Fantastische Lichtspiele hat Paolo Cammarano rund um Volker Damasch (links) und seine Mitakteure gezaubert. Foto: Jannik Nölke

Kirchenkonzert: Fünffaches Glück und noch mehr Strahlkraft als sonst: Der Abend in St. Michael verzaubert

Da haben sich fünf gefunden: Michael Hess, Martin Maute, Volker Damasch, Lea-Katharina Scherl und Paolo Cammarano haben die neue Kirche St. Michael in Burgfelden am Sonntagabend zum "Mittelpunkt der Erde" gemacht.

Albstadt-Burgfelden. Für Michael Hess ist Burgfelden schon lange der "Mittelpunkt der Erde", trotzdem musiziert das Multitalent, bekannt von der Band "No Change", selten zu Hause. Dass Judith Schmid-Lorch, Tanja Stotz und Günter Fritsch vom Kirchengemeinderat ihn ermutigt haben, in St. Michael zu spielen, hat den weltvergessen lauschenden Zuhörern einen Sonntagabend beschert, der mehr als ein Wochenhöhepunkt war. "Vom Leben und der Liebe" sangen Gitarrist Michael Hess, Pianist Martin Maute, Volker Damasch am Cajon und die Sängerin Lea-Katharina Scherl vor einer Lichtkulisse, die dank Paolo Cammarano ebenso verzauberte wie die neu kombinierte Band.

So kreuzten sich intensive Farben im Altarraum, tanzten bunte Kreise im Rhythmus der Musik an den Wänden und regnete es Farbtupfer über die Gesichter der Akteure – als wäre deren starke Ausstrahlung nicht schon genug des Guten gewesen.

Von der Musik ganz zu schweigen: Beim teils vierstimmigen Gesang schmiegten sich die Stimmen aneinander, flossen ineinander hinein, verschmolzen zu einem Ganzen, ebenso wie die meist sachten, sanften, seligen Klänge der Instrumente, durchweg von Könnern gespielt. Das Repertoire mit Liedern, die einen christlichen Hintergrund haben, sich aber auch ganz säkular genießen lassen, war genau jenes, bei dem Lea-Katharina Scherl noch mehr Strahlkraft hat als sonst: "Ich will dass Ihr feiert, ich will dass Ihr tanzt" – wenn sie Sarah Connors "Das Leben ist schön" singt, "Zwischen Himmel und Erde" mit ihrer klaren, kräftigen und doch butterzarten Stimme hinaufsteigt, sich "Seite an Seite" mit Hess und Maute bei Soli abwechselt und dann richtig aufdreht, wenn sie über die "Bridge Of Light", die Brücke aus Licht, geht, dann ist das einfach "Verboten schön" und die Zuhörer möchten "Immer mehr von Dir".

Gänsehaus-Momente produzieren – darin steht ihr Michael Hess freilich nicht nach: Kein Augenwinkel bleibt mehr trocken bei seiner Interpretation von "Wenn sie diesen Tango hört", den "PUR"-Frontmann Hartmut Engler für seine Mama geschrieben hat.

Eine schöne Ergänzung des Abends sind die Texte, mit denen Judith Schmid-Lorch, Tanja Stotz und Günter Fritsch von Liebe und Glück erzählen. Glück – das sei Tee mit Sahne, leichtes Atmen, einen geheimen Ort zu entdecken und einen Käfer aus dem Wasser zu retten, heißt es da. Glück ist aber auch – und davon erzählen die Gesichter der Zuschauer – dabei zu sein, wenn etwas Magisches entsteht, so wie zwischen den vier Musikern, die selbst Werke wie "Hymn" von Barclay James Harvest, Leonard Cohens "Hallelujah", Peter Maffays "Ich wollte nie erwachsen sein" und Bette Midlers "The Rose" schöner interpretieren als im Original.

Pfarrer Markus Gneiting war am Ende des außergewöhnlichen Konzerts anzusehen, dass er ebenso verzaubert war wie das Publikum in der voll besetzten Kirche. Nicht nur er hat am Sonntagabend gelernt, "dass es sich lohnt, in eine Lichtanlage zu investieren", wie er mit Blick auf Paolo Cammaranos technische Kunst keck einräumte, und freut sich jetzt schon aufs nächste Mal.

Dass es ein nächstes Mal geben wird, ist für die vier Akteure klar: "Und wenn sich alles in Kreisen bewegt, dann gehst Du links, dann geh ich rechts, und irgendwann kreuzt sich der Weg, bis wir uns wiederseh’n", heißt es in einem der schönsten Songs des Abends, und weiter: "Egal wie weit wir auseinander sind, wir haben den gleichen Mittelpunkt." Der Mittelpunkt der Welt? Der schien am Sonntagabend irgendwie Burgfelden zu sein.