Schafe übertragen den Erreger des Q-Fiebers – ihnen selbst kann er nichts anhaben. Foto: Schulze

Gesundheits- und Veterinäramt haben durch schnelle und effektive Zusammenarbeit Schlimmeres verhindert.

Albstadt-Pfeffingen - Entwarnung gibt das Gesundheitsamt des Zollernalbkreises vorerst in Sachen Q-Fieber: Alle 13 Erkrankten, die bis zum Donnerstag gemeldet worden waren, hatten sich bereits im August angesteckt. Neue Fälle gibt es seither nicht.

Die starken Niederschläge Anfang September und Maßnahmen bei der betroffenen Schafsherde zeigen nach Angaben des Gesundheitsamtes Erfolg: Der letzte Krankheitsfall mit einem Bezug zu Pfeffingen ist demnach am 19. September aufgetreten.

Beim Q-Fieber – Q steht für "query" und bedeutet fragliches oder unklares Fieber – handelt es sich um eine sogenannte Zoonose, eine Erkrankung, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden kann, erklärt Günter Gießler, Leiter des Gesundheitsamtes im Zollernalbkreis: "Dabei werden die Bakterien ›Coxiella burnettii‹ vom Tier direkt oder indirekt – meistens durch Staubaufwirbelungen über die Luft – über weite Strecken auf den Menschen übertragen."

Die Bakterien kommen weltweit bei Haustieren und Wildtieren vor. Die meisten Erkrankungsfälle sind aber an die Schafshaltung gekoppelt. Die Schwäbische Alb ist eine durch die Schafweide geprägte Kulturlandschaft ist; daher tritt das Q-Fieber in der Region endemisch auf – das bedeutet: zeitlich unbegrenzt, räumlich begrenzt, gegebenenfalls auch gehäuft in einer bestimmten Bevölkerungsschicht. Auch im Zollernalbkreis werden der Gesundheitsbehörde jedes Jahr aus unterschiedlichen Regionen labordiagnostisch identifizierte Erkrankungen gemeldet. So seien 2012 eine Erkrankung, 2011 vier Fälle, 2010 ein Fall und 2009 drei Fälle aufgetreten. Auch in den Jahren davor waren es jeweils zwischen drei und fünf Erkrankungen pro Jahr. Manche erinnern sich noch an das Jahr 2000, als im Rangendinger Raum 60 nachgewiesenen Erkrankungsfälle aufgetreten waren. Insgesamt kommt es in der Bundesrepublik zu 100 bis 500 Erkrankungsmeldungen pro Jahr.

Infizierte Schafe zeigten in der Regel keine Krankheitszeichen, daher fielen sie in der Herde nicht auf, erklärt Gießler. "Allerdings scheiden sie die Bakterien bei der Geburt von Lämmern über Fruchtwasser und Nachgeburt in hoher Menge aus", das sei die Hauptinfektionsquelle.

Die Schafe infizieren sich über Zecken und tragen den Erreger im Fell als Schafszeckenkot. Bei warmem, sehr trockenem und windigem Wetter wie im August dieses Jahres werde der im Staub gebundene Erreger aufgewirbelt und könne vom Menschen eingeatmet werden. Die meisten Menschen nähmen den Erreger auf, ohne zu erkranken. Infizierte Personen erleiden zwei bis drei, manchmal auch erst bis zu fünf Wochen danach eine Sommergrippe mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen und Stirnkopfschmerzen. Im Röntgenbild zeigt sich bei einigen Erkrankten dann eine Lungenentzündung.

Ämter und Schäfer arbeiten eng zusammen

Beim Auftreten von Q-Fieber-Erkrankungsfällen arbeiten Gesundheitsamt und Veterinäramt eng zusammen, um die mögliche Infektionsquelle rasch zu identifizieren und das Ausbreiten der Erreger schnell zu stoppen. Enge Zusammenarbeit mit den Haltern identifizierter Tierherden, so Gießler, sei dazu nötig. Der Halter einer Schafsherde, die sich im Raum Pfeffingen bewegt, habe sich sehr verantwortungsbewusst gezeigt und sei sofort bereit gewesen, alles Erforderliche bei der Tierherde zu veranlassen, um die Infektionskette zu unterbrechen. Die Ermittlungen des Gesundheitsamtes aufgrund von zwei Q-Fieber-Meldungen in vor fünf Wochen hatten auf eine Verbindung in den Raum Pfeffingen hingewiesen. Das Veterinäramt half mit bei der Identifizierung möglicher Tierbestände, und sehr schnell wurden auch die Krankenhäuser und Ärzte in der betroffenen Region informiert, ebenso wie die Blutspendezentrale des Roten Kreuzes in Ulm.

Aufgrund der räumlichen Verteilung der Erkrankungen ergaben sich Hinweise auf eine größere Schafherde. Der betroffene Schäfer führte umgehend die Hygienemaßnahmen, die Gesundheits- und Veterinäramt empfahlen, durch: Alle Schafe der Herde wurden mit einem speziellen Bad zur Abtötung der Zecken behandelt und alle noch trächtigen Mutterschafe zur Ablammung unter kontrollierten Bedingungen in einem geschlossenen Stall mit entsprechenden Hygieneauflagen untergebracht.

Da Q-Fieber auf der Schwäbischen Alb endemisch ist, werden sich auch in Zukunft Erkrankungsfälle beim Menschen nicht völlig vermeiden lassen, betont das Gesundheitsamt. Die Erkrankung wird beim Menschen mit Antibiotika behandelt, teilweise stationär im Krankenhaus. Eine Impfung gegen Q-Fieber ist für die Menschen nicht auf dem Markt.