Foto: Schwarzwälder Bote

Was macht man, wenn man keine Probleme hat? Man macht sich

Was macht man, wenn man keine Probleme hat? Man macht sich welche. Das trifft natürlich nicht auf alle Menschen zu. Auf einige allerdings schon. Zum Beispiel auf jene, die – ohne Not – Essensreste, Fruchtschalen, ganze Bündel von Gemüse und vieles andere mehr zum Fenster raus werfen, anstatt das Ganze in der Biotonne zu entsorgen. In Albstadt geschieht dies zum Beispiel an einem Ebinger Abschnitt der Schmiecha.

Wer glaubt, das sei doch alles Natur, werde dann schon verwittern und dem Boden sogar noch wertvolle Nährstoffe zuführen, der irrt gewaltig. Zum ersten sieht es einfach unappetitlich aus, wenn Grün- und sonstige Abfälle in Bachbetten, in Straßengräben und auf Wiesen herumliegen. Bis die Schale einer Wassermelone verrottet, dauert es eine ganze Weile. Und wer weiß, womit die Frucht zuvor gespritzt worden ist? Das Pestizid gerät dann unkontrolliert mit in die Umwelt.

Zum zweiten gehört nicht jede Art von Pflanze in jede Art von Natur. Wer einen Blumenstrauß mit exotischen Arten in einen Älbler Mischwald wirft, tut dem damit keinen Gefallen, denn jede Blüte trägt Samen, und der Samen einer afrikanischen Königs-Strelitzie hat nun wirklich nichts zwischen Buchen und Fichten verloren, ebensowenig wie Melonenschalen und -kerne in einem Bachbett.

Was im Ebinger Fall jedoch noch viel schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass sich Scharen von Wanderratten dadurch angezogen fühlen. Wer gerne Tiere beobachtet, der muss nicht in die Stuttgarter Wilhelma fahren, sondern nur mal eine halbe Stunde an der Schmiecha stehen und die Augen offen halten. Dort gibt es regelrechte Wildwechsel, wenn die Ratten aus einem Loch raus und ins andere hinein schlüpfen. In der Kanalisation finden sie ihre Autobahn, gelangen in Keller, somit an die dortigen Vorräte – und im schlimmsten Fall sogar in Wohnungen.

Mit sich bringen sie Erreger ekelhafter und gefährlicher Krankheiten, gefährden dadurch Menschen wie Haustiere. Und letzten Endes müssen die Nager mit Gift bekämpft werden, das auf diese Weise ebenfalls in die natürlichen Kreisläufe gerät. All das nur, weil manche meinen, keine Biotonne benutzen zu müssen.

Falsch verstandene Tierliebe leistet in Albstadt schon lange der Ausbreitung der "Ratten der Lüfte" Vorschub. Brot, das ganze Körbe füllen würde, war früher hinter dem inzwischen abgerissenen Parkhaus Hallenbad zu finden – Brot, über das sich Scharen von Tauben hermachten, die auf diese Weise regelrecht gezüchtet wurden. Eine hohe fünfstellige Summe musste die Stadt investieren, um den Taubenturm unweit der Schmiecha aufzustellen, damit sie wenigstens die Eier der lästigen Stadtvögel einkassieren und vernichten lassen kann. Viel besser geworden ist die Situation trotzdem nicht, denn noch immer wimmelt es von den grauen Vögeln in der Innenstadt. Speziell rund um die Freiluft-Plätze vor manchen Bäckereien.

Warum wohl? Weil auch dort gelegentlich Gäste sitzen, die meinen, etwas Gutes zu tun, indem sie ihre Brötchenkrumen mit den Tauben teilen. Auf dass diese etwas haben, das sie dann in Form von Kot auf historischen Mauern hinterlassen können. Oder beim Bad in der Wasserrinne in der Marktstraße, in der dann wieder Kinder spielen. Ob die Tierfreunde sich so etwas klar machen? Wohl kaum.