Tempo 30 ist für die Lautlinger Ortsdurchfahrt in der Diskussion – allerdings gibt sich die Stadtverwaltung eher skeptisch. Foto: Archiv

Statt Umgehung erstmal kleinere Maßnahmen. Stadtverwaltung steht Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt skeptisch gegenüber.

Albstadt-Lautlingen - Wenn sich an dem durch die Prioritätenliste der Landesregierung vorgegebenen Zeitplan nichts ändert, dann wird der Bau der Lautlinger Ortsumgehung nicht vor 2025 beginnen. Was kann man bis dahin tun, um die Belastung der Anwohner zu lindern?

Mit dieser Frage beschäftigt man sich derzeit im Technischen Rathaus – eine Antwort, verspricht Baubürgermeister Udo Hollauer, werde das Baudezernat dem Gemeinderat noch in der ersten Jahreshälfte vorlegen. Allerdings warnt Hollauer vor allzu großen Erwartungen. "Eine Patentlösung für die Probleme der Lautlinger gibt es leider nicht – oder richtiger: Es gibt sie, aber sie ist momentan nicht realisierbar. Diese Lösung heißt Ortsumgehung."

Und was ist mit Tempo 30? In der Ortsdurchfahrt von Schallstadt bei Freiburg, auf der Bundesstraße 3, soll in Kürze Tempo 30 gelten – für 24 Stunden am Tag. Wäre das nichts für Lautlingen? Udo Hollauer verneint – auf den ersten Blick erscheine die Idee vielleicht attraktiv, aber die Stadt habe gute Gründe, sie nicht in die Tat umzusetzen. Erstens: Die Bundesstraße 463 ist die wichtigste Straßenverbindung Albstadts mit dem Rest der Welt und besonders für die in Albstadt ansässige mittelständische Industrie von vitaler Bedeutung. Die Stadt würde nur ungern die Funktionstüchtigkeit dieser Lebensader beeinträchtigen – die langsame Verkehrsanbindung sei ein Standortnachteil, den man nicht noch weiter erschweren wolle.

Hollauers zweites Argument gegen Tempo 30 auf der B 463: die Topografie. Läge Lautlingen in Ostfriesland, dann sähe die Sache vielleicht anders aus – aber Lautlingen liegt in einem Mittelgebirge direkt unterhalb eines strammen Anstiegs zur europäischen Wasserscheide. Sattelschlepper – der Anteil des Schwerlastverkehrs am Gesamtaufkommen ist bekanntlich hoch – , die mit 30 Stundenkilometer Ausgangsgeschwindigkeit den Berg hinauf müssten, würden laut Hollauer eher mehr als weniger Lärm und Abgas emittieren. Feinstaub übrigens auch – Tempo 30, unterstellt Hollauer, würde mehr "Stop and Go", also mehr Bremsvorgänge und -abrieb verursachen. "Den Anwohnern ist mit flüssigem Verkehr am Ende noch am ehesten gedient."

Wobei Hollauer gewisse Probleme mit der Feinstaubproblematik hat – vieles sei da längst nicht streng wissenschaftlich nachgewiesen, Aussage stehe gegen Aussage. Verkehr spiele sicher eine Rolle, aber ob das Klima am Ende nicht eine bedeutsamere Rolle spiele als das Verkehrsaufkommen, sei keineswegs ausgemacht. "Inversionslagen sind immer ungünstig, mit oder ohne Abgase." Die Forderung nach regelmäßigen Feinstaubmessungen werde gleichwohl gewissenhaft geprüft; zu einer Bewertung sei man aber noch nicht gelangt.

Was bleibt noch? Vermutlich keine Maßnahme, die alle weiterbrächte – im Einzelfall dagegen könne man eventuell etwas erreichen, zum Beispiel mit neuen Fenstern und anderen Schallschutzmaßnahmen. Die Stadt prüfe derzeit, ob es Förderprogramme für diese "kleinen Brötchen" gebe. "Doch der große Wurf", so Hollauer, "ist wohl nicht drin."