Julian Absalon (links) erhält von Nino Schurter zum Abschied ein Trikot mit den Unterschriften aller Spitzenfahrer. Foto: (dili)

37-jähriger Franzose beendet seine Karriere. Kaum ein Rennen im Bullentäle ausgelassen.

Albstadt-Tailfingen - Der Star beim UCI Cross-Country-Weltcup am Wochenende war Julien Absalon. Dabei ist der zweimalige Olympiasieger, fünffache Weltmeister und sechsfache Gesamt-Weltcup-Gewinner keinen Meter gefahren.

In einer Pressemeldung des französischen Sportjournals "L’Equipe" hatte der 37-jährige Franzose am Montag vergangener Woche sein abruptes Karriereende bekannt gegeben. "Das kam völlig überraschend", kommentiert Stephan Salscheider von Skyder Sportpromotion, der Albstädter Weltcup-Organisator, der den französischen Ausnahmeathleten nur von seiner besten Seite kennengelernt hatte. Absalon sei als aktueller Olympiasieger bereits 2006 nach Albstadt gekommen, als die damalige Gonso Classic noch weit vom Weltcup entfernt gewesen sei. Er habe sich sogar persönlich bei ihm für die perfekte Rennorganisation bedankt und ihm versprochen, wiederzukommen.

Absalon hielt Wort: Kaum ein Rennen im "Bullentäle" ließ er aus, mehrmals stand er auf dem Siegerpodest ganz oben und erklärte, dass Albstadt zu seinen Lieblingsstrecken im Weltcup zähle. Deshalb, so Salscheider, könne er kaum nachvollziehen, weshalb Absalon ausgerechnet jetzt, direkt vor dem Weltcup in Albstadt, seine Karriere beendet habe: "Hier hätte er etwas reißen können."

Pollenallergie als Bremsklotz

"Nein", widerspricht der Franzose im Zelt seines Teams "Absolute Absalon" direkt neben dem Thalia. Seit einigen Jahren leide er an einer Pollenallergie – gemeinhin als Heuschnupfen bekannt –, die sich extrem verschlimmert habe. Er sei bei maximal 80 Prozent seiner Leistungsfähigkeit, "aber das reicht nicht, um ganz vorne mitzufahren oder sogar zu gewinnen". In fünf Wochen wäre die Pollenbelastung wahrscheinlich geringer, aber dann sei die Saison auch schon praktisch gelaufen. Deshalb habe er seine Konsequenzen gezogen, obwohl er seine Karriere gerne noch um zwei Jahre verlängert hätte. Dass er trotz seines Rückzugs aus dem aktiven Renngeschehen in Albstadt vor Ort weilt, ist seiner Funktion als Teamchef zu verdanken. Er hat Fahrer und Sponsoren zu betreuen, hat Gespräche mit Branchengrößen zu führen mit dem Ziel, seine Sportler und die Mountainbike-Technik allgemein voranzubringen. "Das ist sehr spannend", sagt er mit leuchtenden Augen, "weil ich jetzt die Zeit habe, technische Neuerungen ausführlich zu testen und Tipps für die Weiterentwicklung zu geben."

Während seiner 23-jährigen Mountainbike-Karriere habe er viele Verbesserungen erlebt, geht der technikverliebte Franzose ins Detail: Vom Hardtail zum Fully, von den 26-Zoll-Rädern zu den 29ern, "und wir sind immer schneller geworden, von Olympischen Spielen zu Olympischen Spielen, obwohl die Kurse anspruchsvoller geworden sind".

Als Fahrer fehlt er – nicht nur seinen Fans

Er sei stolz darauf, als erster eine halbautomatische Gangschaltung erhalten zu haben, und wolle auf diesem Gebiet weiter an der Konstruktion mitwirken: "Das kann ich als Teammanager besser als zuvor als Fahrer", so Absalon.

Als Persönlichkeit und als Innovator mag Absalon dem Mountainbike-Sport in seiner neuen Funktion erhalten bleiben. Aber als Fahrer fehlt er. Das meinen nicht nur seine zahlreichen Fans – darunter die Albstädter –, sondern auch seine Konkurrenten.

Welche Wertschätzung er bei ihnen genießt, demonstrierten sie eindrucksvoll nach der offiziellen Siegerehrung des Herren-Weltcup-Rennens am Sonntagnachmittag. Nino Schurter, Tagessieger und seit Jahren schärfster Rivale, überreichte Absalon auf dem Podium ein UCI-Trikot, das alle Spitzenfahrer signiert und mit guten Wünschen versehen hatten. Von Salscheider gab es die ewige Startnummer Eins in Albstadt als Zugabe.