›Ach, Armut in Deutschland gibt’s doch gar nicht!‹", sagt Armin Bachmeyer, Kreisvorsitzender der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Zollernalbkreis bei der Eröffnung der Fotoausstellung. Dass das so nicht stimmt, soll mit dieser deutlich gemacht werden.

"Auf Augenhöhe – Gesichter der Armut" ist der Titel der Bilderserie. Sie erzählt anhand von Porträts und einer jeweils individuellen Zweitaufnahme die Geschichten von Menschen, die in Deutschland in Armut leben. Schwierig sei es nicht gewesen, Leute zu finden, die sich dafür ablichten lassen, erzählt Wolfgang Edlinger, Vorsitzender der Saarländischen Armutskonferenz. Er hat die Ausstellung zusammen mit diesen Menschen und dem Fotografen mit erarbeitet. Die Saarländische Armutskonferenz sei in zahlreichen Bereichen sozial engagiert und daher gut vernetzt, so dass es kein Problem gewesen sei, genug Menschen zu finden, die mit ihrer Geschichte auf das Thema Armut aufmerksam machen wollen.

Drei von ihnen waren bei der Ausstellungseröffnung am Montagabend in der Martinskirche dabei: Jürgen Thiele, Beate Philippi und Uwe Hein. Nacheinander traten sie ans Mikrofon, zeigten, welches ihr Porträt zur Ausstellung ist, und erzählten den Anwesenden ihre Geschichte. Beate Philippi zum Beispiel lebte 25 Jahre auf der Straße, um ihrem gewalttätigen Ehemann zu entfliehen. "Das hört sich vielleicht komisch an, aber dort war es sicherer für mich, als zu Hause", erzählt die ehemalige Alkoholabhängige, die mehrfach missbraucht wurde. Oder Uwe Hein, der sich am Ende des Monats wegen seiner mickrigen Rente manchmal entscheiden muss, ob er sich Lebensmittel kauft oder im Krankheitsfall doch Medikamente: "Egal welche Entscheidung man dann trifft: Sie ist schlecht."

Das war die Besonderheit der Eröffnung der Fotoausstellung: "Dass wir nicht über arme Menschen, sondern mit armen Menschen sprechen", so Bachmeyer. Am Ende der Vorträge hatten auch alle Anwesenden beim Imbiss Gelegenheit dazu – und nutzten sie gerne.