Hat sich eine Pause unter der Heimatsonne verdient: Matthias Wissmann Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Kinopremiere: Filmemacher Matthias Wissmann präsentiert seinen in Albstadt gedrehten Abschlussfilm

Schon mancher Abschlussfilm ist zum Kassenknüller geworden. Ob es Matthias Wissmanns "Aquariummann" – gedreht und produziert in Albstadt – auch so gehen wird? Am Freitag, 11. Mai, ab 19.30 Uhr hat er im Capitol Filmpalast Premiere.

Albstadt-Ebingen. "Endlich im Capitol 1!" Matthias Wissmann freut sich wie ein Kind an Weihnachten: Die Albstädter Premiere von "Aquariummann", seinem Abschlussfilm an der Hochschule Offenburg, bekommt im Wortsinn das ganz große Kino im Albstädter Filmpalast – und ein großes Rahmenprogramm noch dazu.

Nicht nur deshalb ist Matthias Wissmann richtig glücklich: Ein gutes Jahr lang hat er nichts anderes gemacht als an dem 27 Minuten langen Streifen zu arbeiten, von dem er sagt: "Für mich ist es mein bisher bester Film, weil hier alles zusammenspielt, was wir gut können." Wir – dazu gehören außer ihm selbst Kameramann und Co-Produzent Kevin Hartfiel und Ton-Chef Claudio Demel, seine Partner bei "Ofura Konzept Film", sowie Matthias Störck, Co-Produzent, Kameramann und Beleuchter, der sich außerdem um Marketing und Grafikdesign gekümmert hat: Für ihn ist "Aquariummann" die Masterarbeit, für Sascha Schmidt, den anderen Produzenten und Produktionsleiter, ist es die Bachelorarbeit.

Worum geht’s? Der "Aquariummann", ein ehemaliger Knastbruder, ist in der Tristesse seines Alltags gefangen, zu dem auch sein Job in einem Aquarium – Ziel für Touristen, Schüler- und Rentnergruppen – gehört, dessen Chef aber gerne unter der Hand mit Reptilien handelt. Das weckt im Aquariummann und seinem alten Kumpel die Idee, den Chef auszurauben.

Gedreht hat das Team im Albaquarium in der Ebinger Grüngrabenstraße, und dass die Räume unter dem Hallenbad nicht gerade ausladend groß sind, haben Wissmann und seine Mitstreiter genutzt, um die Enge des Alltags ihrer Titelfigur auch visuell rüberzubringen. Außerdem lassen sie die Zuschauer "auch ein bisschen hinter die Kulissen des Albaquariums blicken", wie er verschmitzt verrät. Weil es dort kein Büro gibt, musste das Team im alten Produktionsgebäude hinter der Firma Maag drehen, und ein passendes Kellerfenster zum Einbrechen hat es an anderer Stelle in Ebingen gefunden.

Neun Drehtage respektive -nächte lang waren die Darsteller Vlad Chiriac, Klaus Siglmaier und Adrian Dittus – er spielt die Hauptrolle wie schon in Wissmanns "Rattenkönig" – im Einsatz, drei weitere Tage lang haben Wissmann und Hartfiel nachgedreht. Die Produktionskosten – 3500 Euro – haben die Macher gemeinsam mit einem Zuschuss der Hochschule gestemmt.

"Alle winzigen Rollen sind mit talentierten Laien besetzt", sagt Wissmann, so dass die Kinogänger auch das eine oder andere bekannte Gesicht entdecken könnten: Freunde der Albstädter Hartfiel und Wissmann, aber auch dessen Vater und seine Frau. Wie allen seinen Darstellern gibt er auch ihnen die Freiheit, sich bei Dialogen selbst einzubringen. Wort-wörtlicher Drehbuch-Text – "das kann für den einen stimmen und für den anderen nicht. Wenn sie freier sind, glaubt man ihnen mehr", ist die Erfahrung des 31-Jährigen, dem es hauptsächlich auf eine gute Geschichte ankommt.

Am Drehbuch hat Wissmann, der auch Regie führt, mit Unterstützung seines Hauptdarstellers gearbeitet: "Eigentlich sollte es eine Gaunerkomödie werden, aber ich wollte nicht zu viel Klamauk, deshalb habe ich Adrian Dittus zu Rate gezogen, und dann wurde alles etwas düsterer."

Vielleicht auch deshalb "kitzelt es mich gerade, wieder etwas Witziges zu machen", sagt Matthias Wissmann, der sich nach "Aquariummann" jetzt zutraut, die Königsdisziplin anzupacken und seinen ersten Langfilm zu drehen, der wieder in einer schwäbischen Kleinstadt spielen soll. Weil der Filmemacher strahlende Helden "stinklangweilig" findet, soll es auch darin um Menschen mit dunklen Seiten und ungeradem Lebensweg gehen, um wechselseitige Ausbeutung, Schulden und einen Einbruch bei einem B-Promi, bei dem etwas ganz gewaltig schief geht: Filme, in denen es kriminell zugeht, sind Wissmanns Spezialität, wie schon "Rattenkönig", "Dunkelkammer" und "Who is Hu" – im April 2017 im Capitol zu sehen – gezeigt haben.

"Rattenkönig" und "The Seam", ein in Albstadt gedrehter Horror-Kurzfilm, sind auch bei der Premiere von "Aquariummann" am Freitag, 11. Mai, ab 19.30 Uhr im Capitol zu sehen. Dazu erwartet die Kinobesucher ein Special mit Überraschung, und natürlich wird Matthias Wissmann selbst moderieren.

Danach freut er sich auf den Umzug zu seiner Freundin nach Ulm – und kann bis dahin mal ein bisschen durchatmen. Dass dem Filmemacher mit dem Motto "Script is King" dabei die besten Ideen kommen, wissen seine Fans ja schon – und solche, die es werden wollen, ab 11. Mai.

Weitere Informationen: http://ofura.de/