Mit räumlichem Abstand haben die Teilnehmer der Mai-Kundgebung die Solidarität gefeiert.Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Tag der Arbeit: Kundgebung fordert mehr Solidarität mit Pflegenden und Flüchtlingen

Albstadt-Ebingen. Wie vorbildliche zwei Meter Abstand aussehen, haben die Teilnehmer der Kundgebung zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit, am Marktbrunnen gezeigt: Zollstöcke markierten den Abstand, den nur die Moderatoren Renate und Bernhard Schmidt nicht einhielten – sie sind ein Ehepaar.

"Solidarität" war der große Überbegriff der Kundgebung, an der Vertreter von Gewerkschaften und politischen Organisationen, darunter MLPD und Z.U.G. Albstadt, teilnahmen. Das Wort werde derzeit häufig ge- und massiv missbraucht, so ein Redner. Der Milliarden-Euro-Rettungsschirm der Bundesregierung komme hauptsächlich großen Konzernen zugute, während Kleinbetriebe durch die Coronavirus-Pandemie auf der Strecke blieben. Alleinerziehende müssten ihre Kinder betreuen und sich mit Kurzarbeitergeld – 67 Prozent der ohnehin geringen Einkünfte – über Wasser halten.

Das kommunalpolitische Wahlbündnis Z.U.G. machte deutlich, wie wichtig der Erhalt und der Ausbau des Zollernalb-Klinikums in Ebingen als einer von zwei Standorten sei – das zeige die Pandemie. Die Vertreter forderten massive Lohnerhöhung für medizinische und Pflegekräfte und viel mehr Corona-Tests: Es sei ein Hohn, dass Menschen in einem Seniorenheim, in dem eine infizierte Pflegekraft Kontakt gehabt habe zu Bewohnern, nicht getestet würden, weil sie Wochen zuvor schon getestet worden waren – der Schwarzwälder Bote hatte über die erfolglosen Bemühungen des Heimleiters berichtet.

Ein weiterer Z.U.G.-Vertreter verlas Berichte von Pflegekräften: "Im Dezember mussten wir Mund-Nase-Schutzmasken wegwerfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war", hieß es darin. Nun seien Masken und Schutzkleidung so knapp, dass Pflegende tagelang ohne sie arbeiten mussten. Bewohner seien ungetestet von einer Einrichtung an eine andere weitergereicht worden – und anderes mehr.

Eine Vertreterin des Frauenverbands "Courage" kritisierte hart die Situation der Flüchtlinge an den südeuropäischen Außengrenzen, wo das Coronavirus schnell eine Katastrophe auslösen könne. "Die Bundesregierung hat gerade mal 47 unbegleitete Jugendliche aufgenommen, aber 200 000 gestrandete Urlauber zurück geholt", so die Rednerin. Sie forderte deshalb die sofortige Auflösung der Lager und die Rettung der Flüchtlinge aus den "Hotspots", den Brennpunkten. "Die Behandlung der Flüchtlinge zeigt, dass das Wort Solidarität im Mund der Regierenden nur eine Phrase ist."