Land unter hat es beim Hochwasser im Juni in Straßberg geheißen. Jetzt haben die Straßberger Konsequenzen daraus gezogen und eine Untersuchung in Auftrag gegeben, den Hochwasserschutz zu verbessern. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Straßberger Junihochwasser fehlte ein Kubikmeter pro Sekunde zum "Hundertjährigen"

Von Martin Kistner

Straßberg. Die Straßberger haben nach dem vorjährigen Junihochwasser Konsequenzen aus den damaligen Überschwemmungen gezogen und eine Untersuchung zur Verbesserung des Hochwasserschutzes in Auftrag gegeben. Am Dienstag wurde im Gemeinderat Zwischenbericht erstattet.

Selten waren die Zuhörerränge im Straßberger Gemeinderat so voll wie am Dienstagabend – zahlreiche Straßberger, denen im Juni die Keller vollgelaufen waren, wollten wissen, wie die Gemeinde das in Zukunft zu verhindern gedenkt. Die Tagesordnung war publikumsfreundlich konzipiert, aber die Gäste mussten dennoch ziemlich lange ausharren, weil Tagesordnungspunkt drei weit nach hinten verlegt wurde – Referent Erhard Winkler vom gleichnamigen Stuttgarter Ingenieurbüro erschien mit einstündiger Verspätung; er war durch die unfallbedingte Straßensperrung bei Weilstetten aufgehalten worden.

Was er mitgebracht hatte, war noch längst kein endgültiges Untersuchungsergebnis – das stellte er für Mai in Aussicht. Aber immerhin haben hydrologische und hydraulische Berechnungen einige interessante Zahlen erbracht, beispielsweise zu den Dimensionen des letztjährigen Hochwassers. Bis zu 24,4 Kubikmeter Wasser kamen am 1. und 2. Juni sekündlich die Schmeie hinunter; das sind 1,1 Kubikmeter weniger, als für "HQ 100", das sogenannte hundertjährige Hochwasser, angesetzt werden. Was bedeutet: Es kann noch schlimmer kommen. Auch Standorte wie das Altersheim und das Dienstleistungszentrum, die vor acht Monaten noch von den Fluten verschont blieben, müssen daher zusätzlich gesichert werden.

Und wie? Winkler zeigte Bilder von etwa einen Meter hohen Blocksteinbarrieren – sie sollen ufernahes Gelände abschirmen, beispielsweise im Schmeienweg. Im Übrigen schlagen die Experten vor, dort möglichst weitläufige Retentionsflächen anzulegen, wo das Wasser keinen großen Schaden anrichten kann, also auf Wiesen und unbebautem Gelände.

Gemeinderat Herbert Lorenz erkundigte sich in diesem Zusammenhang, ob der Geländeanstieg nördlich des Sportgeländes bei der Schmeienhalle nicht zu einer Art Damm erhöht werden könnte, um Hochwasser auf den nördlich davon gelegenen Auswiesen zu stauen. Sportplätze und Halle waren im Juni durch das Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen worden, obwohl sie höher liegen als der Bachlauf. Wie die Untersuchungen des Büros Winkler ergeben haben, kam dieses Wasser aber nicht direkt aus dem Bach, sondern von weiter oben – die Schmeie hatte sich kurzfristig einen zweiten Lauf zugelegt, und der war der Schmeienhalle zum Verhängnis geworden.

Ob Lorenz’ Damm und Barrieren auf Höhe des Anwesens Abt das verhindern können, sollen weitere Untersuchungen klären. Im Zuge dieser Untersuchung muss Winkler sich mit den Fachbehörden im Landratsamt und Regierungspräsidium abstimmen – auch sie haben ein Mitspracherecht.