Wie ein griechiches Amphietheater sieht ein Klassenzimmer im Freien aus. Foto: Thomann

Ebinger Gymnasium hat Antrag bewilligt bekommen. Jetzt werden Eltern zur Kasse gebeten. Mit Kommentar

Albstadt-Ebingen - Das Gymnasium Ebingen hat einen Antrag auf ein "grünes Klassenzimmer", das es mit Hilfe des Fördervereins errichten will, bewilligt bekommen – unter der Bedingung, dass der Förderverein die Kosten trägt. Der bittet nun die Eltern um Geld.

Post vom Gymnasium Ebingen und seinem Förderverein ist den Eltern der dortigen Schüler kürzlich ins Haus geflattert: Darin bitten beide um eine Spende von 20 Euro pro Schüler für das Projekt "Grünes Klassenzimmer" für Unterricht unter freiem Himmel.

Den Antrag zum Bau des Zimmers hat die Stadt Albstadt bewilligt, allerdings unter der Bedingung, dass die Baukosten der Förderverein des Ebinger Gymnasiums trägt. Der kann die Gesamtkosten jedoch nur dann stemmen, wenn die Eltern der rund 800 Schüler das Projekt unterstützen: 16 000 Euro sind nötig, damit es umgesetzt werden kann.

Schulleiter Christian Schenk bestätigt im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, dass das Grüne Klassenzimmer nur Wirklichkeit wird, wenn die Eltern finanziell mithelfen. Daher habe er den Brief an sie geschrieben um auszuloten, mit wie vielen Spenden die Schule rechnen und ob sie den Bau realisieren kann.

Verständnis äußert Schenk in seinem Schreiben an die Eltern für all jene, die nichts spenden könnten – und fügt ausdrücklich hinzu, dass das "keinerlei Auswirkungen auf die Notengebung haben" werde. Die Spender werden auf Listen geführt und veröffentlicht – es sei denn die Eltern sprächen sich dagegen aus.

Das Gebäude heizt sich im Sommer auf

Was ist ein Grünes Klassenzimmer? Im Norden des Schulhofes soll eine Art "Griechisches Theater" entstehen, das Schülern und Lehrern die Möglichkeit bietet, Unterricht im Freien abhalten zu können, da sich das Schulgebäude im Sommer doch ziemlich aufheizt. Dadurch schwindet schnell die Konzentration der Schüler, und das soll durch einen Raumwechsel an die frische Luft verringert werden, meint Schenk. Die Idee ist, Präsentationen – und insbesondere den Deutschunterricht – draußen zu veranstalten. Außerdem sollen die Klassen durch eine regelmäßige Pflege des "Grünen Klassenzimmers" und seiner Umgebung den Umgang mit der Natur trainieren. Die Gartenarbeiten freilich soll Jochen Thomann, Inhaber einer Firma für Garten- und Landschaftsbau in Bitz, übernehmen und etwa 60 Jurakalksteinquader in das "Griechische Zimmer" einbauen.

Christian Schenk ist zuversichtlich, dass das "Grüne Klassenzimmer" Erfolg haben wird – der Plan soll noch in diesem Jahr verwirklicht werden, vielleicht sogar bis zum Spätherbst.

Kommentar: Nicht käuflich

Von Julia Stapel

Spenden Eltern keine 20 Euro für das "Grüne Klassenzimmer", habe das "keinerlei Auswirkungen auf die Notengebung". Schulleiter Christian Schenk schreibt den Eltern deutlich – etwas, was doch selbstverständlich sein sollte: Ob jemand Geld spendet oder nicht, hat mit schulischen Leistungen nichts zu tun. Was hat er sich dabei gedacht? Von seinen 800 Schülern gebe es etwa zehn Eltern, die ihren Kindern durch Engagement oder Geld gute Noten erkaufen wollten, so Schenk. Daher wollte er besonders betonen, dass das durch eine Spende für das Freiluft-Objekt nicht funktioniere. Gut gemeint, schlecht gemacht. Sollten Eltern ein Projekt für 16 000 Euro finanzieren, das die Stadt sonst nicht genehmigt? Gibt es im nächsten Jahr dann ein Schwimmbad für 500 Euro pro Schüler? Solche Projekte sind Sache der Schule und Stadt – und Noten Sache der Schüler.