Foto: Schwarzwälder Bote

Rund 50 Spielplätze gibt es in Albstadt. Einen davon allerdings bald

Rund 50 Spielplätze gibt es in Albstadt. Einen davon allerdings bald nicht mehr: jenen zwischen Schalksburg- und Danneckerstraße. Dort will die katholische Kirchengemeinde St. Hedwig ein Verwaltungsgebäude für die Sozialstation St. Vinzenz errichten, gleich gegenüber der Kirche und unweit vom Pfarrhaus, was logisch erscheint. Ausgesucht hat sie sich dafür ein Grundstück, das bereits erschlossen ist, also über Wasser- und Abwasser-, Strom- und Kommunikationsanschlüsse verfügt.

Innenentwicklung vor Außenentwicklung lautet die vom Gesetzgeber vorgegebene Maxime heute, denn viel zu lange sind Städte gewachsen, wie etwa das Wohngebiet Mehlbaum, unweit von St. Hedwig, zeigt, in dem gar geschützte Biotope weichen mussten. Die Stadt sähe es gerne, wenn mehr Menschen im Innenbereich bauten, was leider oft nicht möglich ist, weil zu viele ihre freien Bauplätze nicht hergeben wollen.

Um so lieber hat sie der Kirche das Grundstück verkauft. Zumal sie den Kindern des Wohngebiets ihren dortigen Spielplatz nicht wegnehmen muss. Denn auf dem Nachbargrundstück entsteht ein neuer. Dass es sich um das Schulgelände handelt, bringt Vorteile: Die Grund- und Hauptschüler, welche die Schalksburgschule besuchen, können auch in Pausen, in denen sie den Schulhof nicht verlassen dürfen, den Spielplatz mit den neuen, sicheren Spielgeräten nutzen. Ein Schulgelände dürfte Strolche, die sich an Kindern vergreifen wollen, oder pubertierende Raucher mit Bierflaschen am besten abschrecken. Und die Stadt hat versprochen, dafür zu sorgen, dass der neue Spielplatz nicht erst am Nachmittag auch von anderen Kindern, etwa Kleinkindern, genutzt werden darf.

Trotzdem regt sich Widerstand gegen das Projekt. 5000 Unterschriften hat ein Vater mit weiteren Unterstützern gesammelt und diese Woche im Rathaus übergeben. Dass er mehrere Angestellte seiner Firma gleich mitgebracht hat, damit die Zahl der Protestler mehr Eindruck macht, ist eine Sache. Eine andere sind die Argumente, derer er sich bedient hat. Stadtrat Friedrich Pommerencke berichtet von einem Gespräch, das er mit dem Aktivisten geführt hat. Nachdem er eine Weile beobachtet hatte, wie dieser versucht habe, Passanten zum Unterschreiben zu bewegen: mit dem Argument, die Stadt wolle Spielplätze rückbauen und das dürfe man nicht zulassen. Dass unweit Ersatz geschaffen werde, habe er nicht erwähnt, berichtet Pommerencke, sondern stattdessen betont, wie schwer es sei, Arbeitskräfte zu gewinnen für diese Stadt, in der es so familienunfreundlich zugehe. Sein Argument, dass eine Grünfläche zerstört werde, wo es ohnehin schon so wenige gebe, scheint in einem Wohngebiet, in dem praktisch jedes Haus von einem Garten umgeben ist, arg konstruiert. Und für den Erhalt der Grünflächen und Biotope, die im rasant wachsenden Mehlbaum-Gebiet Wohnhäusern weichen mussten, hat niemand gekämpft.

Der Stadt werfen die Aktivisten vor, Spielflächen zu beschneiden, obwohl am neuen Platz mehr Spielgeräte stehen werden als am bisherigen. Von einem "klaren Zeichen gegen die Familienfreundlichkeit vonseiten der Stadt" sprechen sie und schlagen vor, den neuen Spielplatz ruhig zu bauen, den anderen aber zu erhalten. Wie wohl jene Kinder das fänden, die in der Innenstadt gar keinen Spielplatz haben?