Kalter Jahresauftakt: Im Hochhaus auf Stiegel ist die Heizung noch immer nicht in Betrieb. Foto: Eyrich

Rechtsanwalt einiger Bewohner im unbeheizten Hochhaus in Tailfingen hat Schockierendes recherchiert.

Albstadt-Tailfingen - Gemeinsam gehen 15 Mieter des Hochhauses in der Heubergstraße 13 gegen die Tatsache vor, dass die Heizung dort nicht in Betrieb ist. Was ihr Anwalt herausgefunden hat, schockiert sie – und es wirft ein ganz neues Licht auf die Angelegenheit.

"Keine Antwort auf die wichtige Frage, wo eigentlich die Kautionen der Mieter verblieben sind und warum die Wohnungen nicht beheizt werden", hat Adolf Philipp Hünermund, Rechtsanwalt von 15 der zurzeit noch rund 35 Mietparteien im Hochhaus auf Stiegel vom Hausverwalter Markus Schmitt erhalten – trotz mehrerer Anfragen, die er seit dem 15. November an Schmitt geschickt hat.

Zur Erinnerung: Das Hochhaus wird seit Monaten nicht beheizt; als Grund gibt Schmitt an, dass die Heizung kaputt sei und sie nicht repariert werden könne, ehe Mietrückstände einiger Mieter in Höhe von angeblich 45.000 Euro beglichen seien. Damit müssen auch jene Mieter frieren, die ordnungsgemäß zahlen – oder teure Heizlüfter verwenden.

Hausverwalter oder Hausvermieter?

Inzwischen hat Anwalt Hünermund recherchiert und sagt: "Die Eheleute Schmitt sind Eigentümer des Hauses." Die Firma "Markus Schmitt Hausverwaltung" habe ihren Firmensitz in der Riedlinger Straße 1 in Sigmaringen, die Firma Immobilienservice Schmitt, die seine Frau Martina betreibe, ihren Sitz in der Riedlinger Straße 3. Nach Hünermunds Angaben ist Markus Schmitt bisher nur als Verwalter aufgetreten – neue Mieter hätten Courtage-Rechnungen von der Immobilienfirma seiner Frau erhalten. Damit habe Schmitt quasi sein eigenes Haus gegen Maklergebühr vermietet.

In der Riedlinger-Straße 1 in Sigmaringen – Postadresse der Hausverwaltung – befinde sich ein Kfz-Teile-Handel, so Hünermund. Der Briefkasten der Hausverwaltung hingegen sei in der Riedlinger Straße 3, ebenso wie jener der Immobilienfirma.

Schockiert haben die Hausbewohner auch die Details der Nebenkostenabrechnung, die Hünermund – nach mehreren Mahnungen – erhalten hat. Darin seien 12 500 Euro als Kosten für das Hausmeisterehepaar im Jahr 2012 aufgeführt. Dieses habe jedoch nur 200 Euro pro Monat bekommen, also insgesamt 2400 Euro im Jahr.

Die Stromrechnung ist immens gestiegen

Als Entschädigung für die hohen Kosten, welche die Heizlüfter verursachen, habe die Hausverwaltung den Mietern Nachlässe angeboten – in unverhältnismäßiger Höhe, wie das Beispiel einer Mieterin zeigt, die eine Drei-Zimmer-Wohnung bewohnt und der ein Nachlass in Höhe von 55 Euro für den Zeitraum von zwei Wochen angeboten wurde. Die Bewohnerin, die bisher einen Abschlag in Höhe von 46 Euro monatlich für Strom bezahlt hat, hat ihren Verbrauch überprüft und herausgefunden: Vom 1. November bis zum 28. Dezember hat sie Strom zum Preis von 326 Euro verbraucht.

Die Miete fließt auf ein Anderkonto

Derzeit überweisen die Mandanten von Adolf Hünermund ihre Miete inklusive Nebenkosten auf ein Anderkonto, nicht an den Hausverwalter respektive -eigentümer. "Mit dem Geld wollen wir Öl einkaufen, um auf dem Wege der Ersatzvornahme" – so der juristische Fachbegriff – "die Heizung selbst zu betreiben, wenn wir rechtlichen Zugang erhalten."

Eine Reihe von Beschlüssen des Amtsgerichts Albstadt kann Hünermund bereits vorweisen. Darin wird dem Antragsgegner – Markus Schmitt – aufgegeben, für die Beheizbarkeit der Wohnung des jeweiligen Antragstellers "unverzüglich Sorge zu tragen". Der Antragsgegner habe außerdem die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Wirkung gezeigt haben die Beschlüsse des Amtsrichters bisher freilich nicht.

Aktiv geworden ist inzwischen auch ZUG-Stadträtin Elke Rapthel. Ihr ist es gelungen, eine 102 Kilowatt-Ölheizung ausfindig zu machen, die noch voll funktionsfähig ist und die Abgasnormen erfüllt – ausrangiert wurde sie nur deshalb, weil der Hausbesitzer auf eine umweltfreundlichere Gasheizung umgestellt hatte. Per E-Mail hat Elke Rapthel am 24. November bei Markus Schmitt angefragt, ob er bereit wäre, diese Heizung einzubauen. Kosten wären lediglich für Transport und Einbau entstanden. Doch dieser Kontaktversuch blieb ebenso unbeantwortet, wie Rapthels telefonische Anfrage.

Einige Jüngere sind schon ausgezogen

Nach Elke Rapthels Informationen sind inzwischen mehrere jüngere Mieter aus dem Haus ausgezogen – das bestätigt auch Adolf Hünermund. Weitere planen offenbar, so schnell wie möglich auszuziehen. Das – so vermuten noch verbliebene Mieter – könnte die eigentliche Absicht des Hausbesitzers sein.

An die Stadt Albstadt hat sich Hünermund mit Schreiben vom 16. November gewandt. Daraus geht hervor, dass er im Auftrag eines Mandanten "einen Insolvenzantrag gegen die Firma Markus Schmitt gestellt" hat – basierend auf der öffentlichen Äußerung von Schmitts Mitarbeiter Stefan Buck, dass der Betreiber der Wohnanlage nicht in der Lage sei, die Heizanlage zu reparieren. Nach Angaben des Anwalts prüft die Stadt derzeit bei den zuständigen Stellen, ob es möglich ist, Schmitt die Gewerbeerlaubnis zu entziehen.

Markus Schmitt war für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen.