So sieht die mikroporöse Mundschutzbeschichtung, welche die Firma Carl Meiser entwickelt hat, unterm Mikroskop aus. Foto: Nopma Meiser

Auch Medima erweitert Sortiment. Carl Meiser tüftelt an Spezialkonstruktion.

Albstadt-Tailfingen - Immer mehr Albstädter Textilunternehmen steigen derzeit in die Produktion von Mundschutz ein. Nach Mey und Conta erweitert nun auch Wärmewäschehersteller Medima das Sortiment - und Carl Meiser tüftelt an einer Spezialkonstruktion.

Medima, Traditionshersteller von Wärmewäsche, will laut eigener Aussage ab sofort 5000 Mundschutzmasken pro Woche fertigen und diese Produktion in den folgenden Wochen noch ausweiten. Die Masken bestehen aus hochwertiger und sehr dichter Baumwolle; sie fangen Speicheltröpfchen ab und kommen laut Medima-Geschäftsführer Tobias Katz damit für den nichtmedizinischen Bereich im weitesten Sinn in Betracht: für Pflegepersonal, Sozialstationen, das Verkaufspersonal in Supermärkten, Firmen, Behörden und Privatleute. Für Intensivstationen sind sie dagegen nicht geeignet: Mundschutz, der dort verwendet wird, muss spezielle Luftfilter besitzen und garantiert virenundurchlässig sein.

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Bis zur Tauglichkeit für die Intensivmedizin wird es das Mundschutzmodell, das die Firma Carl Meiser derzeit entwickelt, wohl auch nicht bringen. Firmenchef Jens Meiser hofft jedoch, den textilen Schutz, den die Baumwollmasken bieten, noch steigern zu können, und zwar durch eine mikroporöse Kunststoffbeschichtung, die vielleicht auch Viren abfangen könnte, die nicht in der Spucke, sondern in der Luft vagabundieren. Diese Kunststoffschicht besteht aus winzigen Bläschen, die zusammen eine sehr große Oberfläche besitzen, an der die Viren hängen bleiben sollen. Die Abstände zwischen diesen Bläschen sind sehr klein; sie liegen zwischen vier und 20 Mikrometer. Außerdem enthält das Material – das kochbar ist – winzige Silberteilchen. So etwas mögen Keime nicht.

Indes besitzt die Firma Meiser, die normalerweise technische Textilien für die Automobil- oder die Luftfahrtindustrie herstellt, nicht die Expertise, die sie selbst als erforderlich für ein solches Projekt ansieht. Anders als in normalen Zeiten, in denen innovative Hersteller ihre Entwicklungen eifersüchtig hüten, hat sie deshalb ihre Idee über die sozialen Medien publik gemacht, um Schwarmintelligenz zu aktivieren und so einen Eindruck zu gewinnen, wie stichhaltig ihre Überlegungen sind. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: An die 80 000 Interaktionen hat Meiser bis Montagabend registriert; mit 50 Stimmen aus dem "Schwarm" ist man im Gespräch.

Keine 100-prozentige Sicherheit

In einem fruchtbaren Gespräch, das allerdings das eine oder andere relativiert hat. Das Silber erzielt vor allem antibakterielle Wirkung, der Covid-19-Erreger ist jedoch ein Virus. Als solcher fällt es ihm auch wesentlich leichter als einem dicken Bakterium, die Gänge und Kavernen zwischen den Bläschen zu passieren: Mit 50 Nanometern Durchmesser ist das Coronavirus ein Winzling, der durch so gut wie jedes Loch hindurchpasst. Wohlgemerkt: Die Experten halten es für durchaus denkbar, dass sich zahlreiche Viren im Labyrinth der mikroporösen Struktur verirren und an den winzigen Bläschen kleben bleiben könnten. Doch eine 100-prozentige Sicherheit bietet auch der beschichtete Mundschutz nicht.

Allerdings geht es derzeit ganz offensichtlich nicht um 100-prozentige Sicherheit. Jens Meiser – der gleichwohl die Frage der Zertifizierungsbedingungen sowie Rechts- und Haftungslage prüfen lassen will – ist zu Ohren gekommen, dass in manchen Gegenden Südbadens bereits Bettwäsche zerschnitten und zu provisorischen Masken umgeschneidert werde. Medima hat zahlreiche Anfragen aus dem medizinischen Hilfsbereich, aus Pflegeheimen und von Sozialstationen erhalten. Das Unternehmen nimmt Anfragen und Bestellungen über die E-Mail-Adresse info@medima.de entgegen.