Die Realschule hat Zulauf – viele warnen vor Überforderung. Auch in Albstadt. Foto: Pleul

Mit der Ebinger Hohenbergschule wird es nach 2020 in Albstadt nur noch eine Haupt- und Werkrealschule geben.

Albstadt - In Albstadt wird es nach 2020 nur noch eine Haupt- und Werkrealschule geben, nämlich die Ebinger Hohenbergschule. So sieht es die aktuelle städtische Planung vor, welcher der Gemeinderat gestern zugestimmt hat.

Nach der bisherigen Planung sollten von den bestehenden fünf Hauptschulstandorten immerhin zwei übrigbleiben: die Hohenbergschule und das projektierte Sekundarschulzentrum auf dem Lammerberg, das einen Werkrealschulzweig bekommen beziehungsweise als Gemeinschaftsschule geführt werden sollte. Diese Option ist vom Tisch. Erstens macht eine Änderung des Schulgesetzes, die im nächsten Schuljahr wirksam wird, es möglich, an Realschulen den Hauptschulabschluss zu erwerben – man hat ihn automatisch, wenn man in die Klasse zehn versetzt wird. Zum anderen zeichnet sich ab, dass die Zahl der Werkrealschüler weiter sinken wird. Das Interesse dürfte allenfalls für die Bildung von zwei Klassen pro Jahrgang ausreichen. Die konzentriert die Stadt lieber an einem Standort, statt sie zu verteilen.

Die Onstmettinger Schillerschule, die im Herbst 103 bisherige Tailfinger Lutherschüler aufnehmen wird, läuft aus, schult also keine neuen Fünftklässler mehr ein. Jetzt scheidet auch der Lammerberg aus – indes unter Vorbehalt: Für den Fall, dass das Interesse an der Werkrealschule wieder zunimmt, behält sich die Stadt vor, den Beschluss zu überdenken.

So richtig scheint allerdings niemand daran zu glauben. Eine wachsende Zahl von Grundschülern, Susanne Feil von den Grünen wies darauf hin, wechselt weiterhin ohne entsprechende Empfehlung an Realschule oder gar Gymnasium, wo die Pädagogen mit einer nicht dagewesenen Heterogenität in ihren Klassen konfrontiert werden. Reuevole Rückzüge aus dem ungewohnten Bildungsmilieu, so Amtsleiter Jo Triller auf Anfrage der FDP, seien die absolute Ausnahme.

Aus dieser Diagnose werden freilich sehr unterschiedliche Schlussfolgerungen gezogen: Feil fordert, auf dem Lammerberg eine Gemeinschaftsschule mit angemessenen Kapazitäten für individuelle Förderung zu schaffen, Olaf Baldauf (CDU) rief zur Stärkung der Realschule auf, und die Freidemokraten trauern der Hauptschule am Ort nach und votierten mehrheitlich gegen den Beschlussvorschlag der Stadt. Schnee von gestern, hielt ihnen der erste Bürgermeister Anton Reger vor – es gebe keine verbindliche Grundschulempfehlung mehr und also kein Zurück.

Für die Eltern der 103 Tailfinger Werkrealschüler, die vom Herbst an in Onstmettingen unterrichtet werden, bringt der weitere Schulweg zusätzliche Ausgaben mit sich. Wer mehr als drei Kilometer zurücklegen muss, erhält vom Landkreis einen Fahrkartenzuschuss; darüber hinaus, beschloss der Gemeinderat, übernimmt die Stadt die Hälfte der Beförderungskosten. Das sind 16,25 Euro pro Schüler und Monat – die ermäßigte Monatskarte kostet 32,50 Euro. Die gesamten Mehrkosten der Beförderung von 103 Schülern nach Onstmettingen beziffert die Stadt mit 18 411 Euro pro Jahr. Mit der Schülerzahl wird freilich auch dieser Betrag sinken.