Heike Weimer, Doris Schreyeck, Michael Weimer, Hans-Joachim Fogl und Uwe Stier hielten Reden und erzählten Geschichten bei der Übergabe des Vinz-Koch- und Backbuches.Fotos: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Vinzentinische Ersthelfer: Vertreter von Kliniken und Pflegeheimen nehmen Koch- und Backbuch entgegen

Wochenlang haben die Vinzentinischen Ersthelfer Rezepte für ihr Koch- und Backbuch gesammelt, mit dem sie Albstadts Kranken- und Altenpflegekräfte für deren Kriseneinsatz entschädigen wollen. Jetzt ist es fertig; am Donnerstag wurden 1600 Exemplare feierlich übergeben.

Albstadt-Lautlingen. "Koch- und Backbuch" beschreibt den Sachverhalt nur unzulänglich – außer Rezepten, die zahlreiche Hausfrauen und -männer aus Albstadt und Umgebung beigesteuert haben, enthält das 109-seitige Werk kurze Texte: Geschichten aus den Evangelien, Legenden, Zitate des heiligen Vinzenz von Paul, Gedichte, Gebete und nicht zuletzt Dankadressen der Albstädter an ihre Pflegekräfte. Den Löwenanteil des Büchleins machen indes die Rezepte aus, deren Spektrum von der Grießnockerlsuppe über Ulmer Weckknödel bis zur Erdbeer-Biskuitrolle reicht.

Einen leider nur literarischen Vorgeschmack gab bei der Übergabefeier Doris Schreyeck den versammelten Vertretern von Kliniken, Pflegeheimen und -stationen in Albstadt und Umgebung: Sie verlas laut das Rezept der "Katholischen Rouladen" von Hanne Alber aus Lautlingen. Wieso katholisch? Ganz einfach, Frau Alber war nach ihrer Heirat aus dem evangelischen Hossingen ins Tal und ins katholische Lautlingen gezogen und dort von der Familie ihrer Mannes mit Rouladen empfangen worden, deren Füllung aus hartgekochtem Ei und Bauchspeck bestand. Für sie und ihre evangelischen Verwandten sind diese Rouladen seither untrennbar mit dem Katholizismus assoziiert. Außer diesem Rezept bekamen die Gäste die Geschichte vom Rosenwunder der heiligen Elisabeth – eindeutig eine Hommage an Tailfingen – , eine Sentenz des heiligen Vinzenz und Dankesworte an die Adresse der pflegenden Heldinnen und Helden des Alltags zu hören.

"Sie leisten etwas, was eigentlich nicht zu leisten ist"

Zuvor hatten Diakon Michael Weimer, Herz, Seele und Motor der Vinzentinischen Ersthelfer, sowie die beiden Pfarrer Uwe Stier und Hans-Joachim Fogl gesprochen. Weimer erläuterte die Intention der Ersthelfer, den rund 1500 Frauen und Männern in Albstadt, "die etwas leisten, was eigentlich nicht zu bezahlen ist", Dank zu erstatten. Nicht zuletzt für sie hätten die Vinzentinischen Ersthelfer im und um das einstige Lautlinger Pfarrhaus als Erholungs- und Rückzugsraum die Vinz-Pflegewerkstatt-Oase geschaffen, die an diesem Tag Schauplatz der feierlichen Übergabe war.

Sie selbst harrt immer noch samt Garten und Grillkota ihrer eigenen Einweihung. Eigentlich hätte sie noch vor den Sommerferien offiziell eröffnet werden sollen; die Pandemie hat einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Es wird wohl 2021 werden, ehe es so weit ist.

Pfarrer Uwe Stier aus Ebingen hielt eine eher nachdenkliche Dankesrede: Im Frühjahr hätten die Deutschen allenthalben auf ihren Balkonen applaudiert, um denen, welche sich im Einsatz für die Kranken und die Alten aufrieben, ihre Wertschätzung zu bekunden. Mittlerweile habe man allerdings den Eindruck, dass die Nation nach einmaligem Applaus wieder zur Tagesordnung übergehe und sich auf den Standpunkt stelle, es sei genug gelobt; das müsse jetzt erst mal reichen für die nächsten zehn Jahre.

Mehr Pflegepersonal, bessere Bezahlung als bisher – es seien Zweifel daran erlaubt, ob es dazu kommen werde. Nun könnten die Vinzentinischen Ersthelfer nicht im Alleingang den Pflegenotstand beheben, aber sie täten, was sie könnten, um ihrem Dank Kontinuität zu verleihen und ihn nicht als Eintagsfliege erscheinen zu lassen – wofür auch ihnen großer Dank gebühre. "Da müssen wir uns auch mal etwas überlegen."

Hans-Joachim Fogl, der neue Tailfinger Pfarrer, ließ einen anderen sprechen – er übermittelte eine Grußbotschaft des Rottenburger Bischofs. Gebhard Fürst zitierte das Sprichwort "In der Krise zeigt sich, auf wen man sich verlassen kann" und dankte den Pflegenden für ihren Einsatz, "der dafür sorgt, dass unsere Gesellschaft und unsere Gemeinschaft nicht zusammenbrechen." "Systemrelevant" laute das unangemessene Synonym dafür. "Systemrelevant, das sind Sie in der Tat – und zwar nicht nur in der Krise, sondern immer!" Das Vinz-Koch- und Backbuch ist in einer Auflage von 2500 Exemplaren gedruckt worden, von denen 1600 an Heime und Kliniken gehen. Die übrigen 900 liegen in der Buchhandlung Osiander in Ebingen, im Elektrogeschäft Hagg in Lautlingen und bei Spielwaren Klein in Tailfingen aus. Ein Exemplar kostet sieben Euro; der Erlös kommt den Vinzentinischen Ersthelfern zugute.