Das Foto zeigt Markus Schaudt. Foto: Eyrich

Neue Stelle von Gemeinderat Markus Schaudt lässt die Gerüchteküche brodeln.

Albstadt-Ebingen - Zufall ist der Grund, dass in Albstadt derzeit Gerüchte die Runde machen unter dem Motto: "Eine Hand wäscht die andere." Was ist dran? Der Schwarzwälder Bote hat die Beteiligten gefragt.

"Es hat sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen", sagt Markus Schaudt über die Tatsache, dass er seit dem 1. August als Restaurantleiter des Brauhauses Zollernalb angestellt ist – eine Stelle, die dem langjährigen Wirt des Gasthauses "Häringstein" sehr gelegen kommt. Denn seit er das "Häringstein" an eine neue Wirtin übergeben hatte, arbeitete Schaudt für die gemeinnützige GmbH "Hilfen nach Maß" und musste täglich nach Gammertingen pendeln.

Ein Antrag mit Folgen

Das Pikante an seiner neuen Aufgabe: Das Brauhaus Zollernalb gehört Lars Krimmel und seinem Geschäftspartner Dominik Reger. Letzterer ist der Sohn des Albstädter Finanzbürgermeisters Anton Reger. Und dieser wäre möglicherweise nicht gewählt worden, wäre im vergangenen Jahr ein Antrag der CDU-Fraktion im Gemeinderat angenommen worden, gegen den sich – nicht nur, aber besonders entschieden – Markus Schaudt ausgesprochen hatte.

Zur Erinnerung: Die CDU mit ihrem Fraktionschef Willi Merkel hatte damals – nicht wirklich zufrieden mit der Auswahl an Bewerbern – beantragt, die Stelle des Bürgermeisters noch einmal auszuschreiben. "Dann hätte aber die Gefahr bestanden, dass die beiden potenziellen Kandidaten" – das Gremium hatte zwei in der engeren Wahl, darunter Reger – "abspringen könnten", so Schaudt. Ein Kandidat aus der CDU-Fraktion hätte laut Schaudt trotz seiner verspäteten Bewerbung noch die Möglichkeit bekommen, aufzuspringen. "Er hat jedoch signalisiert, dass er nur antritt, wenn er eine breite Mehrheit des Gemeinderates hinter sich hat."

Der Kontakt bestand seit Juni

Für die Entscheidung am 28. Oktober in der Frage "Verlängerung – ja oder nein?" hatte Schaudt geheime Abstimmung beantragt. Das Ergebnis: 14 Stadträte schlossen sich dem CDU-Antrag an, 19 stimmten dagegen. Mit zwei Dritteln der Stimmen hatte Anton Reger schließlich die Bürgermeisterwahl am 4. November für sich entschieden.

Sechs Monate später: Markus Schaudt erfährt auf einer Dienstreise von einschneidenden Veränderungen in seiner Firma und beschließt, sich eine neue Aufgabe zu suchen. "Anfang Juni habe ich die Ausschreibung der Stelle des Restaurantleiters im Brauhaus Zollernalb im Internet gefunden und mit Lars Krimmel gesprochen", berichtet Schaudt.

Sein nächster Gang habe ihn zum Albstädter Hauptamtsleiter Josef Klaiber geführt: Er habe abklären wollen, ob für ihn eine Befangenheit bestehe, sollte er die Stelle antreten – und grünes Licht bekommen. Daraufhin habe er andere Gemeinderatskollegen sowie das Rathaus informiert, dass er ab 1. August wieder in Albstadt arbeiten werde und dadurch auch flexibler einsetzbar sei, etwa wenn es um Pflichten als Zweiter Stellvertreter des Oberbürgermeisters geht.

Für Willi Merkel hat die ganze Sache dennoch ein "G’schmäckle", wie der CDU-Fraktionschef auf Anfrage des Schwarzwälder Boten sagte. Seine Fraktion werde sich daher in der nächsten Sitzung damit beschäftigen. Merkel: "Beide Betroffenen müssen sich erklären."

Mänder: Beide müssen Stellung beziehen

Das ist auch die Haltung der Stadt Albstadt. Erster Bürgermeister Rainer Mänder erklärte gestern auf Anfrage, dass die Stadt Markus Schaudt und Anton Reger zu einer schriftlichen Stellungnahme auffordern werde.

Andere Fraktionschefs hingegen stärken Schaudt und Reger den Rücken: "Ich will dazu keine Stellung nehmen", sagt Philipp Kalenbach, FDP. "Klüngelei" vermute er aber nicht. Und Andreas Laib, Bündnis 90/Die Grünen, betont: "Von Vorgeschichte und Verlauf her war das Verhalten von Markus Schaudt nur konsequent und damit unverdächtig", sagt Laib mit Blick auf die Abstimmung über den CDU-Antrag.

Krimmel: Entscheidung lag bei mir

Anton Reger erklärt, dass es Lars Krimmel und nicht sein Sohn Dominik Reger gewesen sei, der die Verhandlungen mit Schaudt geführt habe. Dass Dominik Reger und sein Geschäftspartner ihr Lokal am Bahnhof einrichten würden, habe sich ohnehin erst im Dezember, also nach seiner Wahl zum Finanzbürgermeister, entschieden.

Lars Krimmel bestätigt das und fügt hinzu: "Den ersten Kontakt zu Herrn Schaudt hatte ich Anfang, Mitte Juni dieses Jahres." Sein Geschäftspartner habe mit Schaudts Verpflichtung außerdem nichts zu tun gehabt: "Er kümmert sich um die Brauerei-Anlage und ich als Gastronom um das Lokal."