Inge Sinz stellt in ihrem Haus drei Zyklen über die Kunst als "Transportmittel der Wirklichkeit" aus

Von Karina Eyrich

Albstadt-Ebingen. "Kunst ist politisch", sagt Inge Sinz – auch mit ihrer neuen Ausstellung, während der sie am Samstag, 28. Februar, von 11 bis 17 Uhr ihr Haus in der Kantstraße 48 für alle Interessierten öffnet.

Was ist Kunst? Die Frage beschäftigt Inge Sinz so sehr, dass sie einen der drei Zyklen, die Teil ihrer neuen Ausstellung sind, mit dieser Frage überschrieben hat. Die anderen beiden Zyklen sind eine Auseinandersetzung mit der Politik ihres Heimatlandes und der Welt darum herum. "Schwarz – Rot – Gold", die Farben der deutschen Flagge, Symbol der Vormärz-Bewegung nach dem Hambacher Fest 1832, Symbol der Lützowschen Freikorps und als solche – "Aus der Nacht durch Blut zum Licht" – symbolträchtig, finden sich in jenem Zyklus, der die Besucher im Haus Kantstraße 48 erwartet, in dem Inge Sinz am Samstag, 28. Februar, von 11 bis 17 Uhr ihre Ausstellung "Kunst ist politisch" zeigt.

Vielsagende Bildersprache

Allein die Zitate von Künstlern und Kunstkritikern, Schriftstellern und Journalisten fesseln Betrachter. "Kunst ist Kampf an vielen Fronten", steht da. "Politik ist grausam und witzig – Kunst ist, davon zu wissen." Und: "Kunst ist keine Unterwerfung, sie ist Eroberung." Ihre Gedanken zu diesen und vielen anderen Sätzen hat die Künstlerin in kolorierten ungegenständlichen Zeichnungen umgesetzt, die Raum für eigene Gedanken lassen. Wie die Werke der Albstädterin sich ohnehin in keine Schublade pressen lassen: So vielseitig sind ihre stilistischen Möglichkeiten, so vielsagend ihre Bildersprache.

Inge Sinz ist Kunsterzieherin, entsprechend breit ihr Repertoire. Seit 50 Jahren malt sie, gestaltet ganze Serien und Bilderzyklen und hat während der Familienphase – drei Kinder und drei Pflegefälle forderten ihre ganze Kraft – die Kunst nicht nur um der Kunst willen betrieben, sondern auch als Ausgleich, um ihre Seele atmen zu lassen. Vor allem aber hat sie Spaß am Malen – und sogar schon international ausgestellt: 2004 in Dublin, im "Writers’ Museum and Shaw Birthplace", dem Museum der Schriftsteller und Geburtshaus von George Bernard Shaw. Thema ihres Zyklus’ war damals "Ulysses", der 1000-Seiten-Wälzer von James Joyce. Doch hat sie auch schon in der Nähe ausgestellt, etwa in Hechingen in der Alten Synagoge und in der Ebinger Martinskirche.

Nun, da die Kinder aus dem Haus sind, hat Inge Sinz buchstäblich Frei-Raum genug im Haus, um es zur Galerie zu machen. Dort stellt sich am Treppenaufgang die Frage "Was ist Kunst?". Antwort geben 50 Werke – Aquarell-Gouachen, gehäkelte Bilder und andere, die mit Crayons, den französischen Wachsmalkreiden, gezeichnet sind. Darin eingebaut hat die Künstlerin auch Zeitungsmeldungen und Infografiken. Die Werke des zweiten Zyklus hängen gleich neben einer Serie, welche die Not mancher Menschen thematisiert: Hungernde, Bootsflüchtlinge, Gestrandete am Ufer des Lebens.

Das "Grundgesetz" hängt Inge Sinz hoch – im Wortsinn, denn den dritten Zyklus erreichen Besucher der Ausstellung erst im ersten Stock. Die 19 Artikel der Präambel stellt Inge Sinz in diesem interessanten, vielsagenden Zyklus freilich nicht immer ins Rampenlicht, sondern auch in Frage. "Die Würde des Menschen" – dieser Satz endet nach der Erfahrung der klugen Beobachterin allzu oft mit "...ist antastbar". Auch in diesem Zyklus zeigt Inge Sinz ihre ganze Vielseitigkeit, die nicht zuletzt auf handwerklichem Können basiert. So können Betrachter in jedem Bild ganz viel entdecken, ohne von vorneherein festgelegt zu sein.

Besucher im Haus in der Kantstraße können aber noch viel mehr entdecken – Inge Sinz hat alle Wände ausgenutzt, um ihre hintersinnigen Werke aus fünf Jahrzehnten zu zeigen. "Vanitas" – zu Deutsch: die Eitelkeit – ist ihr Lieblingsbild. Die eitle junge Frau mit dem Skelett neben sich zeigt die Endlichkeit äußerer Attraktivität und hängt über einer aus Holz geschnitzten Christophorus-Figur. Wie vielsagend.

Weitere Informationen: Die Ausstellung in der Kantstraße 48 in Ebingen ist am Samstag, 28. Februar, von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei