Kooperation: Hochschule und IHK wollen Forschung und Unternehmertum noch stärker vernetzen
Was seit vier Jahren gut funktioniert, geht weiter – und zwar noch besser als bisher: Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen und die Industrie- und Handelskammer Reutlingen-Tübingen-Zollernalb (IHK) erneuern ihren Kooperationsvertrag. Und bringen ihn auf den Stand der Zeit.
Albstadt-Ebingen. Manche Verträge schlummerten in Schubladen – dieser werde gelebt, und künftig noch intensiver, erklärte Christian O. Erbe, Präsident der IHK, am Mittwoch, ehe er und Ingeborg Mühldorfer, Rektorin der Hochschule, den Kooperationsvertrag ihrer Institutionen erneuerten. Das inhaltlich runderneuerte Werk ist die Basis für enge Zusammenarbeit zum Vorteil von Wirtschaft und Forschung in der Region, die von vielen unbemerkt bleiben mag und doch dazu beiträgt, die Region zu stärken.
Worum geht es? Die Firmen brauchen dringend qualifizierte Fachkräfte, und zwar praxiserfahrene. Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen (HS) als Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) bildet solche aus: keine verkopften Theoretiker, wie sie von manchen Universitäten abgehen, sondern akademische Praktiker, die schon während des praxisnahen Studiums in und für regionale Unternehmen gearbeitet haben – und wissen, was die Wirtschaft braucht.
Mit der Neuauflage des Kooperationsvertrags von 2014 wollen Hochschule und IHK den Wissensaustausch verstärken, neue Formate auf bisherigen, gemeinsamen Veranstaltungen und Gesprächsforen aufbauen und – etwa durch den Cluster "Technische Textilien" – den Firmen noch mehr Einblicke in neue Technologiebereiche vermitteln. Im Gegenzug versorgen die Unternehmen die Hochschule mit Erfahrungswissen, um die Lehre zu verbessern: ein echtes Win-Win-Geschäft.
Als Beispiel nannte Ingeborg Mühldorfer den berufsbegleitenden Bachelorstudiengang Technische Informatik, der im Wintersemester 2019/2020 starten soll. Er wird Technikern, Mechatronikern und Fachinformatikern nebenberuflich ein wissenschaftliches Studium ermöglichen – in der Region ist das einmalig. Zusatzvorteil für Nutzer: Bereits an der IHK erworbene Kompetenzen sollen angerechnet werden.
Neu aufgenommen in den Vertrag haben die Partner die Zukunftsthemen Digitalisierung und Gründung: Studierende dürfen die Beratung beider Partner in Anspruch nehmen und kommen in den Genuss praxisbezogener Lehrveranstaltungen der IHK. Das soll es ihnen leichter machen, nach dem Studium mit ihren Geschäftsideen durchzustarten – etwa in der Technologiewerkstatt in Tailfingen oder im Innovationscampus Sigmaringen. Erbe kommt es darauf an, unter den teils kuriosen Ideen die Rohdiamanten zu identifizieren und zu schleifen.
Um Studierende fit zu machen in Sachen Digitalisierung, bietet die Hochschule den weiterbildenden Masterstudiengang Data Science an und kommt damit der hohen Nachfrage nach Spezialisten für Machine Learning, künstliche Intelligenz und Big Data nach. Sie will, wie Mühldorfer versichert, ihre Aktivitäten in Sachen digitale Bildung verstärken und die Kooperation mit der IHK auf diesem Feld ausbauen. "Die Landkreise Zollernalb und Sigmaringen sind überdurchschnittlich stark vom demografischen Wandel und damit vom Fachkräftemangel betroffen", erklärt die Rektorin. Der neue Vertrag trage dazu bei, Studierende der Hochschule früh mit potenziellen Arbeitgebern zusammenzubringen und in der Region zu halten.
Dass Studierende der Hochschule Albstadt-Sigmaringen laut einer Befragung des Statistischen Landesamtes mit einer Quote von 94 Prozent überdurchschnittlich zufrieden seien mit ihrer Ausbildung – verglichen mit anderen HAW in Baden-Württemberg – wertete die Rektorin als positives Zeichen. Sie und ihr Team wollen daher weiter arbeiten an der Konzeption neuer, praxisnaher Studiengänge. Ein Forschungsschwerpunkt der Hochschule am Standort Albstadt sei "Industrie 4.0"; die Hochschule suche dafür intensiv nach neuen Partnern in der Industrie und habe sogar zwei neue Stellen für Innovations- und Transfermanager sowie ein neues Programm geschaffen: "Start 2 Research" – beginne zu forschen – fördere studentische Forschungs- und Gründerideen.
Hinzu kommen zwei Projekte, die den Unternehmergeist in der Lehre verankern sollen: "School of Entrepreneurship", die Schule für Unternehmergeist, und "Go youR Own Way" (Grow) – gehe Deinen eigenen Weg (Wachse). An Erbe und IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp gewandt, betonte Ingeborg Mühldorfer: "Ich freue mich, mit Ihnen einen starken Partner zu haben, so dass wir gemeinsam die Region nach vorne bringen können."