Dorothee Hummel-Wagner (rechts) und Elvira Kleiner erstatteten dem SKSS Bericht.Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

SKSS: Pflegestützpunkt Albstadt erstattet Ausschussmitgliedern Bericht

Die Nachfrage nach ambulanter und stationärer Pflege wächst auch in Albstadt und seinem Umland; die Pflege durch Angehörige "dünnt aus" – diese Botschaft bekam der Gemeinderatsausschuss für Soziales, Schule, Kultur und Sport in seiner jüngsten Sitzung zu hören.

Albstadt. Ein Grund für diese Entwicklung, die Dorothee Hummel-Wagner, Leiterin des städtischen Pflegestützpunkts, in ihrem Rechenschaftsbericht über das Jahr 2019 skizzierte, ist die demografische Entwicklung – nichts was den Gemeinderäten neu gewesen wäre: Die Menschen werden älter, der Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung nimmt weiter zu, und mit ihrer Zahl wächst auch die der Alterserkrankungen. 48 Prozent der Pflegebedürftigen sind dement.

Auch in den ländlichen Regionen, in denen bislang noch zwei Drittel der Pflege daheim geleistet wird, schwindet die Ressource Familie: Die Kinder oder andere nahe Angehörige ziehen fort, unter denen, die pflegebedürftig werden, sind immer mehr Kinderlose, durch steigende Frauenberufstätigkeit werden immer mehr potenzielle Hauspflegekräfte unabkömmlich, die jungen Alten bleiben wieder länger im Beruf, die Menschen nehmen generell mehr Freizeit in Anspruch – und im übrigen wird Pflege aufwendiger, kostet mehr Zeit und mehr Energie.

Was tut Not, was wird gebraucht? Mehr Pflegeplätze, lautete die lapidare Antwort von Hummel-Wagner – mehr Kurzzeitpflegeplätze, mehr betreutes Wohnen, mehr stationäre Pflege. Vor 15 Jahren konnte der Sozialdezernent des Landratsamts noch sagen, der Pflegebedarf im Zollernalbkreis sei gedeckt – heute würde die Aussage sicherlich Widerspruch ernten, erst recht nach der Gesetzesnovellierung, welche die Doppelbelegung von Heimzimmern untersagt. Ob die Möglichkeit bestehe, durch den Einsatz von Ehrenamtlichen Kompensation zu schaffen, wurde aus dem Gremium gefragt. Hummel-Wagner winkte ab: Die Zahl derjenigen, die dafür zur Verfügung stünden, sei begrenzt; außerdem seien die meisten von ihnen auch nicht mehr die Jüngsten. Pflege im strengen Wortsinn aber sei ohnehin keine Sache von Ehrenamtlichen – dafür brauche es Profis.

Pflegeplätze aus dem Ärmel schütteln können Hummel-Wagner und Kleiner nicht; ihre Aufgabe ist – neben Fortbildungsangeboten, der Präsenz auf Messen wie den "Gesundheitstagen Allbstadt", der Organisation der Veranstaltungs- und Vortragsreihe "Impulse" oder der Aktionstage "Generation+" – die Beratung. Sie helfen in der Akutsituation, die misslicherweise ziemlich oft auftritt: Nicht selten werden Menschen von einem auf den anderen Tag pflegebedürftig, welche den Rat, für Eventualitäten Vorsorge zu treffen, noch kurz zuvor mit einem brüsken "Mit goht’s guat!" abgewehrt hatten oder sich nicht überwinden konnten, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Heime oder Pflegedienste werden nicht empfohlen

Dann will Pflege vergleichsweise kurzfristig organisiert, geplant und finanziert sein; dann müssen gegebenenfalls hilflose Angehörige das Versprechen "Du kommst nie ins Heim" brechen, dass sie besser gar nicht erst nicht gegeben hätten. Was die Damen vom Pflegestützpunkt nicht tun: Heime oder Pflegedienste empfehlen – aus dieser Konkurrenz halten sie sich aus gutem Grund heraus.

Andere kommen früher – zum Beispiel der Sohn, der den Vater nicht mehr fahren lassen, ihm aber auch nicht gewaltsam den Autoschlüssel abnehmen möchte. Es kommen pflegende Angehörige, die nicht mehr können und Entlastung benötigen, es kommen vermehrt Angehörige, die psychosoziale Probleme haben – wie kommuniziert man mit einem Demenzkranken? Hier kann der Pflegestützpunkt Albstadt helfen. Pflegekapazitäten schaffen müssen andere.