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Schwäischer Albverein verpackt Naturkunde unterhaltsam. Alle Waren sind selbst gemacht.

Albstadt-Lautlingen - Ein Rundgang über den Gesindemarkt des Schwäbischen Albvereins Lautlingen ist nicht nur wie das Eintauchen in eine andere Welt, er ist auch eine Gratis-Lehrstunde über Natur und Kultur – Tausende haben gestern davon Gebrauch gemacht.

"Es werden jedes Jahr mehr", sagt Josef Peter Koller und strahlt über das ganze Gesicht. Nicht weniger strahlt seine Vorsitzende vom Schwäbischen Albverein, Ortsgruppe Lautlingen: "Vor allem, weil alles fröhlich und heiter zugeht", lautet Helga Reinauers Begründung, warum sie so glücklich ist über den Erfolg des Gesindemarkts auf dem Stauffenberg-Schlossareal. Dass der Markt inzwischen der größte seiner Art in der Region ist – darüber scheinen die Veranstalter selbst kaum noch überrascht angesichts der Qualität der Aussteller.

Nichts, aber auch gar nichts, was es an den Ständen gibt, wird einfach weiterverkauft – alles ist selbst gemacht, teilweise in mühevollster Handarbeit. "Daran habe ich ein Viertel Jahr lang gearbeitet – jeden Tag", sagt Heike Götz aus Binsdorf, die ihre bestickten, genähten, und aus mehreren Stoffen und Accessoires kombinierten Kissen verkauft – wenn auch nicht alle. Manche enden auch als Geschenke für besonders geschätzte Freunde, denn entweder müsste sie sich sonst mit einem Stundenlohn im niedrigen Cent-Bereich begnügen, oder teilweise Hunderte von Euro verlangen.

Heike Götz zeigt ein Kissen in Mount-Mellik-Technik mit aufgesticktem Motiv und eines in Schwälmer-Technik: "Zuerst wird ein Faden-Gitter gezogen, und dann das Muster eingestickt."

Ihr Motiv, dieses Hobby zu betreiben, ist dasselbe wie das von Helga Reinauer, die vor vier Jahren die Idee zum ersten Gesindemarkt hatte: "Ich will, dass die alte Handwerkskunst erhalten bleibt", sagen beide – getrennt voneinander befragt, wie einst die Paare bei "Herzblatt".

Apropos Herzblatt: Schöne Geschenke für Partner, Freunde, Familie gibt es in allen Variationen: Kreatives aus Filz, selbst gemachte Pralinen, originelle Garten- und Blechfiguren, Deko aus Holz und Metal, selbst gemachten Likör, Honig und Seife, Öle, Keramik, Gemälde und jenen Schmuck aus Tafelsilber, der Erna Semmas Stand schon im vergangenen Jahr zu einem Publikumsmagneten gemacht hat – auch diesmal sind die schönsten Stücke schon vor dem größten Andrang am Nachmittag ausverkauft.

Die Gesindeküche kocht auf Hochtouren

Ähnlich hoch ist die Nachfrage in der "Gesindeküche" des Albvereins, die selbst gemachten Maultaschen mit Kartoffelsalat ein Renner. "Sind noch welche da?", schallt es wieder und wieder von der Bon-Kasse herüber.

Das Interesse der Kinder wecken Zwergkaninchen zum Streicheln, ein großer Schaukasten mit einem Bienenvolk darin, der Barfußpfad und die Handwerker, denen die Besucher über die Schulter schauen dürfen: Tilman Greiner in seiner "Grünholz-Werkstatt" drechselt hölzerne Ringe, dass die Zuschauer nur so staunen über Akkuratesse und Geschwindigkeit. In der "Alten Seilerei" von Ute Krolik dürfen die Besucher auch selbst Seile drehen. Korbflechter Rudi Jakob stellt Körbe in allen Größen her, die auch etwas aushalten, und Liane Scharnefski-Karle macht Bürsten selbst – der Stand, an dem sie das tut, ist ständig umringt, denn jede gute Hausfrau weiß, was eine gute Bürste von einer billigen unterscheidet.

Freigiebig mit Informationen über ihr Handwerk sind sie alle, auch Johannes Raab aus Margrethausen, der die Insektenhotels seiner Schüler von der Sebastian-Ott-Schule verkauft. Doch ist es tatsächlich klug, sich Insekten auch noch in den Garten oder auf den Balkon einzuladen? "Die Hotels sind für Nutzinsekten, und diese bekämpfen die Schadinsekten", weiß Raab und zeigt ein Häuschen, in dem zum Beispiel Wildbienen nisten und gleichzeitig die Larven von Wespen, die auch darin abgelegt werden, einschließen. "500 Wildbienenarten gibt es in Deutschland, und 50 Prozent davon sind vom Aussterben bedroht", weiß Raab. "Dabei sind sie besonders wichtig für die Bestäubung und stechen noch nicht einmal, weil sie keinen Staat verteidigen müssen – nur, wenn man sie zusammendrückt."

Selbst die Musik passt bestens dazu

Obwohl Information – so verpackt – auch unterhaltsam ist, hat der Albverein auch reine Unterhalter eingeladen, und nicht nur Helga Reinauer schwärmt davon, wie gut die Schörzinger Volkstanzgruppe und die "Albkrainer" mit ihren Darbietungen in das stimmige Ambiente passen.

Einzig das, was Jochen Leupold aus Gruol anzubieten hat, mag sich nicht recht ins Bild fügen: Hochwertige, schöne, mollig warme Produkte aus Schaffell und -wolle bietet er an seinem Stand unter warmer Sonne. Macht aber fast gar nichts, denn er hat schließlich gewusst, was ihn erwartet: Beim Gesindemarkt des Albvereins – auch das hat inzwischen Tradition – lacht der Himmel immer.