Neuer Ortschaftsrat mit neuem Ortsvorsteher: Das Bild zeigt (von links) Martin Alber, Bernd Stauß, Günter Kirschbaum, Holger Mayer, Roland Schemminger, Heiko Peter Melle, Helena Bodmer, Frank Otterbach, Thomas Haas, Peter Rudolf Buck und Oberbürgermeister Klaus Konzelmann. Foto: Kistner

Melle im zweiten Anlauf gewählt. Thema Ortsumgehung soll in künftigen Ratssitzungen keine Rolle spielen.

Albstadt-Lautlingen - Weißer Rauch aus dem Lautlinger Ortschaftsrat: Heiko-Peter Melle, der die Stimmenmehrheit vor neun Tagen noch knapp verfehlt hatte, ist im zweiten Anlauf doch zum Lautlinger Ortsvorsteher gewählt worden.

Von zehn stimmberechtigten Ortschaftsräten – Marc Söhn fehlte krankheitsbedingt – stimmten sieben für Melle, der erneut einziger Bewerber um das Amt war; zwei votierten gegen ihn, ein Ratsmitglied enthielt sich der Stimme. Zu seinem Ersten Stellvertreter wurde Holger Mayer, zum Zweiten Stellvertreter Frank Otterbach gewählt; beide erhielten neun Stimmen bei einer Enthaltung.

Die beiden Listen haben sich zusammengerauft

Wer Hauen und Stechen erwartet hatte, sah sich diesmal getäuscht. Wie Günter Kirschbaum, "Alterspräsident" und kommissarischer Ortsvorsteher zu Beginn der Ratssitzung – zu der weit über 100 Zuhörer erschinen waren – mitteilte, haben sich die beiden im Clinch befindlichen Listen "Zukunft für unser Dorf" und "Fit für die Zukunft" am Montagabend in nichtöffentlicher Sitzung buchstäblich zusammengerauft und auf einen Modus Vivendi verständigt, der eine gedeihliche Zusammenarbeit im Dienste Lautlingens ermöglichen soll. Der erste Grundsatz lautet: Die Lautlinger Ortsumgehung fällt nicht in die Zuständigkeit des Ortschaftsrats steht deshalb auch nicht auf der Tagesordnung. Zweiter Grundsatz: Der Ortsvorsteher nimmt sich aus dem Streit der diversen Bürgerinitiativen um die Ortsumgehung gänzlich heraus. Dritter Grundsatz: Der Ortschaftsrat tritt nach außen geschlossen auf; interne Meinungsverschiedenheiten werden ausschließlich im Gremium ausgetragen.

Im Anschluss an diese Ausführungen wurde gewählt. Nach der Wahl meldete sich noch Bernd Stauß von der Liste "Fit für die Zukunft" zu Wort. Er fand lobende Worte für die "konstruktive Aussprache" am Montag und versicherte, die Liste "Fit für die Zukunft" habe im Vorfeld des ersten Urnengangs am 8. Juli durchaus versucht, das Manko des fehlenden Kandidaten aus der Welt zu schaffen, und es als "nicht zufriedenstellen" empfunden, dass es sich nicht beseitigen ließ. Indes habe jeder der sechs Ortschaftsräte der Liste seine Gründe für den Verzicht auf eine Kandidatur gehabt, und man habe deshalb Spott und Häme, die in der Öffentlichkeit ausgegossen worden seien, als "verstörend" und respektlos gegenüber dem Amt empfunden. Abschließend kündigte er an, dass "Fit für die Zukunft" die Gestaltungs- und Kontrollfunktion, die dem Ortschaftsrat zukomme, gewissenhaft ausüben werde.

Danach beglückwünschte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann den neuen Ortsvorsteher und seine Stellvertreter und teilte mit, dass er und Melle Differenzen in einem Gespräch vor der Montagssitzung ausgeräumt hätten: "Wir kamen überein, dass wir keine Probleme miteinander haben." Was Lautlingen nun brauche, sei ein Ortsvorsteher, der den Rückhalt aller Lautlinger habe und seinerseits für alle Lautlinger da sei. Zur Ortsumgehung: Über sie entscheide nicht der Ortschaftsrat; vielmehr habe er sich mit "wichtigeren Fragen" zu befassen.

Das Schlusswort sprach der Zwei-Wochen-Ortsvorsteher Günter Kirschbaum: Er könne es nicht mehr hören, dass Lautlingen gespalten sei. "Gewiss, wir haben ein Problem – aber hier redet jeder mit jedem." Er übergebe das Amt, durch das ihm sogar die Pflicht zu Geburtstagsbesuchen zugewachsen sei, nur zu gerne an Heiko Peter Melle und hinterlasse ihm beste Voraussetzungen für die Amtsausübung: Die Amtsstube sei "toll" und Sekretärin Melanie Hetz "perfekt". Die Zuhörer rief Kirschbaum auf, auch die kommenden Ratssitzungen so zu frequentieren wie diese: "Es lohnt sich – der Sprudel ist kostenlos."