"Mustermann und die Motzlöffel" packten viel Lokales in ihr Kabarettprogramm im Ebinger Kräuterkasten. Foto: Schwarzwälder Bote

Kräuterkasten: "Mustermann und die Motzlöffel" nehmen die Sprache auf die Schippe

Martin Ehmann, Ulrich Gohl und Ulrich Heinz haben bei ihrem Rumkommen einmal mehr den Kräuterkasten erreicht und unterhielten die, die schon da waren, mit ihrem Nummernkabarett.

Albstadt-Ebingen. Die Bezeichnungen "Mustermann und Motzlöffel" passen vollkommen: Die Kabarettisten Martin Ehmann, Ulrich Gohl und Ulrich Heinz musterten und motzten was das Zeug hält. Das begann schon bei der Begrüßung des Publikums im Kräuterkasten: Heute reiche es doch nicht mehr, "Liebe Ebinger und Ebingerinnen" zu sagen, aber "Ebingende" gehe halt auch nicht.

Eines ihrer Lieblingsobjekte ist die Sprache; Schwäbisch im Speziellen. Nahezu wissenschaftlich untersuchten sie Worte des hiesigen Dialekts; Wörter wie "saumäßig" oder "schäbs". Sie spielten mit Worten, fragten beispielsweise, was ein "Nang" sei, der in Backnang gebacken werden soll. Sie trieben allerlei linguistischen Schabernack. Die Autoschlange ordneten sie übrigens in die Kategorie der Würgeschlangen ein.

Selbst die klassische Literatur ließen sie nicht links liegen: "Pfand oder nicht Pfand – das ist hier die Frage" und bewiesen die eigene Sprachfertigkeit mit – auf schwäbisch – "saukurzer" Lyrik: Titel: "Unbekanntes Gebäck", Text: "Davo zwei".

Sie warfen ihren kritischen Blick auf regionale Besonderheiten, Gesellschaft, Politik. Stuttgart und Ebingen seien sich durchaus ähnlich, wenn man die Baustellen zählt. Ebingen sei zudem moralisch verdächtig – da wurde mal eine Villa verschoben.

Sie gingen vom Besonderen ins Allgemeine, machen sich, wenn sie die Zutaten zum typischen Ebinger Sauertopf auswählen, über den modernen Ernährungswahn lustig. Sie schweiften in die Vergangenheit, bewiesen, dass sie selbst schon vor Jahren den Klimawandel erkannten: Schließlich kennen sie einen Mann aus Köln, der sich freute, dass die Nordsee jetzt bis an seine Stadt reichte und keine Niederländer mehr die Straßen verstopften.

Die Kabarettisten schwebten aber auch mit dem Raumschiff Orion in die Zukunft. Die Landung in Stuttgart erwiest sich als schwierig, da die Stadt in der Zukunft nahezu autofrei sein wird. Schließlich regiere dann Fritz Kuhn III und landen dürfe dort ein Raumschiff auch nur, wenn es eine Feinstaubplakette vorweisen kann. Aber gegen Schmutz und Staub hätten Mustermann und Motzlöffel Mittel gefunden, welche die Menschen einander annähern lassen – etwa wenn sie gemeinsam mit Zahnbürsten die Straßen reinigen oder im völlig überfüllten Nahverkehrszug in körperlichen Kontakt treten.

Dann warfen sie noch einen Blick in das Grundgesetz und übertrugen den 70 Jahre alten Paragrafen 17 "Eigentum verpflichtet" auf heutige Verhältnisse.

Von der Politik im Speziellen ließen sie aber lieber die Finger. Dieses Thema überließen sie lieber der marionette "Putzfrau Möpple", die höchst grob und barsch den amtierenden Politikern die Leviten las.

Soviel auch auf der Bühne gemeckert wurde – das Publikum im vollen Kräuterkasten hatte nichts zu meckern. Die Zuschauer musterten lediglich die Künstler beifällig, lachten aus voller Kehle und spendeten begeistert Applaus.