Gewerbegebiet: Stadt mag mit der Erschließung nicht mehr länger warten
Jahrzehntelang lautete das Paradigma: Erst wenn die Lautlinger Südumgehung gebaut ist, wird auch das projektierte Gewerbegebiet Hirnau erschlossen. Doch jetzt wird umdisponiert: Am Donnerstag hat der Gemeinderat die Aufstellung des Bebauungsplans beschlossen.
Albstadt-Lautlingen. Schon lange hatte die Stadt Hirnau als Hemd mit zugenähten Ärmeln angesehen – nachdem man die Pläne für ein großes Gewerbegebiet Ehestetten im Osten von Ebingen ad acta gelegt hatte, war als einziger potenzieller Gewerbestandort in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße 463 Hirnau übriggeblieben, doch der lag auf Eis, weil die Ortsumgehung auf sich warten ließ – und weiter warten lässt: Die Lautlinger Ortsumgehung steht auf der Prioritätenliste des Landes für den Bundesstraßenneubau auf Platz zwölf; mit dem ersten Spatenstich ist nicht vor 2025 zu rechnen, immer vorausgesetzt die Lautlinger selbst werfen nicht vorher alles über den Haufen.
Laut Hollauer gibt es mehrere Interessenten
Indes tut sich die Stadt mit jedem Jahr schwerer, investitionswillige Interessenten weiter zu vertrösten. Von denen gibt es laut Baubürgermeister Udo Hollauer mittlerweile eine ganze Anzahl, und ihre Geduld scheint nicht unbegrenzt zu sein. Deshalb hat die Stadt jetzt – trotz allem einigermaßen überraschend – beschlossen, nicht länger zuzuwarten, sondern zu prüfen, ob sich Hirnau nicht provisorisch an die alte Bundesstraße anschließen ließe, solange es keine neue gibt.
Das Ergebnis der Prüfung: Die Lautlinger Straße, die unterhalb des badkaps in die heutige B 463 mündet, soll ohnehin nach dem Bau der neuen Ortsumgehung in südöstlicher Richtung über die Bahnlinie und hinauf ins neue Gewerbegebiet geführt werden – das kann auch schon früher geschehen. Das Areal wird im Norden durch den Geländesprung oberhalb des Ebinger Tals und im Westen durch Meßstetter Tal und Talbach begrenzt; dort könnten die ersten Betriebe des neuen Gewerbegebiets angesiedelt werden. In drei Jahren, wenn alles nach Plan läuft.
Doch wer bezahlt die neue Straße samt Brücke? Die Verbindungsstraße zwischen alter und neuer Bundesstraße müsste der Bund finanzieren, für die Erschließungsstraßen der Albstädter Gewerbegebiete ist er unzuständig. Udo Hollauer spekuliert allerdings darauf, dass die Stadt, wenn sie denn in Vorleistung geht, die Baukosten mit anderen, beim Bau der Ortsumgehung anfallenden verrechnen kann, die laut Vertrag sie übernehmen müsste.
Nicht alle Gemeinderäte waren von dem Ansinnen der Stadt begeistert. Harald Lögler von den Grünen äußerte Zweifel daran, dass die Erschließungskosten umgelegt werden könnten, und rechnet mit einem Kostenanstieg – die veranschlagten 2,5 Millionen Euro würden wohl nicht ausreichen. Außerdem monierte er, dass die neue Lautlinger Ortsumgehung direkt durch das Gebiet führen werde – "wir verlieren mehrere Hektar!" Außerdem forderte er, dieses Filetstück von einem Gewerbegebiet für "Firmen mit Substanz" zu reservieren. Der Aufstellungsbeschluss wurde mehrheitlich gefasst.