Brigitte Wendebergs Kammerchor Ebingen und Organist Bernd Braun huldigen Schumann
Von Volker Schneider
Albstadt-Ebingen. Bereits vor einer Woche hatte Kirchenmusikdirektorin Brigitte Wendeberg dem Jubilar Robert Schumann konzertante Reverenz erwiesen. Den zweiten Teil der Hommage ließ sie am Sonntag folgen: eine Aufführung seiner Missa sacra op. 147.
Vor 200 Jahren wurde Robert Schumann geboren. Er war damit ein Jahr jünger als sein Kollege Felix Mendelssohn-Bartholdy, dessen runder Geburtstag 2009 gefeiert worden war – und der jetzt post festum noch einmal bedacht wurde: Den Auftakt des Konzerts in der Martinskirche machte seine dritte Orgelsonate in A Dur op. 65, gespielt von Bernd Braun. Der geradezu königlich anmutenden Einleitung im strahlenden Plenoklang folgte in romantischem mezza voce die erste Fuge, klar artikuliert, mit transparenter Stimmführung und angemessener romantischer Klangfülle. Braun erwies sich hier als Registrierungskünstler; es gelang ihm, über den langen Satz eine ununterbrochene energetische Steigerung durchzuhalten und die Registrierung dabei fast stufenlos aufzubauen: Mit jeder weiteren Zeile gewann das Stück an Fahrt; dies allein, ohne Registranten an der Seite, zu bewältigen, ist eine Meisterleistung.
Es folgte der Höhepunkt des Abends: die Missa Sacra in c- moll von Robert Schumann, ursprünglich für Gesangssolisten, Chor und Sinfonieorchester komponiert – die Bearbeitung für Chor und Orgel stammt von Zsigmond Szathmáry. Es ist ein großes Wagnis, ein für große Besetzung komponiertes Werk mit einem sehr kleinen, aber feinen Chor aufzuführen. Zum Kammerchor Ebingen zählten an diese Abend drei Tenöre, bei der Uraufführung mögen es sicherlich etwa 30 gewesen sein.
Immerhin, die kleinere Besetzung schafft – auch an diesem Abend – eine größere Transparenz, und die liegt derzeit im Trend. Der Kammerchor Ebingen sang in allen Ausdrucksnuancen homogen, flexibel und mit sehr deutlicher Textarikulation. Viel innere Wärme in tiefen Lagen war im Kyrie und im Agnus Dei zu hören; die Einleitung des Gloria strahlte hell und kräftig im Rahmen der Grenzen, welche die kleinen Chorbesetzung setzt. Das "pleni sunt coeli" war harmonische dicht; es wurde ebenso mühelos und präzise intoniert wie die Amen-Fuge des Sanctus. Die Sopranistin Barbara Limbach verhalf dem Offertorium zu tiefer Andacht; Bernd Braun war an der Orgel ein ideenreicher und flexibler Begleiter, der die Intentionen des Chores voll unterstützte.
Und auch die Orgel der Martinskirche erwies sich wieder einmal als ein fantastisches Instrument, das seinesgleichen sucht. Das sehr meditative und introvertierte Agnus Dei klang nach weiten Melodien mit leisesten Tönen aus. Danach herrschte tiefe, lang anhaltende Stille in der Kirche, ehe ein langer Applaus einsetzte – ein Indiz dafür, wie ergriffen das Publikum war.