Etwas als älter als üblich: Die Vorhut der Margethausener Sternsinger war bereits am zweiten Weihnachtsfeiertag unterwegs. Foto: Schwarzwälder Bote

Sternsinger: In Margrethausen entlasten in diesem Winter gestandene Mannsbilder die überforderte Jugend

Eine Premiere hat Margrethausen am zweiten Weihnachtstag erlebt: Sieben Mannsbilder waren als Sternsinger unterwegs.

Albstadt-Margrethausen. So mancher Margrethausener staunte am Dienstag nicht schlecht angesichts der seltsamen Gestalten, die er da durch den Ort ziehen sah: sieben gestandene Männer, in wallende Gewänder gehüllt, mit Kronen oder Turbanen auf dem Haupt. Bei noch genauerem Hinsehen entpuppten sich die kostümierten Herrschaften dann als gute Bekannte, als Honoratioren sogar. Aber was trieben sie da? Ganz einfach, sie waren als Sternsinger unterwegs.

Wie das? Zum Leidwesen von einigen, die in der katholischen Kirchengemeinde aktiv sind, gibt es in Margrethausen in diesem Winter nicht genug Kinder, die bereit oder in der Lage wären, als Sternsinger von Haus zu Haus ziehen – nicht zuletzt wegen fehlender Bauplätze ist die Bevölkerungspyramide mit der Zeit etwas kopflastig geworden. Die Folge: Zu Beginn des neuen Jahres werden sich nur zwei Kindergruppen auf den Weg machen, die dies- und die letztjährigen Erstkommunikanten. Viel zu wenige für den ganzen Ort – oder umgekehrt: viel zu viel Arbeit für die Kinder.

Bei einem Gläschen Wein nach der Dorfweihnacht war die missliche Situation zur Sprache gekommen. Aus dem scherzhaften Einwurf, dann müssten halt mal die Erwachsenen ran, wurde schnell ein konkreter Plan. Vor allem Kirchengemeinderat Franz Josef Götz verfolgte die Idee beharrlich, stellte die Gruppen zusammen und organisierte Gewänder. Thomas Bolkart, seines Zeichens Ortsvorsteher, fand es nicht unpassend, für ein paar Stunden König von Margrethausen zu sein; außer ihm waren die Geschäftsleute Markus Deufel und Günther Schurer sowie Stefan Bihler und Armin Weiß, der sich sonst als Mesner um die Messgewänder der Pfarrer kümmert, mit von der Partie. Und natürlich durfte einer nicht fehlen: Pater Kaycee McDonald Nwandu war, wie er selbst feststellte, prädestiniert für die Rolle des Königs Kaspar aus Afrika, denn er kam ja ohne Schminktopf aus.

Zugegebenermaßen lief die Aktion dann nicht ganz termingerecht ab: Offiziell beginnt die bundesweite Sternsingeraktion 2018 – sie steht unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit" – erst am heutigen 29. Dezember, doch die Männer von Margrethausen verlegten ihre Hausbesuche aus Zeitgründen vor. In ritueller Hinsicht hingegen ging alles mit rechten Dingen zu: Wie es der Brauch verlangt, wurden die Sternsinger offiziell ausgesendet, aufgeteilt in zwei Gruppen und wohlversehen mit geistlichem Segen, in diesem Fall dem von Pater Kaycee Nwandu.

Wo sie klingelten, da war die Überraschung groß – doch wich sie schnell der hellen Freude: Die Aktion wurde mit Beifall aufgenommen und fand großen Anklang im ganzen Ort. Das sei doch gelebte Kirche, lautete der Tenor, und dass solche Aktionen der Institution Kirche nur zuträglich sein könnten. Die sieben Sternsinger freuen sich über diesen Zuspruch – aber sie sind trotzdem entschlossen, es bei diesem einen Mal bewenden zu lassen.