Ideenwerkstatt live: Stadtplanungsamtsleiter Gerhard Penck unterhält sich mit Besuchern des Tailfinger Wochenmarkts. Foto: Kistner

Ergebnis der "Ideenwerkstatt Tailfingen" im Gemeinderat vorgestellt. Bürger wollen Flanieren und mehr Läden.

Albstadt-Tailfingen - Drei Monate lang hatte die Stadt die Tailfinger Bürger befragt, was sie an ihrem Stadtteil gerne ändern würden, wenn sie könnten – gestern wurden die Vorschläge aus der "Ideenwerkstatt" dem Albstädter Gemeinderat vorgelegt.

Anfang Juli hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung erstmals auf dem Wochenmarkt Posten bezogen, die Passanten befragt, wo der städtebauliche Schuh drücke und um Anregungen gebeten. Danach lagen die einschlägigen Flyer in Ämtern und Geschäften aus, die Homepage der Stadt bot ebenfalls Platz für Voten an, und Informations- und Diskussionsabende gab es auch. Der Ertrag des kollektiven "Brainstorms": 254 Eingaben – 31 Prozent digital, 69 Prozent schriftlich – mit rund 600 Einzeleingaben.

Was wünschen sich die Tailfinger? Vor allen Dingen eine Aufwertung ihres Stadtbilds, besonders am Markt und in der Adler- und Kronenstraße. Als Ärgernis werden Pflasterschäden, chronische Pfützenbildung, die Veralgung und Vernachlässigung des Wasserlaufs am Markt empfunden, als dringendes Desiderat ein funktionstüchtiges Einzelhandelsangebot sowie Ladenzeilen ohne Zahnlücken in der Fußgängerzone und der Hechinger Straße. Die Tailfinger wollen zum einen ihren täglichen Warenbedarf vor Ort decken können – vermisst wird nicht zuletzt ein zentrales Lebensmittelgeschäft – ; sie wollen aber auch in einer ansprechenden Umgebung flanieren können, ohne ins Auto oder den Bus steigen zu müssen.

Darüber hinaus treibt sie die Frage nach der Zukunft des AC-Parks um. Die Vorstellungen sind dabei durchaus unterschiedlich; die einen sähen den Gebäudekomplex gerne erhalten und durch neue Geschäfte wiederbelebt, andere träumen von einem Neubau, wieder andere schlagen vor, zu planieren und einen Park anzulegen. Klare Mehrheiten gibt es hier offenbar nicht; nur in einem Punkt kommen alle überein: So wie es ist, kann es nicht bleiben.

Apropos Park: Ihre öffentlichen Grünanlage finden die Tailfinger eher unansehnlich; in diesem Zusammenhang kam die Sprache immer wieder auf den Uhlandsgarten – der lade nicht unbedingt zum Verweilen ein, war zu lesen. Der öffentliche Personennahverkehr ist besonders den Älteren – 41 Prozent des Rücklaufs stammte von über 60-Jährigen, nur 16 Prozent von unter 30-Jährigen – ein Anliegen; das Spektrum der Forderungen reicht von einer Erhöhung des Takts über den flexibleren Einsatz von Kleinbussen bis zu einem zentralen Omnibusbahnhof. An der Wiederbelebung der Talgangbahn scheiden sich, ähnlich wie beim AC-Park, die Geister: Die einen plädieren für eine Stadtbahn, die anderen für den Bau des "längsten Parks Deutschlands".

Auch Noten zwischen Eins (miserabel) und zehn (phantastisch) konnten die Befragten vergeben – Einkaufslandschaft und Stadtbild kamen dabei so gut wie nie über eine Zwei hinaus. Durchschnittsqualität wurde allenfalls dem Wohnen und dem Kultur- und Freizeitangebot bescheinigt.

Von den Stadträten zeigten sich ausgerechnet die Tailfinger enttäuscht über den Ertrag der "Ideenwerkstatt": Karl-Heinz Frohnert (Freie Wähler), Friedrich Pommerencke (CDU) und Susanne Feil (Grüne) fanden die Voten ihrer Mitbürger erstens zu spärlich und zweitens zu negativ; Pommerencke monierte, dass nichts an den Vorschlägen wirklich neu sei. Olaf Baldauf (CDU) dagegen war mit 254 Rückmeldungen sogar recht zufrieden, forderte aber eindringlich, dass es dabei nicht sein Bewenden haben dürfe: Der Dialog müsse weiter gehen. Beim Baubürgermeister rannte er damit offene Türen ein. Udo Hollauer stellte fürs Frühjahr eine neue Diskussionsveranstaltung in Aussicht.