Flächenmanagement: Im Rathaus Albstadt gibt es jetzt doch einen Spezialisten für Bauland im Innenbereich
Ende 2016 hatte der Albstädter Gemeinderat nach hitziger vorweihnachtlicher Debatte den Wunsch der Stadtverwaltung abgewiesen, einen "Kümmerer" für ihr Flächenmanagement zu engagieren. Er hat es sich in der Zwischenzeit anders überlegt: Der "Kümmerer" ist da.
Albstadt. Wie alle anderen Gemeinden des Landes huldigt auch Albstadt dem Grundsatz "Innenbebauung vor Außenbebauung", um den Landschaftsverbrauch zu minimieren, und zwar so konsequent, wie es die Umstände eben erlauben. Die Umstände sind nicht eben günstig: Im Albstädter Innenbereich sind derzeit 68 Hektar unbebaut, und so gerne die Stadt das ändern und die hohe Nachfrage nach Bauland befriedigen würde, so schwer fällt es ihr.
Der Grund: Eigentümern steht der Sinn nicht nach Verkauf – sei es, weil sie Baugrund für den noch studierenden Enkel vorhalten wollen, sei es, weil sie wunschlos glücklich sind und nicht wissen, was sie in Zeiten des Niedrigzinses mit unverhoffter Liquidität anfangen sollen.
Wer kann da abhelfen? Der "Kümmerer". In der Theorie muss man ihn sich als einen Überredungskünstler vorstellen, der seriöse Aura, Eloquenz und eine gewisse Penetranz in seiner Person zu vereinigen weiß, als ehrlichen Makler, der junge Familienväter zum Kauf und betagte Grundeigentümer zum Verkauf zu bewegen weiß, ohne dass sich nachher jemand überfahren oder übervorteilt fühlt. 2016 hatte das Land den Kommunen angeboten, neu geschaffene "Kümmerer"-Stellen in den Rathäusern zwei Jahre lang mit 30 000 Euro pro Jahr zu bezuschussen.
Die Stadt unterbreitete dem Gemeinderat den Beschlussvorschlag, doch dort stieß sie auf unerwarteten Widerstand, besonders aus den beiden stärksten Fraktionen. Ein gut vernetzter Ortsvorsteher, ein erfahrener Bankvorstand, ein langjähriger Wirtschaftsförderer, hieß es, seien mindestens ebenso berufen für diese Art von Vermittlungs- und Überzeugungsarbeit – da brauche man doch keinen Auswärtigen. Und erst recht brauche man keine zusätzliche Stelle – der Stellenplan sei auch so schon groß genug. Das Ende vom Lied: Die Entscheidung wurde vertagt.
Erwin Straubinger hat lange Erfahrung
Nicht auf ewig. Wie die Stadt Albstadt nun mitgeteilt hat, bietet sie neuerdings im Baudezernat "kostenlose, unverbindliche und vertrauliche Fachberatung für Eigentümer von Gewerbebrachen, leer stehenden oder untergenutzten Gebäuden und Baulücken" an, und zwar durch Erwin Straubinger von der Stabsstelle Sanierung, einen Mann mit langjähriger Erfahrung in der Beratung von Grundstückseigentümern in Sanierungsgebieten. Damit haben die Kritiker vom Dezember 2016 ein Stück weit recht bekommen – warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt? Die neue Stelle ist dagegen doch entstanden, denn die Stadt teilt ausdrücklich mit, dass das Land Baden-Württemberg mit 60 000 Euro dabei sei. Der entsprechende Ratsbeschluss wurde Angang des Jahres gefasst, und zwar ohne große Diskussion und Aufhebens. Er fiel nicht weiter auf; der "Kümmerer" kam sozusagen durch die Hintertür.
Infoabende zur Innenentwicklung
Jetzt ist er da. Erwin Straubinger bietet Beratung zu baulichen und baurechtlichen Aspekten des Grundeigentums an, er zeigt Bebauungs- und Nutzungsmöglichkeiten auf, vermittelt mit Nachbarn und deren Bauabsichten, hilft bei der Klärung von Erschließungsfragen und veranstaltet im Bedarfsfall öffentliche Informationsabende zum Thema Innenentwicklung.
Unterstützt wird er vom Nürtinger Institut für Stadt- und Regionalentwicklung (IfSR). Die Stadt Albstadt aber will demnächst die Eigentümer noch nicht bebauter, leer stehender oder untergenutzter Gebäude im Innenbereich persönlich anschreiben und es im Guten versuchen. Wieder einmal.
Weitere Informationen: Erwin Straubinger; Telefon 07431/160-3102; E-Mail erwin.straubinger@albstadt.de