Den Arbeitsvertrag hatten beide Seiten unterschrieben – erst dann hat Manuela S. ihre alte Stelle gekündigt. Foto: Schierenbeck

33-jähriger Albstädterin wird ohne Erklärung gekündigt. Frau verliert mit der Stelle auch die Wohnung.

Albstadt - Manuela S. kann es nicht fassen: Die 33-Jährige hatte den Arbeitsvertrag für eine neue Stelle unterschrieben vorliegen, als der Chef ihr ohne Angabe von Gründen kündigte, ehe sie diese antreten konnte. Nun steht sie auch noch ohne Wohnung da.

Verbittert ist Manuela S. (Name von der Redaktion geändert) nicht – nur völlig vor den Kopf gestoßen: "Als Mediziner hat man doch einen Eid geleistet – da kann es doch nicht sein, dass man einem Menschen sein Leben so verhagelt."

Vor einigen Wochen hatte die gelernte Wirtschaftsassistentin die Stellenanzeige eines Mediziners aus dem Zollernalbkreis gelesen, der eine Teilzeitkraft für Empfang, Sekretariat, Telefondienst und Schreibarbeiten suchte. "Schon beim Vorstellungsgespräch fragte mich seine Frau, ob ich auch in Vollzeit arbeiten könne, und sagte mir, sie bräuchten schnell jemanden."

Für Manuela S. kam das Angebot wie gerufen, wollte sie sich doch schon länger weiterentwickeln, was an ihrem bisherigen Arbeitsplatz nicht möglich war. Auch wegen des Wunsches nach einer neuen Wohnung in Arbeitsplatznähe kam die Stelle gerade recht, also freute sie sich über die positive Rückmeldung der Frau des Mediziners, die dieser im zweiten Gespräch mehr als bestätigt hatte: "Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, und Sie können sich auf mich verlassen", hatte er Manuela S. gesagt.

Vielversprechender Start an neuer Stelle

Mit der Kündigung ihrer bisherigen Stelle und ihrer Wohnung wartete die 33-Jährige freilich noch, bis sie den Arbeitsvertrag unterschrieben vorliegen hatte, und freute sich auf die neue Aufgabe, zumal ein gutes Gehalt winkte.

Am vereinbarten Probearbeitstag im März hatte alles gut funktioniert, und die patente junge Frau hatte schon einiges selbstständig erledigt – die Frau des Chefs habe ihr bestätigt, "dass es gut lief und sie sicher sei, dass ich schnell alleine zurecht komme", berichtet sie. An einem weiteren Einarbeitungstag, zu dem sie erschienen war, obwohl eine Erkältung sie erwischt hatte, war sie – deshalb – nach anderthalb Stunden wieder heimgeschickt worden, und in der Woche darauf hatte man ihr für einen weiteren Einarbeitungstag abgesagt, weil das Kind des Paares krank und die Mutter daher anderweitig beschäftigt war. Dennoch: "Immer wieder kamen über WhatsApp Nachrichten: ›Wir freuen uns auf Sie! Liebe Grüße!‹", berichtet Manuela S..

Funkstille nach Kündigung ohne Begründung

Um so fassungsloser war sie, als sie eine Woche später eine Kündigung im Briefkasten hatte. Natürlich habe sie sofort angerufen, sagt sie, "aber ich kam telefonisch nicht durch – auf allen Leitungen haben sie wohl meine Nummer blockiert". Als sie deshalb mit unterdrückter Rufnummer im Büro des Mediziners anrief, habe ein Mann abgenommen, ohne seinen Namen zu nennen, und ihr gesagt, der Mediziner und seine Frau seien nicht zu sprechen. Ein Brief blieb unbeantwortet.

"Ich habe keine Ahnung, was ich falsch gemacht haben könnte", sagt Manuela S., noch immer maßlos enttäuscht. "Schließlich hatten sie mir gesagt, wie begeistert sie von mir seien." Dass sie das Fachabitur, eine gute Ausbildung und – das Kompliment freut sie dann doch – eine auffallend angenehme, sympathische Stimme und eine ruhige, wohltuende Art hat – all das hätte zu der Stelle gut gepasst.

Rechtlich ist da nichts zu machen

Rechtlich habe sie sich beraten lassen – und erfahren, dass der Vertrag erfüllt worden sei, in dem es heißt: "Als Probezeit werden zwei Monate vereinbart. Während dieser Zeit kann das Arbeitsverhältnis ohne Einhaltung einer Frist gekündigt werden".

"Hiermit kündige ich den am 23.2.2018 geschlossenen Arbeitsvertrag innerhalb der Probezeit mit einer gesetzlichen Kündigungsfrist von 14 Tagen", hatte ihr der Mediziner mit Schreiben vom 20. März mitgeteilt: "Laut meinen Berechnungen ist dies der 3.4.2018" – der Tag, an dem sie ihre neue Stelle hätte antreten sollen.

Dass sie nun – völlig unverschuldet – ohne Arbeit und ohne Wohnung da steht, ist für Manuela S. ein harter Schlag, zumal sie sagt: "Ich habe am Probetag nichts falsch gemacht – wenn doch, hätten sie mit mir darüber reden können." Sie will das Kapitel nun für sich schließen und nach vorne schauen – freilich nicht, ohne ihre Geschichte zu erzählen: weil sie nicht fassen kann, dass es Menschen gebe, die so mit anderen umgingen und sie ohne Erklärung im Regen stehen ließen – als Mediziner, der einen Eid geleistet habe.