"Südlich von Stuttgart" (oben) mit den Sängern Annette Kienzle, Michael Pflumm und Carla Thullner sowie Martinskantor Steffen Mark Schwarz (unten, Mitte) haben das dritte "Crossover"-Konzert zu einem Gänsehaut-Erlebnis gemacht. Fotos: Reich/Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

"Crossover": "Südlich von Stuttgart" brilliert mit großartigen Solisten und einem beschwingten Organisten

Zum dritten Mal haben sich "Südlich von Stuttgart", Kantor Steffen Mark Schwarz und Sopranistin Carla Thullner zum "Crossover"-Konzert vereint. Ein besonderer Gast verlieh dem Konzert vor magentafarbener Kulisse noch mehr Klasse: Tenor Michael Pflumm.

Albstadt-Ebingen (mir/key). Nein. Es ist kein Geheimtipp mehr. Wenn "Südlich von Stuttgart", der Ebinger Martinskantor Steffen Mark Schwarz und Carla Thullner, die als Sopranistin und Pop-Sängerin den "Crossover" in persona verkörpert, sich zusammentun, füllt sich die Martinskirche von alleine. So war es auch am Sonntagabend: Das – wahrlich nicht kleine – Gotteshaus war mit mehr als 750 Zuschauern richtig voll besetzt.

Die Musiker und Sänger ließen sich davon nicht beeindrucken, lieferten dafür einen äußerst entspannten Auftritt. Die Band mit Sängerin Annette Kienzle, Wolfgang Fischer am Klavier, Ralf Gugel an der Gitarre, Christian Baumgärtner am Schlagzeug, Alex Wolpert an Saxofon und Keyboard, Johannes Killinger am Bass und Echo-Preisträger Herbert Wachter an den Percussions hatte sich für bewusst ruhige Literatur entschieden. "Rio de Janeiro Blue" von Randy Crawford, "This Will Be" von Natalie Cole und "I Can’t Go For That" von "Hall and Oates": "Südlich von Stuttgart" orientierten sich an ihren Soul- und Swing-Wurzeln.

Ihnen zur Seite standen ebenfalls Profis: Das Repertoire der klassisch ausgebildeten Sopranistin Carla Thullner umfasst sowohl weltliche als auch kirchliche Werke. Der aus Hechingen stammende Tenor Michael Pflumm, der international erfolgreich ist, brachte mit seiner ausdrucksstarken, warmen Stimme eine ganz neue Farbe in die dritte Auflage des Konzerts. Gemeinsam mit Steffen Mark Schwarz an der Rensch-Orgel beschenkten sie ihr Publikum – mal im Duett, mal solo – mit herrlichen Werken wie dem berühmten "Panis Angelicus", dem originellen "Pie Jesu" von Andrew Lloyd Webber, Samuel Barbers "Sure On This Shining Night" und Henry Purcells "Music For A While". Johann Sebastian Bachs "Praeludium et Fuga", BWV 545, peppte Schwarz im "Play Bach"-Stil auf und zeigte, wie viel Pfiff Kirchenmusik haben kann.

Eine weitere Hauptrolle spielte das Licht: In sattes Magenta hatten Matthias Raible und Konstantin Greger von "Sound, Light and More" die Emporen und den Altarraumgetaucht, wo sie die Szenen von der Orgel-Empore auf weißen Satin projizierten und dem Ereignis damit zusätzlichen Zauber verliehen.

Zu den Höhepunkten des Abends gehörten "Somewhere" aus der West-Side-Story, das Michael Pflumm in neuem, rhythmischen Arrangement präsentierte, und "Time To Say Goodbye", bei dem er sich ein starkes Duett mit Carla Thullner lieferte, aber auch "Ella, elle l’a" von France Gall, bei dem Annette Kienzle den Ton angab und das Publikum sich nicht mehr auf den Sitzen halten konnte, begeistert mitklatschte und mitwippte. Als Sänger glänzte Christian Baumgärtner mit dem Beatles-Klassiker "When I’m 64" , und bei Simon and Garfunkels "Sound of Silence" brillierte Ralf Gugel mit einem bemerkenswerten Gitarren-Intro.

Dass der Erlös der Sanierung der Martinskirche zugute kommt, war einmal mehr den anonymen Sponsoren zu verdanken, die auch für das nächste Jahr schon Unterstützung zugesagt haben – was das Publikum ebenso mit stehendem Applaus quittierte wie das ganze Konzert.