Udo Hollauer (rechts) hatte keinen leichten Stand in der Burgfelder Ortschaftsratssitzung. Die überwiegende Mehrzahl der Zuhörer ist gegen eine Traufganghütte Waldäcker. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Traufganghütten: Burgfelder Ortschaftrat spricht sich gegen eine Gaststätte am Parkplatz Waldäcker aus

Nach dem Onstmettinger Ortschaftsrat hat am Mittwoch auch der Burgfelder über die Standortwahl für eine Traufganghütte beraten und abgestimmt. Allerdings anders als die Onstmettinger: Die Burgfelder votierten geschlossen gegen das Projekt.

Albstadt-Burgfelden. Am kommenden Donnerstag wird Baubürgermeister Udo Hollauer dem Albstädter Gemeinderat das ausgearbeitete "Traufganghüttenkonzept" vorlegen, mit dem Albstadt zum offiziell zweiten Mal eine sogenannte "Zielabweichung" von den Vorgaben des Regionalplans bezüglich Natur- und Landschaftsschutz, Grünzugverlauf und "Flora-Fauna-Habitat" beantragen will. Das ohne Anlagen 400, mit Anlagen an die 1000 Seiten starke Schriftstück sieht unter anderem die Ausweisung von drei neuen Standorten für Gaststätten im Außenbereich vor – so etwas geht naturgemäß nicht ohne Abweichung von den genannten "Zielen" ab. Einer Standortwahl, nämlich "Auf Stocken" nördlich von Onstmettingen, hat der Onstmettinger Ortschaftsrat am Montag zugestimmt, einen zweiten Hüttenstandort, den Wanderparkplatz am Traufgang "Wiesenrunde", steht am Mittwoch, 27. März, auf der Tagesordnung des Pfeffinger Ortschaftsrats. Über den dritten, den Wanderparkplatz "Waldäcker", hatte am Mittwochabend der Burgfelder Ortschaftsrat zu befinden.

Burgfelden unterscheidet sich von den beiden anderen Standorten in einem wichtigen Punkt: Es gibt seit Jahr und Tag einen Investor in spe, und zwar einen ortsansässigen – Jürgen Maier saß mitten unter den zahlreichen Besuchern der Ratssitzung. Man sprach also nicht über luftige Theorie, sondern über projektierte Praxis: Maier möchte in der Nachbarschaft von Burgfelden ein zweigeschossiges Landgasthaus mit den Maßen 22 mal 13,5 Metern, 627 Quadratmetern Gesamtfläche inklusive Außenterrassen und bis zu 210 Sitzplätzen – 90 drinnen, 120 draußen – errichten. Ursprünglich war als Standort der Fußballplatz nördlich des Wanderparklatzes Waldäcker im Gespräch gewesen, später kamen die benachbarte Turnhütte und der Parkplatz selbst ins Gespräch, dazu ein Standort am anderen Ende Burgfeldens, nämlich der Parkplatz Heersberg. Offensichtlich haben die von der Stadt beauftragten Planer und die Sachbearbeiter im Tübinger Regierungspräsidium in den vergangenen Monaten intensiv miteinander über den Zielkonflikt diskutiert, dass eine Traufganghütte einerseits nicht mitten im Ort liegen kann, weil dann unter der Hand aus dem Natur- ein Kulturerlebnis wird, dass sie sich aber andererseits nicht zu weit von der geschlossenen Ortschaft entfernen darf, weil Landschaftszersiedelung ein "No go" ist. Am Ende ist dabei ein überraschendes Ergebnis herausgekommen: Außer Spesen nichts gewesen; erste Wahl und beantragter Standort ist "Waldäcker Sportplatz".

Die Ratsmitglieder sehen das Dorfidyll durch Massentourismus bedroht

Es war offenbar nicht die eizige Überraschung. Ortsvorsteher Hubert Reinauer und seine Ortschaftsräte erklärten unisono, von 210 Gästen seien sie nie ausgegangen und fühlten sich völlig überfahren: Wenn die Traufganghütte Waldäcker je die Auslastung erziele, die sie anstreben müsse, um wirtschaftlich zu arbeiten, dann sei es um das Dorfidyll Burgfelden geschehen, dann kämen auf jeden Einwohner 140 Touristen pro Jahr – Venedig lasse grüßen! Indiskutabel sei aber auch, dass nach jahrelangen Planungen nur eine Woche Zeit für die Entscheidungsfindung bleibe, dass es keine öffentliche Diskussion gegeben habe und dass die Burgfelder nie nach ihrer Meinung gefragt worden seien. Reinauer stellte deshalb den Beschlussantrag, den Zielabweichungsantrag für Waldäcker zu streichen und die Burgfelder nach ihrer Meinung zu befragen – ob die Streichung endgültig oder vorläufig sein, ob der Gemeinderat einen Antrag ohne Burgfelden stellen oder das Ergebnis der Burgfelder Debatte abwarten soll, blieb dabei offen.

Udo Hollauer, der zuvor das Konzept erläutert hatte, wandte ein, dass sowohl der Standort als auch die Dimensionen des Projekts seit langem bekannt gewesen seien – wer es wissen wollte, habe es auch können. Die Ortschaftsräte sahen es anders; ihr Beschluss, am Donnerstag, 28. März, im Gemeinderat die Streichung zu beantragen, fiel einstimmig aus.

Die Gemeinderäte können diesen Antrag theoretisch abweisen – erfahrungsgemäß setzen sie sich über Voten der Ortschaftsräte aber äußerst ungern hinweg.