Walter Hower will Mathematik einfacher machen und seinen Studenten die Angst davor nehmen – weil sie wichtig ist als Grundlage der Informatik, wie sein Buch erklärt. Foto: Eyrich

Professor Walter Hower hat ein Buch über Mathematik geschrieben. Es geht um lebensnahe Wissensvermittlung.

Albstadt-Ebingen - "Mathe muss cool werden", hat Groz-Beckert-Chef Thomas Lindner kürzlich an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen gesagt. Dort unterrichtet einer, der ganz locker Mathe vermittelt – auch mit einem verständlichen Buch.

"Das Mathebuch mit den meisten Smileys" hat Walter Hower nicht nur für Studenten der Mathematik und Informatik geschrieben, sondern auch für ambitionierte Schüler und Lehrer. "Diskrete Mathematik" sei ein Grundlagenwerk, das komplexe Zusammenhänge einfach – "und zugänglich" – darstellen solle. "Es ist eine gutmütige Einführung in ein abgespacestes Thema", sagt Hower und schmunzelt.

Auf den ersten Blick des Laien ist es tatsächlich abgehoben, und das fängt schon mit dem Titelbild an: Was will dem Leser diese rautenförmig angeordnete Ansammlung von Strichen sagen, an deren Enden Zahlen von eins bis vier stehen? Ganz einfach: Damit erklärt Hower, wie viele Möglichkeiten es gibt, vier Briefe auf zwei Briefträger so zu verteilen, dass jeder mindestens einmal laufen muss. Und spätestens, wenn Hower erklärt, dass sich die dazugehörige Formel zum Teil auch aufs Lottospielen anwenden lässt, wird’s für Jedermann interessant.

Auf lebensnahe Wissensvermittlung versteht sich der Diplom-Informatiker, der oft in englischer Sprache unterrichtet und 2009 zu einem der beliebtesten und besten deutschen Professoren gewählt wurde. Selbst bei Kindern: Seine Vorlesungen für die Kinder-Hochschule Albstadt-Sigmaringen waren – wie auch die anderer Kollegen – ein Renner. Zu Beginn nächsten Jahres trägt er an der Kinder-Akademie in Sigmaringen vor. Dort erklärt er zum Beispiel, warum ein Computer rechnen kann und das nur mit den beiden Ziffern 0 und 1.

Dass manchem Abiturienten, der sich für Informatik oder Wirtschaftsinformatik entscheidet, nicht klar sei, "dass man im Studium so viel Mathe braucht" – auch diesem Problem will Hower mit seinem Buch begegnen. Wie erklärt einer wie er, warum in Deutschland "geradezu eine Phobie vor Mathematik herrscht", wie Lindner es beklagt? "Das mag ein Zeitgeist-Problem sein", sagt Hower: "Neunmalkluge gelten als uncool, und die Mathematik gehört zu den exakten Wissenschaften – heute ist allerdings eine gewisse Beliebigkeit eingezogen in die Welt."

Ist das Begreifen also Einstellungssache? Ganz so einfach sei es dann doch nicht, betont er: "Es gibt ein kognitives Stöckchen, über das nicht jeder springen kann, und das liegt in Mathe vielleicht etwas höher als in anderen Fächern."

Der kreative Ansatz sei das Entscheidende, nicht das Ausrechnen, betont der 51-Jährige und empfiehlt Eltern deshalb, die Kreativität ihrer Kinder zu fördern, etwa durch Musizieren. "Was definitiv nicht hilft, ist das Lösen von Sudoku."

In seinem Buch hat Hower sich auf das Wesentliche konzentriert. "In anderen Fachbüchern steht auf drei Seiten das, was bei mir auf einer steht", erklärt er, "und wer es durcharbeitet, wird noch mal eine ganz neue Welt entdecken, ohne die es kein ISS-Andocken, kein Handy und keine Computerspiele gäbe." Sie zu beherrschen, sei nicht einfach, sagt Hower. Wer jedoch lerne, auch abstrakt zu denken, der komme weiter: "Und es ist doch toll, kindliche Begeisterung zu nutzen, ihren Willen anzustacheln, so etwas auch gestalten zu können."

Außerdem kann "Diskrete Mathematik" ja auch richtig viel bringen, wie der Autor im letzten Kapitel zeigt – am Beispiel der Kandidatin einer Spiel-Show nach dem Vorbild der SAT1-Sendung "Geh aufs Ganze". Wer Hower folgt, hat größere Chancen, dem roten Plüsch-Zonk zu entkommen und den Hauptpreis zu gewinnen. Doch er endet – klar – ganz cool: "Die Lady hat alles gegeben, der Moderator auch; selbst ›Diskrete Mathematik‹ lässt immer noch einen Spalt offen für den erfrischenden Unterschied zwischen Theorie und Praxis."

Das Buch: Hower, Walter:Diskrete Mathematik. Grundlage der Informatik. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 106 Seiten, kartoniert. ISBN:978-3-486-58627-5;39,80 Euro.