Zahlreiche Gäste erfreute das Jugendtanzleiterensemble des Schwäbischen Albvereins mit seinen Tänzen. Fotos: Conzelmann Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Hoher Besuch beim Fest zum 50-jährigen Bestehen der Europäischen Wandervereinigung

"Miteinander wandern statt gegeneinander marschieren" – so lautete einst die Devise bei der Gründung der Europäischen Wandervereinigung. Im Jahr von deren 50. Jubiläum gilt das mehr denn je.

Albstadt-Onstmettingen. "Wir Wanderer, für die die Natur und Landschaft weder an Ländergrenzen noch an Erdteilen aufhört, müssen überzeugte Vertreter der Auffassung sein, dass alle Menschen, gleich welcher Nationalität, Rasse, Farbe, Religion oder politischer Richtung, gleichwertige und gleichberechtigte Mitbürger einer die Menschheit umfassenden Gemeinde sind." Dieses Zitat des Gründers der Europäischen Wandervereinigung (EWV), Georg Fahrbach, steht seit Sonntag auf einer Gedenktafel beim Onstmettinger Nägelehaus zu lesen. Enthüllt wurde die Tafel anlässlich des 50-jährigen Bestehens des EWV im Beisein von allerhand Prominenz, die den Weg auf den Raichberg gefunden hatte.

Den Reigen der Festredner eröffnete Boris Micic, Präsident der Europäischen Wandervereinigung, die im internationalen Sprachgebrauch "European Ramblers Association" genannt wird. Der Serbe berichtete in seiner auf Englisch gehaltenen Rede von den Anfängen der EWV und deren Entwicklung. Gestartet seien sie 1969 bei der Gründung auf dem Raichberg mit acht Organisationen aus fünf Staaten, heute sind in der Association 63 Organisationen aus 34 Ländern vertreten.

Die Zahl der europäischen Fernwanderwege sei nunmehr auf zwölf gestiegen, mehrere 10 000 Kilometer können ohne Grenzen abgewandert werden. Darauf hob auch Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Schwäbischen Albvereins, ab: "Andere Menschen, andere Kulturen, andere Bräuche kennenzulernen eröffnet Verständnis, stiftet Freundschaften und führt so zu einem friedlichen Miteinander in Europa", betonte er und schloss mit dem Wandergruß "Frisch auf!"

Das Friedensprojekt Europa liegt auch Friedlinde Gurr-Hirsch am Herzen. Sie brachte Grüße des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit, dessen Frau Gerlinde in der ersten Reihe der vielen Jubiläumsgratulanten saß. Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, erinnerte daran, dass 1969, im Gründungsjahr der EWV, auch die Mondlandung und der Atomsperrvertrag die Nachrichten beherrscht hätten. Bürger hätten damals den europäischen Gedanken mit Leben gefüllt.

Sie dankte auch den Landwirten, die gerade in Deutschland per "Schützen durch Nützen" die Heimat pflegten. "Die Gesellschaft ist heute sehr weit weg von der Natur, kaum noch jemand hat Dreck unter den Fingern", sagte die CDU-Politikerin und ermunterte zum Kauf regionaler Produkte. "Essen und trinken für die Landwirtschaft können wir alle!" rief sie den Wanderfreunden im gut gefüllten Festzelt zu.

Für reichlich Lokalkolorit sorgten Landrat Günther-Martin Pauli und Albstadts Oberbürgermeister Klaus Konzelmann. Beide wurden nicht müde, die Schönheit der Zollernalb respektive Albstadts zu loben. "Für besondere Gäste scheint bei uns immer die Sonne!", meinte Pauli. Der Zollernalbkreis müsse sich im bundesweiten Vergleich der 441 Landkreise und kreisfreien Städte nicht verstecken: In Sachen Lebensqualität belegt der Landkreis laut dem Magazin Focus den ersten Platz, woran auch das gute Wandernetz einen beträchtlichen Anteil habe.

Klaus Konzelmann freute sich indes, dass die Europäische Wandervereinigung in einem der heutigen Albstädter Stadtteile gegründet wurde. "Miteinander wandern, nicht gegeneinander marschieren!" gab der passionierte Wanderer und Mitglied des Verschönerungsvereins Truchtelfingen als Maxime aus und versprach mit Blick auf das angenehme Herbstwetter: "Bei uns ist es immer so schön!"

Bezaubernde Tänze und knitze Liedtexte brachte anschließend das Jugendtanzleiterensemble des Schwäbischen Albvereins mit. Junge Tänzerinnen und Tänzer aus Ortsgruppen in Württemberg und Baden pflegen dabei Brauchtum und Identität, "und zwar ganz", wie Manfred Stingel von der Volkstanzgruppe Frommern betont, "ohne Nationalismus".