Keine Oase ohne Wasser – dies ist der Quellstein der Lautlinger "Pflegewerkstatt". Im Hintergrund sieht man die Grillkota. Foto: Schwarzwälder Bote

Vinzentische Ersthelfer: Am 21. Juni wird die Lautlinger "Pflegewerkstatt" eingeweiht

Seit Jahren treibt Michael Weimer, den Lautlinger Diakon und Begründer der Vinzentinischen Ersthelfer, das Projekt "Oase" um. In diesem Jahr soll es Wirklichkeit werden; ein Termin steht schon: Am 21. Juni wird die Lautlinger "Pflegewerkstatt" eingeweiht.

Albstadt-Lautlingen. "Pflegewerkstatt Oase" – was verbirgt sich hinter dem Namen? Wer die Vinzentinischen Ersthelfer kennt, der kann es sich beinahe denken – seit Michael Weimer sie vor acht Jahren gründete, haben sie sehr verschiedene Projekte auf den Weg gebracht, aber der Grundgedanke war eigentlich immer derselbe: junge Menschen mit alten, die Gesellschaft, Ansprache, Hilfe brauchen können, zusammenzubringen, damit beide etwas voneinander haben. Diese "Ersthilfe" war jedoch die meiste Zeit eine "ambulante"; sie spielte sich an verschiedenen Orten ab, in Pflegeheimen, in Krankenhäusern oder im Freien, zum Beispiel im Lautlinger Meditationsgarten, den die Vinzentinischen Ersthelfer in ihrem Gründungsjahr 2012 schufen. Doch jetzt soll sie einen lokalen Bezugspunkt bekommen – eben die "Pflegewerkstatt Oase".

Wo diese Oase liegt, steht längst fest: Im Lautlinger Pfarrhaus ist, seit es keinen ortsansässigen Pfarrer mehr gibt, Platz genug. Die frühere Pfarrerwohnung im Obergeschoss ist wie geschaffen für eine intimere Variante jener "Ferien ohne Koffer", zu denen die Vinzentinischen Ersthelfer alljährlich die Bewohner der diversen Albstädter Altenpflegeheime einladen. Künftig sollen auch einzelne Wohngruppen mit zwölf bis 15 Mitgliedern für die Dauer mehrerer Tage Kurzurlaub ohne Koffer in dieser Lautlinger "Ferienwohnung" machen können, junge Menschen treffen – Michael Weimer hofft, Albstädter Schüler und Ehrenamtliche aktivieren zu können – , sich mit Spielen, Singen, Wellness für Senioren und ein wenig altersgerechtem Sport die Zeit vertreiben und die Aufenthalte im Garten genießen. Sie sollen, mit einem Wort, eine Auszeit vom Heimalltag nehmen können.

Dafür werden im Haus künftig sechs Räume zur Verfügung stehen, die als Wohn-, Besprechungs- und Wellnesszimmer sowie als Büro genutzt werden sollen, sobald sie gestrichen und möbliert sind – eine Behindertentoilette muss auch noch eingebaut werden. Hinzu kommt der ansprechend gestaltete Garten: Genau wie im Meditationsgarten und auf dem Anwesen der Truchtelfinger Acura-Kliniken steht mittlerweile auch hier ein "Quellstein" – was wäre eine Oase ohne Quelle? – ; hinzu kommen eine Terrasse mit mehreren Liegen, eine Grillkota, Obstspaliere und ein kleiner Kräutergarten. Außerdem sind ein Hochbeet und ein mit entsprechenden Geräten möblierter Bewegungsbereich projektiert; letzterer dürfte allerdings aus finanziellen Gründen noch etwas auf sich warten lassen.

Haus und Garten stehen aber nicht nur für "Ferien ohne Koffer" zur Verfügung, sondern auch für andere Aktivitäten, die Michael Weimer und die Vinzentinischen Ersthelfer im Zusammenhang mit dem Themenkomplex Pflege und Alter initiiert haben. Schon jetzt treffen sich der Arbeitskreis pflegender Angehöriger und die Gäste des Trauercafés im früheren Pfarrhaus; in der kommenden Woche soll eine Fortbildung zum Thema Sterbegleitung für DAA-Altenpflegeschüler stattfinden, und auch für sonstige Schulungen käme die Pflegewerkstatt in Betracht: Michael Weimer würde unter anderem gerne etwas für die Integration von überwiegend osteuropäischen Pflegekräften tun, die in Albstäder Privathaushalten beschäftigt und, wie er annimmt, oft ziemlich allein auf sich gestellt sind.

So viele Angebote unter einem Dach? Michael Weimer schließt nicht aus, dass die Sachbearbeiter im Stuttgarter Sozialministerium sein Projekt bisher etwas zu buntscheckig und nicht griffig genug fanden – zumindest erklärt er es sich so, dass zwei Förderanträge bisher abgelehnt wurden.

Vielleicht aber auch deshalb, weil die gewünschte Summe dreistellig war – im dritten Antrag, der derzeit läuft, hat Weimer sich mit 52 000 Euro begnügt und hofft nun auf größeres Wohlwollen. Im übrigen vertraut er darauf, dass Albstadts "Vinzentinische Ersthilfe" ihren Eindruck auf solvente Zeitgenossen, die sie unmittelbar erleben, nicht verfehlt. Die katholische Jugendstiftung "just" hat ihr bereits 5000 Euro plus 1000 Euro Preisgeld zukommen lassen – und der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz spendierte nach einem Besuch spontan das Geld für die Gartenmöbel.