Das Küchenteam um Simon Flügel feiern Birgit Bech (vorne) und Olaf Ronsdorf (links) besonders. Foto: Schwarzwälder Bote

Waldheim Tailfingen: Erste Freizeit endet mit einem bewegenden Abschlussgottesdienst in der Pauluskirche / Von Esther lernen

Er gehört zu den schönsten Gottesdiensten in Albstadt übers Jahr, der Abschlussgottesdienst der Tailfinger Waldheim-Freizeiten. Den ersten haben mehr als 220 Kinder und über 60 Mitarbeiter gefeiert – und aus 280 Kehlen laut gesungen.

Albstadt-Tailfingen. Birgit Bech, die Leiterin des Waldheims Tailfingen, strahlt eigentlich meistens. An diesem Freitagnachmittag allerdings noch ein bisschen mehr als sonst, denn sie hat allen Grund dazu: "Ich bin unendlich dankbar, dass Ihr so gut behütet seid und dass wirklich gar nichts Schlimmes passiert ist", freut sich die Jugendreferentin der evangelischen Kirchengemeinde Tailfingen, nach zwei Wochen, in denen mehr als 220 Kinder und rund 60 Mitarbeiter eine herrliche, meist sonnenverwöhnte Freizeit auf dem Unteren Berg verbracht haben.

Weil sich in den morgendlichen Erzählstunden diesmal alles um Esther, das jüdische Mädchen, aus dem eine persische Königin wurde, gedreht hat, darf Esther auch beim Abschlussgottesdienst noch einmal auftreten. "Gott hat sie an den Platz als Königin gestellt, damit sie das jüdische Volk vor dem Tode retten kann", fasst Birgit Bech zusammen und fragt rhetorisch, wer denn da die Fäden in der Hand gehalten habe in diesem Leben. Und wer sie im Leben der Waldheim-Kinder in der Hand hält.

Je größer und älter man werde – Birgit Bech spricht aus Erfahrung – desto mehr merke man, dass man die Fäden seines Lebens nicht selbst in der Hand halte, dass Gott es sei, der einen lenke – "manchmal auch an ungemütliche Stellen". Doch die Geschichte von Esther solle den Kinder zeigen, dass sie Gott vertrauen könnten: "Wir müssen nur darauf achten und werden feststellen, dass es ganz gut ist, wo Gott uns hingestellt hat, dass alles gut werden kann, auch wenn wir es uns noch nicht vorstellen können".

Die 220 Waldheim-Kinder seien in den ersten zwei Ferienwochen am richtigen Platz gewesen, macht sie deutlich, hätten gut aufeinander aufgepasst. Und sie haben ein neues Lied gelernt, das sehr gut dazu passt und das sie nun aus 220 Kehlen schmettern: "Ich kann auf Dich vertrauen".

Natürlich erklingen auch die Waldheim-Klassiker, auf die sich Eltern, Großeltern, Geschwister und Waldheim-Fans aller Generationen jedes Mal freuen dürfen, wenn sie den Gottesdienst mitfeiern: "Immer mehr, von Dir, immer mehr" zum Beispiel und "Jesus lives in my house" – Jesus lebt in meinem Haus.

Für alle, die mit darin leben, beten die Ältesten in ihren Fürbitten, und es mag die Erwachsenen erschüttern oder zumindest nachdenklich machen, mit welchen Themen sich unbeschwert scheinende Ferienkinder heutzutage auseinandersetzen (müssen): Sie beten für die Heilung schwerer Krankheiten, um den Schutz vor der Ausbeutung durch große Konzerne, für das Ende der Kriege, für Familien, die jemanden verloren haben, für die Gleichberechtigung aller Menschen in allen Ländern – und dafür, "dass das Klima sich nicht weiter erwärmt und die Pole nicht abschmelzen".

Aber auch für die Kinder und Mitarbeiter der zweiten Freizeit, die am heutigen Montag beginnt, beten sie, ehe sie durch lauten Applaus jenen danken, die ihre erste Freizeit zu einem so schönen Erlebnis gemacht haben und die Birgit Bech einzeln zum Altar der Pauluskirche ruft: das fleißige Küchenteam um Simon Flügel, die Materialwarte Adrian Koch und Eric-Lars Kromer, Bene Liebgott, der als Fahrer und Bote unermüdlich unterwegs ist, und die Mitarbeiter, allen voran Olaf Ronsdorf, denn der Co-Leiter feiert 2019 ein Jubiläum – seine 25. Freizeit als Mitarbeiter. Der Applaus für Birgit Bech freilich, um den Olaf die Kinder bittet, fällt am lautesten aus. Und da strahlt sie wieder – noch ein bisschen mehr als sonst.