Corona: Rene Huber vermisst seine Freunde sehr / Eltern arbeiten im Rettungsdienst – Angst ist ein täglicher Begleiter

Unser Familienleben hat sich seit Corona verändert. Meine Mutter, mein kleiner Bruder und ich sind jeden Tag zuhause. Wir haben ein Haus, indem es genügend Rückzugsmöglichkeiten gibt, aber manchmal gibt es schon wegen Kleinigkeiten Stress.

Albstadt-Tailfingen. Wir versuchen zusammen ein möglichst tolerantes Leben zu führen, aber durch das Kontaktverbot fehlt mir der direkte Kontakt zu Freunden sowie das "außer Haus gehen" besonders. Mein Schlagzeugunterricht fällt aus, auch Handball und so weiter. Ich habe somit kaum Abwechslung im Alltag. Natürlich könnte ich draußen spazieren gehen oder Sport treiben, aber ohne Freunde macht das keinen Spaß.

Freunde nicht zu ersetzen

Die Familie kann meine Freunde nicht ersetzen. Sie fehlen mir sehr, da der persönliche Kontakt durch Handy oder Videospiele nicht zu ersetzen ist. Die Langeweile frisst mich auf, da man nichts Spannendes unternehmen kann. Die Zeit vertreibe ich mir mit Schulaufgaben, Musik hören, Schlagzeug üben, YouTube schauen und PS4-spielen. Leider füllen mich die letztgenannten Tätigkeiten nicht aus.

Für die Schule lerne ich im Arbeitszimmer, wenn ich Fragen habe, hilft mir meine Mutter, ansonsten frage ich meine Freunde. Den Mut, die Lehrer anzuschreiben, habe ich nicht, aber meine Eltern können mir sehr gut helfen. Faszinierend finde ich, dass mir seit Corona die Schule fehlt mit all ihren Abläufen. Vorher fand ich Schule immer na ja, aber erst jetzt weiß ich, was ich an ihr habe.

Sorgen mache ich mir jedoch um meinen Papa, der im Rettungsdienst arbeitet, und um meinen großen Bruder, der eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger absolviert. Beide arbeiten an der "Front" und kämpfen täglich mit mangelnder Sicherheitskleidung und in meinen Augen viel zu wenig Anerkennung gegen Corona. Jeden Tag setzen beide ihr Leben aufs Spiel, um anderen zu helfen, immer mit der Angst im Nacken, sich mit Corona zu infizieren.

Diese Angst überträgt sich auch in unser Familienleben, da nicht nur alte und vorerkrankte Menschen einen schlimmen Verlauf zeigen können, sondern es auch Berichte über Jugendliche gibt, die an den Folgen von Corona gestorben sind.

Die Hamstereinkäufe finde ich auch übertrieben, denn wir sollten von unseren Gewohnheiten, alles zu jeder Zeit zu bekommen, absehen und uns auf das Lebensnotwendige beschränken. Wir haben keine Nahrungsmittelknappheit und sollten normal einkaufen.

Mein kleiner Bruder ist frustriert, da er Geburtstag hat und wir keinen Besuch bekommen. Er bekommt seine Geschenke mit der Post, aber das ist nicht das Gleiche. Sinnvoll finde ich es, zu Hause zu bleiben, um die Corona-Pandemie einzudämmen, aber vergessen sollte man die Leute nicht, die an der "Front" arbeiten und ein hohes Risiko haben, sich mit Corona anzustecken.

Außerdem finde ich es doof, dass sich manche nicht an das Kontaktverbot halten und als Clique von fünf bis acht Jugendlichen umherziehen und so die Gesundheit aller aufs Spiel setzen.

Keine Kontakte

Als Neues habe ich für mich entdeckt, dass ein Leben ohne Schule, das heißt nur durch Stoffverteilung, ohne Sozialkontakte und direkte Bezugspersonen, langweilig und öde ist.

Der Autor ist Schüler der Klasse 9 a des Progymnasiums Tailfingen.