Einig darüber, dass in Sachen fairer Einkauf noch viel Luft nach oben ist, sind sich Agnieszka Brugger (Dritte von links) und das Team im Weltladen Albstadt. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundestagswahl: Wie fairer Handel Fluchtursachen bekämpft

Albstadt-Ebingen (key). Bei Kaffee und Süßigkeiten – natürlich fair gehandelten – hat Agnieszka Brugger, Sprecherin für Sicherheitspolitik und Abrüstung der Fraktion Bündnis ’90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, im Ebinger Weltladen in der Oberen Vorstadt mit Bürgern und Wählern über die Notwendigkeit eines fairen Handels – und seine Folgen – diskutiert.

Elli und Lars-Dieter Erbrich, die den Weltladen im Rahmen des Trägervereins "Freundeskreis Dritte Welt" betreiben, freuen sich, dass der Laden sich trägt, wundern sich aber auch, warum nicht mehr Firmen, Vereine und Kommunen fair gehandelte Produkte in ihre Geschenkpakete, etwa für Besucher, packten. Die Kirchen hingegen seien treue Kunden, verschenkten Gutscheine an ihre Mitarbeiter und Waren, so Elli Erbrich. "Das utopische Ziel ist ja, die Weltläden überflüssig zu machen – es sollte normal sein, dass Produzenten von ihrer Arbeit leben können."

"Wir müssen noch besser wiederverwerten"

Wie wichtig es sei, dass Menschen sich bewusst machten, was sie kauften und woher es komme, betonte Agnieszka Brugger und fügte hinzu: "Was bestimmte Rohstoffe angeht, müssen wir bewusster damit umgehen und sie besser recyceln, etwa die Materialien in Handys." Damit könne jeder aktiv dazu beitragen, Fluchtursachen zu beseitigen, bestätigte Ulrich Kohaupt, denn die Ausbeutung der Rohstoffe ohne Nutzen für die Menschen vor Ort sei ein Hauptgrund für Flucht.

Ein Teilnehmer echauffierte sich, dass an Börsen Wetten auf Lebensmittel abgeschlossen würden. Dass dort mit Böden, Nahrungsmitteln "und demnächst vielleicht auch noch mit Blutkonserven" spekuliert werde, sei "teuflisch".

Immerhin, so hat die Grünen-Bundestagsabgeordnete festgestellt, sei das Bewusstsein für diese Fragen gestiegen, und auch im Bereich Mode würden zunehmend fair gehandelte Waren nachgefragt – von Textilien über Schmuck bis zur Tasche. Nun, so fügte Lars-Dieter Erbrich hinzu, müsse nur das Handeln selbst noch häufiger dem Bewusstsein folgen. Oft kosteten fair gehandelte Waren nur wenig mehr. Sie zu kaufen habe aber nachhaltige Folgen.

Können sich Verbraucher auf Siegel verlassen? "Ich verlasse mich auf unsere Handelspartner", betonte Elli Erbrich. "Sie alle sind kleine Partner, und ihre Waren kommen direkt vom Hersteller." Das "Gepa"-Siegel bürge für höhere Löhne und eine Gesundheitsvorsorge für die Arbeiter.

Agnieszka Brugger ging noch auf die Kommunen ein, die sich ebenfalls öfter fragen könnten, wo ihre Geschenke, ihr Kaffee, ja selbst ihre Baumaterialien herkämen. "Das steht und fällt oft mit den Personen in den Rathäusern."