Eine starke Front für mehr Mitsprache von Jugendlichen wollen Jusos, die jungen Grünen und die Junge Union bilden. Foto: Eyrich

Junge politisch Engagierte formieren sich und kämpfen für einen Jugendgemeinderat.

Albstadt-Ebingen - SPD, Grüne und Union an einem Tisch, ohne Streit und mit einem gemeinsamen Ziel – wo gibt es denn sowas? In Albstadt. Nicht bei den Gemeinderäten – aber bei den Jugendlichen.

"Jugendgemeinderat" heißt das Ziel, das am Montag Abend im "Leos" auf der Agenda steht. Dorthin ins Nebenzimmer haben die Albstädter Jusos mit ihrem Vorsitzenden Hendrik Dahlhoff eingeladen, und nicht nur Remo Bühler von den Grünen sitzt mit am Tisch, sondern auch Tobias Göttling von der Jungen Union und Lara Herter von der Schülerzeitung des Progymnasiums Tailfingen, "Zoom!". Um im Bild zu bleiben: Sie alle haben den Fokus auf mehr Mitsprache junger Leute in dieser ihrer Stadt gerichtet und sehen im Sucher keine Anzeichen, dass ihnen Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow oder der Gemeinderat entgegen kommen.

Ein Jugendforum ohne Rechte ist zu wenig

"Herr Gneveckow hat auf das Jugendforum verwiesen – das ist aus seiner Sicht genug", sagt Hendrik Dahlhoff, der das ganz anders sieht: Im Jugendforum seien die Schülersprecher aktiv, und somit seien Jugendliche von Haupt- und Realschulen, die im Alter von 16 bis 17 Jahren die Schule verließen, zwischen dem Schulabschluss und der Volljährigkeit nicht mehr repräsentiert. Zudem seien die Sitzungen nichtöffentlich, und ein echtes Mitspracherecht gebe es nicht.

Die Jusos suchen deshalb den Schulterschluss mit Jung-Unionisten und Grünen, um für einen Jugendgemeinderat zu kämpfen, wie es ihn in Bisingen, Hechingen und Burladingen schon gibt. Dessen 14 bis 24 Mitglieder sollen von jungen Albstädtern aller Nationalitäten im Alter von 14 bis 21 Jahren gewählt werden und im selben Rhythmus tagen wie der Gemeinderat. Wählbar sein sollen Kandidaten zwischen 14 und 19, und das Gremium soll Rede- und Antragsrecht im Gemeinderat sowie einen Sitz im Arbeitskreis Chambery und im Ausschuss für Soziales, Kultur, Schulen und Sport haben. Dass sie daneben über ein Budget in Höhe von 5000 Euro verfügen sollten, hält Dahlhoff für nicht unwichtig, wenngleich er dafür ist, dass die Stadtverwaltung ein Vetorecht bei Ausgaben haben sollte. Vorsitzender des Jugendgemeinderats soll nach Ansicht der Jusos einer der Bürgermeister sein.

An Marktständen und in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats wollen die jungen Leute für ihr Projekt kämpfen, auch wenn sie wissen, dass sie selbst nicht mehr viel davon haben werden: In ein, zwei, drei Jahren werden die meisten von ihnen beim Studium sein – und ohnehin im Wahlrechtsalter.

"Es geht uns auch nicht darum, etwas Illusorisches anzufangen, sondern Projekte mitzugestalten", sagt Jannik Bitzer von den Jusos. Stadtgestaltung, Öffentlicher Personennahverkehr, Schul-Themen – das betrifft die Schüler, und hier wollen sie sich mit ihren Ansichten, Ideen und Bedürfnissen einbringen. Unterstützung vom Dachverband der Jugendgemeinderäte in Baden-Württemberg haben die Albstädter.

Nun wollen sie Nägel mit Köpfen machen: Jusos und Grüne sind bereits mit dabei, die Junge Union muss bei ihrer nächsten Vorstandssitzung noch entscheiden. Doch ihr Weg, daran lassen die jungen Engagierten keinen Zweifel, ist vorgezeichnet: Vorwärts. Rückwärts geht nicht mehr.

Weitere Informationen:

www.jugendgemeinderat.de

www.jusos-albstadt.de