Auf dem Podium: Ministerin Susanne Eisenmann (Zweite von rechts) mit Susanne Pacher, Abteilungspräsidentin des Regierungspäsidiums Tübingen (rechts) und Schulamtsdirektor Gernot Schultheiß (links), dazwischen Moderator Sebastian Grote Foto: Raab Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Susanne Eisenmann bei Podiumsdiskussion in Margrethausen: "Es wurden Fehler gemacht"

Zweifelsohne ist die Lage besorgniserregend: Die Schüler des einstigen Musterlandes in Sachen Bildung schneiden im Ländervergleich nur noch mittelmäßig ab. Darum ging es in der Podiumsdiskussion mit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) in Margrethausen.

Albstadt-Margrethausen. Die Schuldigen oder den Grund will die Ministerin nicht ausmachen. Fest steht für sie aber, dass es sicherlich nicht die Lehrer seien, die in den vergangenen zehn bis 15 Jahren versagt hätten. Dies machte sie am Mittwochabend deutlich.

In Margrethausen hatten sich zahlreiche Schulleiter aus dem Bereich des Staatlichen Schulamtes Albstadt und Vertreter des örtlichen Personalrats versammelt. Die Veranstaltung bildete den Abschluss eines langen Tages unter dem Motto "Klassentreffen – unterwegs in Sachen Bildung", an dem Eisenmann zunächst die Fidelisschule Sigmaringen, ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Schwerpunkt geistige Entwicklung, besucht hatte, ehe sie am Schulverbund Frommern die Besonderheiten dieses Schultyps kennenlernte. Hierbei trat sie nicht nur in Kontakt zu Lehrern und Elternvertretern, sondern nahm auch in der Präventivklasse an einer Schnupperstunde für die kommenden Erstklässler und am Unterricht in der Kooperationsklasse teil.

In Margrethausen verwies Albstadts Oberbürgermeister Klaus Konzelmann auf die sich ständig ändernden Voraussetzungen im Erziehungsbereich und forderte trotz der Veränderungen Verlässlichkeit und eine gute Lehrerversorgung. Das Lehrerseminar sollte, so Konzelmann, in Zukunft auch für Lehrkräfte weiterführender Schulen ausgebaut werden.

Ministerin Eisenmann redete Klartext. Sie deckte die in den vergangenen Jahren gemachten Fehler auf. Doch habe es wenig Sinn, zu jammern. Mit Blick nach vorne seien schon zahlreiche Veränderungen und Verbesserungen angestoßen worden. Die Ziele könnten aber nicht von heute auf morgen erreicht werden, wichtig sei Geduld, aber auch Beharrlichkeit auf dem Weg dahin, wo Baden-Württemberg früher einmal gestanden habe.

Dabei sei die Durchlässigkeit des Schulsystems eine große Stärke. Nicht jedes Kind müsse gleich auf ein Gymnasium gehen. Vielmehr müsse die hohe Zahl von Abbrechern gerade in dieser Schulform vermieden werden. Deshalb werde es für die Eltern in Zukunft Pflicht, die Grundschulempfehlung bei der Anmeldung an eine weiterführende Schule vorzulegen und sich beraten zu lassen.

Es sei nicht hinzunehmen, dass jeder fünfte Grundschüler nicht die durchschnittliche Rechtschreibleistung erbringe und sich jeder sechste unterhalb des Mathematikstandards bewege. Es müsse gegengesteuert werden, und zwar schon im Bereich der Kindergärten, wo bereits 30 Prozent der Vierjährigen sprachliche Defizite aufwiesen, unabhängig davon, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Während in anderen Bundesländern die Eltern in die Pflicht genommen würden, geschehe das hierzulande noch freiwillig. Für das kommende Schuljahr kündigte die Ministerin ein Rechtschreibprogramm mit Handreichungen an.

Als wichtige Säule bezeichnete Eisenmann die Realschulen. Auch die Haupt- und Werkrealschulen hätten zwischenzeitlich mehr Zulauf, wobei die bestehenden Gemeinschaftsschulen keineswegs ins Hintertreffen geraten sollten.

Mit einer Entspannung in der Lehrerversorgung rechnet die Ministerin nicht vor 2020/21. Nach wie vor bestehe durch die Pensionierungswelle und Fehler bei der Berechnung von Bedarfszahlen ein Mangel, dem man über die Qualifizierung von Gymnasiallehrern für den Grundschulbereich und die Rückholung von pensionierten Lehrern begegnen möchte.

Ein weiterer wichtiger Punkt sei der mangelhafte Ausbau der Digitalisierung. Eine Milliarde Euro wolle das Land investieren, um Anschluss zu gewinnen und auch hier eine Spitzenreiterposition einzunehmen.

Die anschließende Diskussionsrunde ließ Fragen zu pädagogischen Konzepten vermissen.Vielmehr ging es um verbesserte Arbeitsbedingungen und Gehälter von Rektoren, die Wiedereinführung der Fremdevaluation und die mangelhafte Wartung digitaler Medien.