Ohne ihren Einsatz hätte es in Albstadt keine Kinder- und Jugendliteraturtage gegeben: Cordula Stepper von der Stadtbücherei, Kulturamtschef Martin Roscher, Eugen Straubinger vom Rotary-Club Ebingen, Stadtbüchereichefin Christine Widmann-Simon, Carmen Bitzer-Eppler, Albschreiber Manfred Mai und OB Jürgen Gneveckow (von links). Foto: Kistner

Am Sonntag werden in Tailfinger Thalia-Theater die Baden-Württembergischen Kinder- und Literaturtage eröffnet.

Albstadt - Albstadts Tourist-Info hatte gestern noch 25 Eintrittskarten für die Eröffnungsveranstaltung der 18. Baden-Württembergischen Kinder- und Jugendliteraturtage vorrätig, die am Sonntag im Thalia-Theater über die Bühne geht. Wer noch eine will – sie kostet nichts! – , sollte sich sputen.

Jetzt müssen die übrigen 72 Literaturveranstaltungen, die dem von Fernsehmann Malte Arkona moderierten Eröffnungs-Talk folgen, nur ähnlich gut besucht sein – interessant genug wären sie ja. 37 Lesungen sind geplant, 15 davon an Schulen, zehn in Kindergärten, und zwölf für die Öffentlichkeit; 21 Autorinnen und Autoren stellen sich Albstadts jungen und junggebliebenen Literaturfreunden in den kommenden drei Wochen vor. Allein Albschreiber Manfred Mai wird wenigstens 15mal in offizieller Mission den Kontakt zur Leserschaft suchen und finden – vielleicht in Begleitung seines Namensvetters "Manni", der kein Libero, sondern ein Papageientaucher ist: Das Motto der Literaturtage lautet "lesen – abheben – eintauchen"; welches Maskottchen würde dazu besser passen als ein Vogel, der fliegen, schwimmen, tauchen und offenbar auch lesen kann.

Nicht zuletzt dank Mais Bereitschaft, die Kontakte zu den Kollegen zu nutzen, finden sich unter den Autoren, die zu den Literaturtagen kommen, etliche bekannte Namen – Jürgen Banscherus zum Beispiel, preisgekrönter Kinderkrimiautor, oder Dagmar Chidolue, Verfasserin zahlreicher "Millie-Bücher". Prominentester Gast dürfte Mirjam Pressler sein, die sich als Autorin ebenso einen Namen gemacht hat wie als Übersetzerin fremdsprachiger, an erster Stelle israelischer Literatur. Sie zählt neben Mai, der Autorin, Regisseurin und Produzentin Elisabeth Arzberger sowie dem Verlagsleiter Hans-Joachim Gelberg zu den Teilnehmern einer Diskussionsrunde, die sich am Donnerstag, 25. Oktober, im Ebinger Bildungszentrum mit der Frage befasst, wie der Wandel der Medienwelt sich auf Leseverhalten, Buchkonsum und Buchhandel auswirkt.

Sechsmal steht Theater auf dem Programm – ein Highlight für kleine und große Fans dürfte das Gastspiel werden, das die Augsburger Puppenkiste am Mittwoch, 31. Oktober, im Thalia-Theater gibt. Gespielt wird "Urmels große Reise". Der Dialekt kommt auch zu seinem Recht, unter anderem am Dienstag, 16. Oktober, bei der Präsentation der Ergebnisse des Schulwettbewerbs: Die Gymnasiasten hatten die Aufgabe, auf Schwäbisch dichten; man darf gespannt sein, was jene Generation in der Nachfolge Sebastian Blaus zuwege bringt, die angeblich kein Schwäbisch mehr kann.

Sprache und Musik gehören zusammen – das musikalische Angebot der Kinder- und Jugendliteraturtage umfasst unter anderem einen "Herr-der-Ringe"-Abend und ein Konzert, dessen Titel "Der Graf" nicht weniger suggestiv wirkt als der Name des Ensembles – es heißt "Midnight Story Orchestra".

Nicht fehlen darf natürlich der "Poetry Slam" – er wird am Donnerstag, 18. Oktober, in der Ebinger Festhalle austragen und ist für die Jugend bestimmt, die bei diesen Literaturtagen nicht ganz so zentral im Fokus steht wie die Kinder. Diese lassen sich nach Manfred Mais Erfahrung leichter für Lesen, Bücher und Autoren begeistern als die Großen. Er plädiert daher fürs möglichst frühe Anfangen, scheut aber auch das Auswärtsspiel in höheren Klassen nicht – anders als skrupulöse Kollegen sieht er in Lesungen in der Schule oder im Gefängnis keine Zwangsveranstaltung, sondern eine Chance. Für Autor und für Zuhörer.