Für die Studenten der Hochschule Albstadt-Sigmaringen nahm der Schultag vorzeitig ein Ende. Foto: Eyrich

100 von 130 Apartments und Klassenräume in Haux-Gebäude betroffen. Mit Video 

Albstadt-Ebingen - "Einsturzgefahr" - diese Meldung hat am Mittwoch Polizei, Rotes Kreuz, Stadt und Hochschule aufgeschreckt: Das Haux-Gebäude musste größtenteils evakuiert werden. Ein Notfallplan der Einsatzkräfte griff allerdings gut. Niemand war ernsthaft in Gefahr.

Zig Studierende stehen ratlos vor dem Haux-Gebäude der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Die Polizei, die Feuerwehr, das Rote Kreuz und Vertreter der Stadt – allen voran Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, Baubürgermeister Udo Hollauer und Stadtbrandmeister Michael Adam – versuchen, sich ein genaues Bild der Lage zu machen. Zunächst ist nur eines klar: Beim Haux-Gebäude besteht Einsturzgefahr. Alle müssen raus.

Den Grund kennt Hermann Zettler, leitender Baudirektor und Leiter der "Vermögen und Bau Baden-Württemberg", Amt Ravensburg – Eigentümerin des einstigen Fabrikgebäudes von Alfred Haux, in dem heute Büros und Lehrräume der Hochschule sowie rund 130 Studentenappartements untergebracht sind. 88 Studierende sind aktuell dort gemeldet, zwischen 50 und 70 – so genau weiß das zunächst niemand – sind am Mittwoch vor Ort. "Die Polizei hat an meine Tür geklopft und gesagt, dass ich das Haus verlassen muss", berichtet ein Student, der gerade noch Zeit hatte, seine Sachen zu packen, am Nachmittag.

"Gegen 11.20 Uhr hatten wir ein Schreiben unseres Tragwerksplaners auf dem Tisch, dass er die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleisten kann", berichten Zettel und sein Stellvertreter Mark Oliver Heck. Im Zuge der Brandschutzsanierung sollte eine Brandschutztür in eine Wand mit rund fünf Zentimer dicken Bewehrungseisen eingebaut werden." Als sich herausgestellt habe, dass es sich um eine tragende Wand handle, seien weitere Bewehrungseisen eingebaut und die Wand wieder zubetoniert worden. Dann hätten sich aber an der gegenüberliegenden Wand Risse gebildet. Der Tragwerksplaner habe mit zwei Prüfstatikern Rücksprache gehalten und dann die Evakuierung empfohlen.

Wir haben mit DRK Einsatzleiter Heiko Lebherz in der Notunterkunft gesprochen.

Gegen 14 Uhr habe Udo Hollauer die Notfallpläne, die für solche Fälle existierten, aktiviert, berichtet Heck, "und ein Rad hat ins andere gegriffen: Rotes Kreuz, Feuerwehr, Polizei, Straßenbehörde – alles läuft richtig gut", lobt er.

Derweil hat Heiko Lebherz, stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter und Vorsitzender des Roten Kreuzes Zollernalbkreis, draußen die Studierenden um sich versammelt und erklärt ihnen ruhig und mit einfachen Worten – einige kommen aus dem Ausland –, was nun passieren wird: In der Kreissporthalle könnten alle, die keine Unterkunft bei Freunden oder Verwandten finden, die Nacht verbringen. Von der Kleidung bis zur Zahnbürste könne das DRK mit dem Nötigsten aushelfen. Rund 50 DRK-Helfer bauen parallel dazu Feldbetten und die Gulaschkanone in der nahen Sporthalle auf, wo sich am Abend rund 35 Bewohner einfinden. Und am nächsten Tag? Da werde man weiter sehen, so Lebherz. Klar ist bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es eine bis zwei Wochen dauern kann, bis alle wieder in ihre Appartements können.

"Wir sind parallel daran, so schnell wie möglich bauliche Sicherungsmaßnahmen zu veranlassen", sagt Zettler und spricht vom Einbau schwerer Stahlträger. Am Donnerstag will er außerdem bei den Studierendenwerken nachfragen, welche Unterkunfts-Kapazitäten in Albstädter Studentenwohnheimen sie aktuell frei haben.

Auch die Stadt trage hier Verantwortung, erklärt Klaus Konzelmann. "Wir versuchen, Leute unterzubringen. Für 40 bis 50 haben wir Möglichkeiten."

Oberste Priorität für Zettler, Heck und die Vertreter der Stadt hat freilich zuallererst die Absicherung: Während im frisch sanierten und erweiterten nördlichsten Teil des Gebäudekomplexes, zur Unteren Vorstadt hin, Studierende – weit genug weg vom gefährdeten Bereich – einer Vorlesung lauschen, muss rund um die schadhafte Wand, die sich in einem mittleren Trakt befindet, alles so abgesichert werden, dass wirklich niemandem etwas passieren kann.

Auch Verkehrsteilnehmern draußen nicht. Deshalb sperren Vertreter der Straßenverkehrsbehörde und des Betriebsamts der Stadt die Straßen und Gehwege rund um das Gebäude teilweise ab, zumal ein Einsturz eine Kettenreaktion auslösen könnte, wie Zettler sagt. Das Haus selbst wird polizeilich versiegelt.

Den Einsatzkräften von Stadt, Feuerwehr, DRK und Polizei stellen Zettler und Heck ein hervorragendes Zeugnis aus: "Das Krisenmanagement läuft hier wirklich sehr gut!"