24 Jahre lang war Roland Beck der "Frontmann" der Albstädter Augustenhilfe – jetzt übergibt er das Amt in jüngere Hände. Foto: Schwarzwälder Bote

Augustenhilfe: 24 Jahre lang war Roland Beck Leiter der Stiftung – jetzt tritt er in den Ruhestand

24 Jahre lang hat Roland Beck als Stiftungsleiter die Geschicke Albstädter Augustenhilfe gelenkt. Jetzt ist er im Ruhestand – und zieht eine positive Bilanz seines Berufslebens.

Albstadt. Roland Becks Vater stammt aus Tailfingen, seine Mutter aus Ebingen; aufgewachsen ist er größtenteils in Stuttgart bei den Großeltern, und er schließt nicht aus, dass seine Neigung zum Umgang mit älteren Menschen auch damit zusammenhängen könnte. Kaum weniger wichtig für seine Berufsorientierung dürfte die Sozialisierung in der evangelischen Jugend gewesen sein – Beck wusste schon früh, dass er für Menschen das sein wollte. Nach der Krankenpflegeausbildung in Tuttlingen ging er 1979 als Pfleger an die kardiologische Abteilung des Ebinger Krankenhauses, die damals vom Chefarzt Martin Löw geleitet wurde, wechselte allerdings bereits im folgenden Jahr zur kirchlichen Sozialstation Balingen – ein Jahr wollte er bleiben; es wurden 16. Immerhin, einen Standortwechsel gestattete er sich bei so viel Kontinuität; Mitte der 1980er Jahre ging er nach Tailfingen und übernahm dort später die Pflegedienstleitung.

Er wäre wohl noch länger als "Gemeindeschwester mit Bart" tätig gewesen, hätte ihn nicht Anfang 1996 ein Anruf von Werner Renz erreicht: Ob er sich vorstellen könne, die Geschäftsführung der Augustenhilfe zu übernehmen, fragte der Stiftungsratsvorsitzende. Aus dem Stand konnte Beck das eigentlich nicht, und es bedurfte weiteren Drängens und Zuredens von Renz, bis er sich doch überzeugen ließ. Dann aber war die Entscheidung gefallen, und am 1. Juli 1996 wurde aus dem ambulanten ein stationärer Roland Beck.

Es folgten bewegte Jahre. Die Pflegeversicherung wurde eingeführt, der Bedarf an Heim- und Betreuungsplätzen wuchs, und die Augustenhilfe reagierte darauf – zuerst mit dem Neubau eines von betreuten Wohnungen flankierten Heims in Tailfingen und danach des "Hauses am Waisenwegle", des dritten Trakts der Ebinger Augustenhilfe. Roland Beck denkt gern zurück an die Zusammenarbeit mit Architekt Walter Haller, der bereitwillig auf den Wunsch der Bauherrschaft einging, bei der Planung auch die für Küche und Wäscherei verantwortlichen erfahrenen Fachfrauen miteinzubeziehen: "Nicht jeder wäre so offen gewesen." Das Resultat waren exemplarisch durchdachte Servicemodule, die in der Folgezeit immer wieder als Referenz empfohlen und einige Male von Vertretern anderer Unternehmen besichtigt wurden.

Aber natürlich erschöpfte sich Roland Becks Aufgabe nicht nur im "Häuslebauen". Gewiss, anders als sein jüngst verstorbener Vorvorgänger Karl Speidel war er kein "Hausvater" mehr, der sogar vor Ort wohnte, aber auch für ihn als gelernten Pfleger hatte das Wohlergehen und -befinden seiner Hausbewohner und ihrer Angehörigen Vorrang vor allem anderen. Aus seiner ambulanten Zeit wusste er, mit welcher Hartnäckigkeit alte Menschen an ihrem Zuhause festhalten, auch wenn sie sich offenkundig nicht mehr allein versorgen können, und er konnte sich in jeden Neuankömmling hineindenken, dem anfangs auch das beste Sonntagsessen nicht schmecken wollte. Umgekehrt konnte er sich von Herzen mit der alten Dame freuen, die im Haus ihr "Gschpiel" aus der Kindheit wiedergetroffen hatte, das sie später aus den Augen verloren hatte, und er war stolz auf die "Jungs" von der Männerwerksgruppe, die die neuen Pflegeschülerinnen bei deren Eintreffen mit selbstgebasteltenen Schultüten beschenkten. "Die Heimpflege ist besser als ihr Ruf", sagt Beck mit Überzeugung – wobei es ihm fern läge zu leugnen, dass immer Luft nach oben bleibt, dass der Personalschlüssel aufgebessert werden könnte und dass der von manchen Politikern geleugnete Pflegenotstand eine Realität ist.

Roland Beck hört zu einem Zeitpunkt auf, da sich erneut größere Veränderungen im Pflegebereich ankündigen – in der Ausbildung steht die Generalistik ins Haus, und neue Gesetze nötigen die Augustenhilfe, 16 Jahre nach der Einweihung des "Hauses am Waisenwegle" wieder in ein neues Gebäude zu investieren. Diese Aufgabe muss nun Nachfolger Carsten Schmidt-Dannert gemeinsam mit dem kaufmännischen Leiter Eberhard Fröschle meistern.

Auch die Gremienarbeit in der Landessynode und im Verbandsrat des Diakonischen Werks ist Vergangenheit. Roland Beck widmet sich künftig anderen Dingen: Er wird der sechsjährigen Enkelin Gitarrespielen beibringen und selbst verstärkt die Trommelstöcke und -besen am Schlagzeug rühren, wenn die Band Sound und Rhythmus zum Gottesdienst in der Endinger Kirche beisteuert. Die Augustenhilfe war für ihn eine gute Schule in Sachen Ruhestand. "Dort war mir so mancher Bewohner ein Vorbild darin, wie ich sein möchte, wenn ich mal alt bin."